Chinas Schulden sind ungefährlich

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Viele fragen sich, ob nicht in China bald die nächste Schuldenblase platzen könnte. Seit der Finanzkrise ist der Gesamtschuldenstand bestehend aus den Schulden des Staates, der Unternehmen, der Banken und der Privathaushalte massiv angestiegen und die Immobilienpreise sind es auch. Das alles gleicht, die reine Statistik betrachtet, sehr der Entwicklung in den USA bis zum Platzen der Immobilienblase im Jahr 2007.

China-Crash würde Weltwirtschaft in den Abgrund reißen

Namhafte Experten wie hierzulande Dirk Müller, bekannt auch als Mister DAX, oder die Hedgefondslegende George Soros warnen wegen des chinesischen Schuldenberges schon lange vor einen Crash des Reichs der Mitte mit entsprechenden Schockwellen für die gesamte Weltwirtschaft. Im letzten Punkt haben sie Recht. Gäbe es einen Crash in China, wären die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft enorm. Japan, das sehr viel nach China exportiert, wäre sehr stark betroffen, genauso auch Deutschland. Fast das gesamte Wachstum der heimischen Automobilindustrie in den vergangenen Jahren kam aus dieser Region. Doch der Crash dürfte ausbleiben.

Erster Blick täuscht

Der Blick auf die reine Schuldenstatistik täuscht. Getrennt werden muss zwischen Staatsschulden und privaten Schulden. Staatsschulden sind viel weniger problematisch. Das zeigt das Beispiel Japan mit 240 Prozent reinen Staatsschulden zum Bruttoinlandsprodukt. Sie mögen auf lange Sicht zu mehr Inflation führen, irgendwann. Ausfall droht aber nicht. Denn sofern sich die Staaten in ihrer eigenen Währung verschulden, können sie nicht pleite gehen. Denn sie haben die Notenbank mit der Notenpresse. Nun sind in China aber vor allem die Unternehmensschulden so stark gestiegen in den letzten Jahren, wo die Frage berechtigt ist, warum dies dann nicht genauso gefährlich ist wie der starke Anstieg der Verschuldung der Privathaushalte in den USA vor der Finanzkrise. Ganz einfach. Gestiegen ist vor allem die Verschuldung der Staatsunternehmen und deshalb sind diese Schulden als Staatsschulden zu betrachten, ein Ausfall unrealistisch.

Und zum boomenden Immobilienmarkt in China gibt es auch einen entscheidenden Unterschied zu dem in den USA damals. Die Eigenkapitalquoten liegen im Riesenreich bei über einem Drittel. Viele finanzieren nur zu 50 Prozent. In Amerika wurden die Häuser am Ende des Booms zu 100 Prozent finanziert. Und ohne hohe Fremdkapitalquoten gibt es keinen Crash mit Kreditausfällen. Das zeigt die Geschichte.

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