Das ist das europäische Pendant zu DAX-Aufsteiger Delivery Hero

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Das Unternehmen Delivery Hero  steht momentan im besonderen Fokus der Anleger. Nach einer beeindruckenden Entwicklung in den letzten Jahren ist das Unternehmen nach dem unrühmlichen Ende von Wirecard nun seit etwas mehr als einem Monat im DAX. Dabei ist das Unternehmen mit Sitz in Berlin überhaupt nicht in Deutschland tätig. Daher stellt sich die Frage, welches Unternehmen hinter den hier bekannten Namen wie „Lieferando“ und „pizza.de“ steht.

Der Lieferdienst der entwickelten Märkte

Das niederländische Unternehmen Just Eat Takeaway.com ist der größte Dienstleister für Online-Lebensmittellieferungen in Europa. Das Unternehmen „takeaway.com“ wurde 1999 in Amsterdam gegründet und das heute bestehende Unternehmen entstand aus einer Übernahme bzw. Fusion mit dem britischen Konzern Just Eat im letzten Jahr. Es stellt, ähnlich wie Delivery Hero, einen Marktplatz zur Verfügung, auf dem Kunden und Restaurants miteinander in Verbindung treten und Kunden Onlinebestellungen aufgeben können. Dabei verdient das Unternehmen bei jeder vermittelten Bestellung eine Provision. Zudem bietet das Unternehmen zusätzlich zum Marktplatz Lieferdienste für Unternehmen an, die keinen eigenen Lieferdienst haben.

Das Unternehmen verband im letzten Jahr über 53.000 angeschlossene Restaurants mit fast 20 Mio. verschiedenen Kunden und erreichte dabei fast 160 Mio. Bestellungen. Knapp 80 % der Umsätze 2019 fanden dabei in Deutschland und den Niederlanden statt, während der restliche Umsatz in anderen Ländern Kontinentaleuropas und in Israel erzielt wurde.

Das Unternehmen besitzt eine sehr stabile Eigentümerstruktur. CEO und Gründer Jitse Groen besitzt weiterhin rund 10 % am Unternehmen, während die US-Investmentbank Morgan Stanley sogar 18 % besitzt. Delivery Hero besitzt durch seinen Anteilsverkauf des Deutschland-Geschäfts („Lieferheld“, im Dezember 2018) ebenfalls 10 %, sodass circa 40 % des Unternehmens in festen Händen sind. Durch diese Ankeraktionäre entsteht bei gleichzeitig genügend Free Float eine gewisse Stabilität. Onlinelieferdienste sind Gewinner der Corona-Krise, da die Menschen nicht mehr ins Restaurant durften oder diese meiden, und sind auch strukturell ein Profiteur des zunehmenden Home-Eating in vielen entwickelten Märkten (in denen Just Eat Takeaway.com besonders präsent ist).

Wie oben beschrieben, lag der größte Umsatzanteil 2019 in Deutschland und den Niederlanden. Die Übernahme von Just Eat aus Großbritannien 2019 und die Übernahme des US-amerikanischen Lieferdienstes Grubhub im Sommer dieses Jahres dürften für eine Zunahme des Geschäftes in den USA und Großbritannien sorgen, sodass weiterhin ein hohes Umsatzwachstum zu erwarten ist und sich die Positionierung in entwickelten Märkten verfestigt.

Geringeres Wachstum zu günstigeren Preisen

Es ist schwierig, den Konzern quantitativ korrekt einzuordnen. Durch die Übernahme haben sich Umsatz- und Gewinnzahlen stark verändert, was jedoch kaum aufzuschlüsseln ist auf das operative Wachstum des ehemaligen Konzerns und die Veränderung, die durch die Übernahme von Just Eat zustande gekommen ist. Daher lohnt es sich hier, einen Blick auf kurzfristige Zahlen und den Ausblick für die nächsten Jahre zu werfen, den die Analysten prognostizieren, und einen konkreten Vergleich mit dem deutschen Pendant Delivery Hero anzustellen.

Im ersten Halbjahr 2020 hat der niederländische Konzern sein EBITDA um 133 % gesteigert, während die Bestellungen um 33 % anstiegen und die Umsätze sogar um 44 % zulegten. Der Umsatz soll in den nächsten zwei Jahren bis 2022 um weitere knapp 50 % ansteigen, während das EBIT sich mehr als verdoppeln soll. Das Nettoergebnis soll 2020 noch im negativen Bereich liegen, 2021 dann erstmals positiv sein und 2022 bereits eine Nettomarge (Nettoergebnis/Umsatz) von knapp 10 % aufweisen. Operativ wird sich das Ergebnis durch die Übernahme voraussichtlich deutlich verbessern. Der Free Cashflow wird 2020 erstmals positiv sein und der Cashflow pro Aktie soll sich von 2020 bis 2022 fast verdoppeln. Da dies jedoch lediglich Prognosen sind, lohnt sich, wie oben erwähnt, auch ein jetziger Vergleich mit Delivery Hero.

Dort ist Just Eat Takeaway.com vor allem aus Bewertungsaspekten interessant. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei 1,7 (Datum: 07.10.2020, gilt für alle Kurse), während Delivery Hero ein Verhältnis von 9,3 aufweist. Der Umsatz-Multiple liegt mit 11,5 ebenfalls höher als der Wert des niederländischen Unternehmens (10,1). Dafür weist der DAX-Konzern jedoch das höhere Umsatzwachstum auf. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das prognostizierte Wachstum von Delivery Hero höher sein soll, bei jedoch auch höherem Verschuldungsgrad und einer höheren Bewertung, und somit wahrscheinlich das volatilere Investment darstellt.

Analysten sind ebenfalls optimistisch bezüglich einer positiven Entwicklung der Just Eat Takeaway.com-Aktie. Das mittlere Kursziel liegt knapp 15 % höher als das momentane Kursniveau und der Großteil der Analysten, die die Aktie covern, empfiehlt einen Kauf. So haben beispielsweise die Investmentbanken Barclays und J.P. Morgan im September jeweils eine „Overweight“-Empfehlung für die Aktie veröffentlicht.

Zusammenfassung

Just Eat Takeaway.com ist definitiv eine spannende Aktie für die Zukunft. Das Geschäftsmodell als Marktplatz für Restaurants und Kunden ist zukunftsträchtig und das Unternehmen fährt einen gewaltigen Expansionskurs mit dem Markteintritt in Großbritannien und den USA in den letzten 15 Monaten. Die Aktie könnte für die Anleger interessant sein, denen die Delivery Hero-Aktie zu risikoreich ist.

Während Delivery Hero vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern tätig ist, erzielt Just Eat Takeaway.com ihre (dadurch leichter prognostizierbaren) Umsätze in entwickelten Ländern, wodurch jedoch auch das Wachstumspotenzial geringer ist als bei der deutschen Aktie. Auch die geringere relative Bewertung (gemessen an Umsatz und Buchwert) sollte Anleger ansprechen, die an Zukunftstrends zu fairen Marktpreisen partizipieren wollen.

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Just Eat Takeaway.com ist bisher nicht im Bestand von Warren Buffett. Dafür investiert der Investor jetzt anders.

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Christoph Püllen besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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