Dax: Anleger nach Rekordjagd in der Vorwoche auf Richtungssuche – „Super-Donnerstag“ im Blick

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach der Rekordjagd der vergangenen Woche rätseln Investoren über den weiteren Weg der europäischen Börsen. „Die Pessimisten finden Ihren Ansatzpunkt weiterhin in den steigenden Inflationsgefahren, die Optimisten in dem Versprechen der Zentralbanken, die Zinsen trotzdem tief zu halten“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

Der Dax hält sich in diesem Umfeld auch in der neuen Woche sehr nahe an seinem Rekordhoch aus der letzten Woche auf, kommt jedoch vorerst nicht vom Fleck. Derzeit notiert er mit 15.690 Punkten fast unverändert zum Freitagsschluss.

Konjunkturdaten als Zünglein an der Waage

Geprägt werde die Stimmung auf dem Parkett weiterhin von den jüngsten US-Arbeitsmarktdaten, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. „Sie waren nicht zu schlecht, um Zweifel an der wirtschaftlichen Erholung zu schüren. Sie waren aber auch nicht zu gut, um die Notenbank Fed dazu zu bewegen, den Fuß rasch vom geldpolitischen Gaspedal zu nehmen.“

„Solange Wirtschaftsdaten – so wie der Arbeitsmarktbericht vom Freitag – maximal mittelmäßig ausfallen, hat an der Börse keiner Angst vor einem massiven Zinsanstieg“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners am Morgen. Auch Äußerungen von US-Finanzministerin Janet Yellen, die Zinsen sollten leicht steigen, hinterließen keinen Schrecken mehr, so Altmann.

Das von Präsident Joe Biden geplante billionenschwere Ausgabenprogramm sei positiv für die USA, auch wenn es zu einer höheren Inflation und zu höheren Zinsen beitragen würde, sagte Yellen der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Falls wir am Ende ein etwas höheres Zinsumfeld haben, wäre das tatsächlich ein Plus aus Sicht der Gesellschaft und der Fed“, sagte die Ministerin. Wenn die Zinsen wieder ein normales Niveau erreichen würden, wäre das „keine schlechte Sache“. Yellen stand vor Notenbankchef Jerome Powell von 2014 bis 2018 an der Spitze der Federal Reserve.

Auftragseingänge der deutschen Industrie im April fielen schlechter aus als von Volkswirten erwartet. Das leichte Minus könne aber verschmerzt werden, denn vermutlich spiele beim Rückgang die Materialknappheit eine Rolle, analysierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank die Daten. Die deutlich nach oben revidierten Vormonatsdaten relativierten das geringfügige Minus im April einmal mehr.

EZB-Entscheid und US-Inflationsdaten werfen Schatten voraus

„Auch in Europa dreht sich in dieser Woche alles um die Geldpolitik“, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Da die wirtschaftliche Erholung von den Pandemie-Folgen langsamer als in den USA verlaufe, seien von den Beratungen der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag keine Signale für eine Straffung der Geldpolitik zu erwarten. Parallel dazu werden in den USA die Inflationsdaten für Mai veröffentlicht. Experten erwarten im Jahresvergleich einen Anstieg der Teuerung auf 3,4 Prozent von drei Prozent im Vormonat.

Unabhängig davon ging es für den Ölpreis bergab. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 71,37 Dollar je Barrel (159 Liter), nachdem sie im asiatischen Handel zunächst auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 72,27 Dollar geklettert war. Vor Beginn einer neuen Runde der Atom-Gespräche mit dem Iran erwarteten Investoren eine Rückkehr iranischen Öls auf den Weltmarkt, sagte Avtar Sandu, Manager beim Brokerhaus Phillips Futures. „Ich glaube aber nicht, dass ein Deal vor den iranischen Präsidentschaftswahlen zustande kommt.“

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: gopixa / Shutterstock.com

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