Drei Fragen an Bernecker: Deutsche Bank, VW und EZB – Wie sollten Anleger auf Zahlen und Zinsentscheid reagieren?

onvista · Uhr

Unsere neue Rubik – Drei Fragen an Bernecker geht in die nächste Runde. Wir haben dem Grand Senior der Börse wieder zum aktuellen Marktgeschehen befragt und wie gewohnt hat er nicht um den heißen Brei drumherum geredet, sondern konkrete Antworten geliefert. Die Aktie der Deutschen Bank würde er sich sofort ins Depot holen.

Was Hans A. Bernecker von VW hält und wie er den Zinsentscheid der EZB einordnet, hat er uns gleich auch noch verraten.

onvista: Die Zahlen der Deutschen Bank noch roter als erwartet. Was würden Sie mit dem Papier jetzt machen?

Schlicht investieren. Keine Zahl ist neu, aber im Wesentlichen detaillierter. Entscheidender ist: Die Ratingagenturen belassen das Rating der Deutschen Bank unverändert. Ihre Kenntnis beruht auf internen Prüfungen, die weiter reichen als allgemein publiziert. Daraus folgt, dass die geplanten Maßnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit so durchgeführt werden wie geplant. Ist dies richtig, errechnet sich ab ca. 2021 eine sehr gut kalkulierbare Ebitrechnung. Sie führt zu dem Ergebnis eines gerundeten Gewinns von 5 bis 6 Milliarden Euro p. a. als erste Indikation. Vorausgesetzt wird eine Bilanzsumme über 1,2 Billionen Euro. Jeder Banker kennt diese Berechnung. Das ergibt herunter gerechnet ein KGV um 3 bis 4. So ist die rechnerisch seriöse Ausgangsbasis für die Berechnung des Marktwertes der Deutschen Bank. Der zusätzliche Aufhänger liegt in einem Buchwert, der zurzeit bei 29 Euro je Aktie liegt. Der Börsenkurs liegt bei knapp über 7 Euro. Die Differenz ist das rechnerische Potenzial.

onvista: VW überrascht mit den Zahlen - Sind die Wolfsburger der Star unter den deutschen Autobauern?

VW-Chef Diess hat als erster geschaltet. Aus der Diesel-Misere in die Zukunft zu investieren und 40 Milliarden Euro in die Hand zu nehmen, um die E-Mobility zu forcieren, war sehr mutig, aber richtig. Die Entscheidung, im wichtigsten Autoland der Welt, China, zu investieren, zeugt von Weitsicht. Die entsprechenden Entscheidungen sind gefallen und damit ist VW vorerst in der Pole-Position der drei Autokonzerne. BMW und Daimler fahren eine andere Strategie, die sich aus dem Produktportfolio beider Firmen ableitet, worin andere Akzente liegen.  Den ersten Beweis einer weitsichtigen Unternehmerführung zeigen die heute vorgelegten Zahlen. Wo ist sie denn nun, die große Autokrise?

onvista: Ist die EZB mit ihrer Zinsentscheidung noch auf dem richtigen Weg?

Die heiße Luft aller Erwartungen war gestern nach fünf Minuten raus. Der größte Gewinner waren alle Bondholder: In drei Monaten stieg der Bund-Future von rd. 164 auf knapp 175 Prozent, macht rund 10 Milliarden Euro Kursgewinn für alle Bundesanleihen, gemessen am aktuellen Bestand. Eines der besten Bondgeschäfte der letzten Zeit.

Der Effekt: Die Finanzspekulationen gehen weiter, aber in der realen Wirtschaft kommt davon nichts an. Es wird also weiter Hoffnung genhandelt und die Aktienmärkte können sich daran nicht nachhaltig orientieren.

www.bernecker.info

onvista/Bernecker

Foto: Bernecker

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