Drei Fragen an Bernecker: Schnäppchenkurse im Anmarsch, wo sollte SAP eingesammelt werden und wie weit ist die Deutsche Bank?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Dax ist in dieser Woche um fast 10 Prozent eingeknickt. Die Corona-Angst greift wieder um sich. Wir haben Börsenexperten Hans A. Bernecker gefragt, wie er die weitere Lage am Deutschen Markt einschätzt.

onvista-Redaktion: Herr Bernecker, Bund und Länder haben neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie beschlossen. Wie werden sich die neuen Einschränkungen auf die Märkte auswirken?

Alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sind hart, aber richtig. Daran ist nichts zu deuteln. Da sie sehr kompakt zusammengefasst sind, dürfte die Wirkung schneller zu erkennen sein, mithin auch zu berechnen. Im März/April dieses Jahres dauerte es etwas länger. Wir reden also über eine Zeitspanne von 4 - 6 Wochen, was von den Epidemiologen weitgehend vorgegeben wird.

Der kleine Schock in dieser Woche kostete rd. 10 % Verlust in drei oder vier Tagen und am Ende steht vielleicht noch ein Restrisiko bis knapp über 11.000. Damit schauen die Schnäppchenkurse schon vorsichtig um die Ecke.

onvista-Redaktion: SAP ist nach den Zahlen brutal unter die Räder gekommen. Würden Sie die Aktie jetzt unten aufsammeln?

SAP legte gute Zahlen vor, aber reduzierte seine Ziele. Geschätzt um 5 – 7 % für Umsatz und Gewinn. 22 % Kursabschlag sind überzogen, aber zeigt, wie umfangreich alle Techs überzogene Kurse erreicht hatten. Microsoft lieferte eindrucksvolle Zahlen und musste 5 % Tagesverlust hinnehmen. Alle anderen großen Techs befinden sich im gleichen Boot: Korrekturen sind Anpassungen an die ordentlichen Reaktionen und reflektieren keinen Trendwechsel. Für SAP liegen die Kaufkurse zwischen 85 und 95 €.

onvista-Redaktion: Nach Daimler hat jetzt VW seine Zahlen präsentiert. Auch sie deuten eine Erholung an. Haben die deutschen Autobauer das Schlimmste hinter sich?

Das Comeback der deutschen Autobauer läuft. Es dauerte länger, bis die Autobosse die Zeichen der Zeit richtig erkannt haben, aber sie gestalten nun zügig den Umbau. Es ist der wichtigste Teil der deutschen Wirtschaft, gemessen an der Produktion und im Export. Alle drei werden nach gängigen Annahmen mit einem Anteil von rd. 30 % umgebaut werden müssen, um die frühere Rentabilität wieder zu erreichen. Die Börse hat schon einiges richtig eingepreist. Daimler erreichte 150 % Kursgewinn vom Märztief bis zum letzten Topkurs vor einigen Tagen. Das Restpotenzial ist damit noch interessant, aber nicht mehr sensationell. Meine Sicht der Dinge habe ich vielfach dargelegt: Autos sind ein Comeback-, aber keine wirkliche Wachstumsstory der nächsten Jahre.

onvista-Redaktion: Da die Quartalsberichtssaison in voller Fahrt ist, heute ausnahmsweise mal vier Fragen. Was halten die von Zahlenwerk der Deutschen Bank. Kommt der Umbau so richtig voran oder lässt die Entwicklung des Investmentbankings einige Probleme vergessen?

Die Sanierung der Deutschen Bank wird natürlich gelingen. Dafür reicht die Bilanzsumme von rd. 1,4 Bio. € völlig aus. Die eher vorsichtige Art und Weise, wie dies geschieht, kann man kritisieren. Entscheidend ist, in welcher Form die Deutsche Bank die alte Rentabilität wieder zurückgewinnt und wie sich der Gewinn insgesamt stellt. Gemessen an der europäischen Konkurrenz gehört zu der genannten Bilanzsumme ein Gewinn um 7 - 8 Mrd. € pro Jahr. Dann ist der Marktwert der Deutschen Bank mit mindestens 40 Mrd. € anzunehmen, gegen aktuell um 16 Mr. €. Es wäre der Gleichstand zur Europakonkurrenz. Bis wann? Mit dem bisherigen Tempo wird es noch zwei bis drei Jahre dauern. Immerhin: Sie befindet sich auf gutem Wege.

onvista-Redaktion: Vielen Dank für die Antworten Herr Bernecker

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