Corona-Grenzkontrollen lösen Sorgen über Lieferengpässe aus

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Berlin (Reuters) - Die deutschen Spediteure und die Autobranche warnen wegen der beschlossenen Kontrollen und der Corona-Testpflicht an mehreren Grenzen vor Liefer-Engpässen und Produktionsausfall.

"Wir sind stinkesauer", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterverkehr und Logistik (BGL), Dirk Engelhardt, am Freitag. Der Bund habe Pflicht-Tests für Lkw-Fahrer ohne eine praktikable Strategie beschlossen. "Wer ohne Ausnahme für den Güterverkehr negative Corona-Tests vor der Einreise fordert, muss auch dazu sagen, wo man diese Tests machen kann", forderte Engelhardt. "Anderenfalls bleiben nicht nur viele Supermarkt-Regale leer, weil uns die Lkw-Fahrer fehlen, sondern die Laufbänder vor allem auch in der Automobilindustrie stehen still, weil sie nicht mehr beliefert werden können." Die Präsidentin des Automobilverbands VDA, Hildegard Müller, warnte: "Erste Produktionsbänder werden bereits nach wenigen Stunden stehen, wenn die Materialversorgung ausbleibt."

Engelhardt verlangte Testzentren an den Grenzen oder eine Akzeptanz von Schnelltests ohne ärztliche Bescheinigung. Die Bundesregierung verwies auf die Verantwortung der Bundesländer. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärte, für alle Grenzpendler und Grenzgänger, die in Tschechien lebten und in Ostbayern arbeiteten, werde wegen der hohen Infektionszahlen mit mutierten Coronaviren eine Pendelquarantäne eingeführt. Das heißt, sie dürfen die Wohnung nur noch für den Weg zur Arbeit verlassen. Größere Betriebe in der Region sollen Schnelltests für ihre Belegschaft erhalten.

FURCHT VOR MUTATIONEN LÖSTEN GRENZBESCHLÜSSE AUS

Wegen der Virus-Mutanten hatte Deutschland verschärfte Kontrollen und Pflichttests an den Grenzen zu Tschechien und dem österreichischen Bundesland Tirol beschlossen, die am Sonntag in Kraft treten. Auch die Slowakei wird als Mutations-Gebiet eingestuft. Im Gespräch ist dies auch für das Grenzgebiet zu Frankreich.

An den Beratungen waren zwar Innen-, Gesundheits- und Außenministerium beteiligt, das Verkehrsministerium aber nicht. Es wollte sich am Freitag auch nicht zu der Entscheidung äußern. Um die Lieferketten aufrechtzuerhalten, brauchten Lkw-Fahrer bisher keinen Test, solange sie sich nicht länger als 72 Stunden in einem Land aufhalten. Der Sprecher des federführenden Innenministeriums erklärte, man werde jetzt mit den Ressorts über Ausnahmen verhandeln. Dort gebe es unterschiedliche Interessenlagen. Mögliche Ausnahmen seien jedoch "eng begrenzt". Die Tests gelten als Kern des Beschlusses.

Der VDA wies darauf hin, dass viele Teile für die Autoproduktion an deutschen Standorten aus Österreich und Tschechien direkt ans Montageband geliefert würden. "Wenn es aufgrund der Test- und Anmeldepflichten an den Grenzen zu längeren Staus kommt, ist mit einem Abriss der Lieferkette und kurz danach mit Produktionsstillstand in vielen Pkw-Werken in Deutschland zu rechnen", warnte Verbandspräsidentin Müller.

Als Frankreich wegen der Virus-Mutationen in Großbritannien im vergangenen Jahr eine Testpflicht verhängte, führte dies zunächst zu Chaos am Ärmelkanal. Inzwischen gibt es dort aber Testzentren, die laut BGL einen ärztlich bestätigten Test binnen weniger Minuten möglich machen.

Nach Angaben von BGL-Hauptgeschäftsführer Engelhardt wäre es am besten, die Fahrer in ihren gut isolierten Fahrerhäusern von der Testpflicht auszunehmen. Auch die EU fordere, die Lieferketten über sogenannte "Green Lanes" aufrecht zu erhalten. Für die Unternehmen sei es derzeit auch schwierig, Berufspendler etwa aus Tschechien auf den Lkw einzusetzen.

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