Britische Wirtschaft wächst schneller als gedacht - Altes Niveau weit weg

Reuters · Uhr

London (Reuters) - Die britische Wirtschaft hat sich im Sommer von ihrem Corona-bedingten Rekordabsturz stärker erholt als bislang angenommen.

Das Bruttoinlandsprodukt wuchs von Juli bis September um 16,0 Prozent zum Vorquartal und damit so schnell wie noch nie, wie das Statistikamt in London am Dienstag mitteilte. Die Verbraucher gaben wieder mehr Geld aus, ebenso wuchs der Staatskonsum, während die Unternehmen mehr investierten. Im Frühjahr hatte es wegen der Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung einen Rekordeinbruch von 18,8 Prozent gegeben. Trotz der Aufholjagd liege die Wirtschaftsleistung noch um 8,6 Prozent unter dem Vorkrisenniveau Ende 2019, betonten die Statistiker.

Die Bank of England geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im zu Ende gehenden vierten Quartal um mehr als ein Prozent sinken wird. Für das gesamte Jahr 2020 rechnen Experten mit einem noch nie dagewesenen Konjunktureinbruch von etwa elf Prozent. Der Rückgang fiele damit in etwa doppelt so stark aus wie in Deutschland. Die im November verhängten neuen Kontaktbeschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie treffen in erster Linie den Dienstleistungssektor, der in Großbritannien besonders groß ist und etwa 80 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht.

Wie es im kommenden Jahr weitergeht, hängt auch vom Ausgang der Brexit-Verhandlungen mit der Europäischen Union ab. Über die künftigen Beziehungen zueinander samt Freihandelsabkommen wird seit Monaten gerungen - bislang ohne Ergebnis. Sollte der Vertrag nicht bis Jahresende stehen, würde Großbritannien ohne Abkommen aus der EU ausscheiden - weshalb die Wirtschaft ab Anfang 2021 Chaos und steigende Zölle befürchtet.

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