Drei Fragen an Bernecker: Deutsche Autobauer müssen Zukunft griffig formulieren und FAANG-Aktien werden an die Realität angepasst

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Heute wollten wir von Hans A. Bernecker wissen, was er von der EZB-Entscheidung hält, wie im der Start in die Berichtssaison gefällt und was jetzt auf die FAANG-Aktien zukommt.

onvista: Herr Bernecker, die EZB unternimmt wie erwartet nichts.  Ist der aktuelle Kurs noch richtig oder sollten  die Zügel wieder etwas anziehen?

Fed und EZB befinden sich in der gleichen Situation. Sie haben sich verpflichtet, die Zinsen bzw. Renditen auf dem tiefen Niveau noch lange Zeit zu halten. Doch in den Bondmärkten zeichnet sich nun ab, dass ein Renditeanstieg nicht zu vermeiden sein wird. Keine von beiden darf zucken. Erwecken Formulierungen der jeweiligen Chefs den Eindruck, dass sie ihre bisherigen Ziele nicht durchhalten können, folgen sofort dramatische Korrekturen in den Märkten. Das lässt sich nicht vermeiden. Also geht es zunächst darum, mit kunstvollen diplomatischen Formulierungen eine zeitliche Brücke zu bauen. An der Zwangsläufigkeit steigender Renditen ist nichts zu ändern. Denn:

Die gewaltigen Konjunkturprogramme beiderseits des Atlantiks begründen eine Nachfrage nach Kapital und ein Angebot an Staatstiteln, das tendenziell das durchschnittliche Niveau dieser Märkte übersteigt. Dann entscheiden Angebot und Nachfrage als Preis für Kapital, sprich Zins.

onvista: Trotz guter Zahlen hat der Dax seit Wochenanfang geschwächelt - normale Korrektur oder doch mehr?

Die Berichtssaison hat begonnen. Alle Erwartungen werden nun daraufhin überprüft, ob sie erfüllt wurden oder nicht. Erfüllte Erwartungen führen stets zu Gewinnmitnahmen. Paradefall dafür ist der deutsche Autobau. Ab jetzt müssten alle Vorstände nicht nur die Ist-Zahlen der Vergangenheit, sondern die Soll-Zahlen der Zukunft griffig formulieren, um neue Erwartungen aufzubauen. Die Übergangsphase ist in der Regel eine technische Konsolidierung, wie schon greifbar. Darin liegt keine Trendwende, sondern eine normale Anpassung der Kurse an die Realitäten.

onvista: Netflix ist nach den Zahlen abgestürzt und die neuen Produkte von Apple haben keine Jubelstürme ausgelöst. Neigt sich die Zeit der FAANG-Aktien ihrem Ende entgegen?

Netflix ist ein guter Beleg für das soeben Formulierte. Netflix und alle anderen waren die Corona-Gewinner der letzten Monate. Nun müssen sie schrittweise zurückstecken. So wird aus einem Wachstum von 30 % ein solches von 20 oder 10 % und darauf reagiert der Markt wie bereits beschrieben: Er passt die Bewertung an die Realitäten an. Von Fall zu Fall wird dies in den nächsten zwei, drei Wochen gut zu beobachten sein. Darin liegt der erste Anpassungszwang der Tech-Kurse. Der zweite ist bereits erwähnt worden: Wenn die Renditen am Bondmarkt steigen, nimmt der Bewertungsaufschlag in den deutlich teureren Tech-Werten entsprechend ab. Beides zusammen ist in den nächsten zwei, drei Monaten in der Tech-Szene oder dem Nasdaq als Hausaufgabe zu absolvieren. An der Qualität der Geschäfte ändert dies nichts, lediglich an deren Bewertung.

onvista: Vielen Dank Herr Bernecker

Bernecker

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