Deutsche Bank: Solide Zahlen aus dem Euro-Bankensektor heben Aktie an Dax-Spitze – Privatkundengeschäft soll wieder in den Schoß der Mutter geholt werden

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach soliden Quartalszahlen europäischer Großbanken haben sich die Kurse am Mittwoch branchenweit erholt. In Zürich verteuerten sich Papiere von Credit Suisse nach Quartalszahlen um 3,7 Prozent. Analyst Benjamin Goy von der Deutschen Bank sprach von soliden Ergebnissen der Schweizer und von einem guten Start in das dritte Quartal.

In Paris legten Aktien der BNP Paribas nach Zahlen um 3,2 Prozent zu. „Die Fortschritte bei der Kostenkontrolle sind positiv“, sagte Analystin Anke Reingen von der Bank RBC. Nicht nur das Investmentbanking (CIB), auch andere Segmente hätten zum Übertreffen der Markterwartungen beigetragen.

Deutsche und CoBa springen mit nach oben

Am deutschen Markt setzten sich Aktien der Deutschen Bank an die Dax -Spitze mit einem Plus von 3,9 Prozent. Mit der Commerzbank, der Deutschen Pfandbriefbank und der Aareal Bank zeigten sich drei weitere Branchentitel fest.

Seit dem angekündigten Konzernumbau konnte sich die Aktie der Deutschen Bank wieder ein wenig erholen. Auch die jüngsten Signale der EZB, dass man für die Zukunft Staffelzinsen zur Entlastung des europäischen Bankensektors von dem negativen Einlagezins prüfe, hat zur Erholung beigetragen.

Doch die Begleiterscheinungen des jüngsten Werdegangs der Bank haben sich keineswegs verflüchtigt. Vor allem der kritische Investmentbereich, der nun nach und nach aufgelöst wird, hat für tiefe Einschnitte gesorgt. Der Weggang wichtiger Investmentbanker, die ihre Kunden mitgenommen haben, haben stärker auf den Umsatz gedrückt, als der Umbau Kosten gespart hat.

Fehler bei den Entlassungen in der Investment-Sparte

Die ersten Umstrukturierungsmaßnahmen wurden bereits eingeleitet und an den Standorten New York und London wurden bereits mehrere hundert Mitarbeiter gefeuert. Dabei ist der Deutschen Bank jedoch ein weiterer Fauxpas unterlaufen, denn einige der Ex-Mitarbeiter hatten noch längere Zeit Zugriff auf ihren E-Mail-Account. Ein potenziell gefährliches Szenario für die Bank, da es so für die Mitarbeiter möglich gewesen wäre, ihrem ehemaligen Arbeitgeber zu schaden.

Anscheinend ist es jedoch nicht zu negativen Vorfällen gekommen, wie die Bank am Montag mitgeteilt hat: „Wir haben fast alle gesendeten E-Mails bereits überprüft und konnten keinen Beleg dafür finden, dass preissensible Informationen kommuniziert wurden oder sonstiges Fehlverhalten stattgefunden hat.“

Werden die Panama-Papers für die Deutsche Bank noch gefährlich?

Die berüchtigten Panama-Papers wurden bereits vor 3 Jahren veröffentlicht, doch nun ist wohl herausgekommen, dass in den Unterlagen auch der Name des scheidenden Vize-Vorsitzenden der Deutschen Bank, Garth Ritchie, gestanden hat. Er soll dort über die Kanzlei Mossack Fonseca eine Briefkastenfirma gegründet haben. Ritchie ist der Leiter der Investment-Sparte der Deutschen Bank und auch er wird im Zuge der Umstrukturierung die Bank verlassen. Der Vorfall hat zwar nichts mit den direkten Geschäften der Bank zu tun, ist aber ein weiterer Stich gegen die ohnehin angeschlagene Reputation des Geldhauses.

UPDATE:

Die Deutsche Bank will einem Zeitungsbericht zufolge das deutsche Privatkundengeschäft wieder in den Konzern eingliedern.

Der Vorstand denke im Rahmen des Umbaus darüber nach, die bislang in einer Aktiengesellschaft mit eigener Banklizenz geführte Sparte zurückzuholen, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf mehrere mit dem Sachverhalt vertraute Personen. Dies böte die Chance, die Sparte effizienter und weniger komplex aufzustellen. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Ein Banksprecher lehnte einen Kommentar dazu ab.

Im Zuge des Umbaus will sich die Bank in Zukunft stärker auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden fokussieren, das stabilere Erträge abwirft als der Handel mit Aktien und Anleihen.

Das Privatkundengeschäft wird seit Jahren als eigene Gesellschaft im Konzern unter dem Namen DB Privat- und Firmenkundenbank AG geführt. Im vergangenen Jahr wurde die Postbank darauf verschmolzen. Bei der Umwandlung der Sparte in eine andere Rechtsform hat auch die Finanzaufsicht BaFin ein Wörtchen mitzureden, wie das Handelsblatt schrieb. Das deutsche Privatkundengeschäft habe in der Vergangenheit als Schutzschild vor den Risiken aus dem Investmentbanking des Instituts gedient. Die Finanzaufsicht wollte dies nicht kommentieren.

(onvista/dpa-AFX/reuters)

Titelfoto: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com

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