Drei unangenehme Wahrheiten, um mit Aktien reich zu werden

Bernd Schmid · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Man kann die Börsen als Spaßveranstaltung betrachten beziehungsweise als Möglichkeit, etwas mehr Aufregung in sein Leben zu bringen. Das dürfte der Antrieb vieler Trader sein.

Was man in der Regel nicht damit erreicht, ist die Verbesserung seiner finanziellen Situation beziehungsweise der Aufbau eines Vermögens für ein noch angenehmeres Leben in der Zukunft. Das erreicht man, indem man die Börse mehr als Möglichkeit sieht, Teilhaber der großartigsten Unternehmen unseres Landes und der Welt zu werden und als Unternehmensbesitzer von deren Produktivität über viele Jahre zu profitieren.

Diese Art des Anlegens bringt darüber hinaus einer größeren Zahl an Anlegern deutlich stärkere und vor allem nachhaltigere Glücksgefühle. Allerdings bekommt man diese nicht ohne einen Preis, den man dafür bezahlen muss. Besonders drei Dinge sind dafür verantwortlich.

1. Volatilität

Im Marketing, zumindest in der Finanzdienstleistungsbranche, gibt es zwei Wege, um richtig Knete zu machen. Man kann „Bestätigung“ verkaufen oder „Sicherheit“.

Das Erste ist ein Überzeugungstrick ähnlich der Situation, wenn dir der Verkäufer sagt, wie großartig deine Wahl ist, nachdem man die Entscheidung getroffen hat. Es gefällt uns allen, wenn uns zu unseren Entscheidungen gratuliert wird.

Letzteres ist ähnlich. Das Investieren kann beängstigend und unbeständig sein. Die meisten Anleger, vielleicht alle, wollen einfach nur wissen, dass alles gut ausgehen wird. Wenn man also weiß, dass es das ist, was ein Kunde möchte, dann liefert man ihm auch genau das. Ultragenaue Kursziele und Prognosen, wo der Aktienmarkt am Ende des Jahres sein wird, sind zwei Beispiele dafür.

„Ich weiß es nicht“ ist nicht gerade eine inspirierende Antwort auf diese Fragen, aber sie ist die sehr viel ehrlichere Antwort im Vergleich zu einer selbstbewusst klingenden Vorhersage ohne wirkliche Basis. Leider ist es jedoch so, dass unser Kopf Letzteres bevorzugt.

Die Wahrheit ist jedoch die folgende:

Die Aktienmärkte haben im historischen Durchschnitt ungefähr alle drei Jahre eine negative Rendite eingebracht.

Starke Kursrutscher passieren. DIe meisten von uns erinnern sich an die globale Finanzkrise vor zehn Jahren. Und viele von uns an den Crash des neuen Marktes. Und wir alle haben vom Aktiencrash namens Schwarzer Montag im Oktober 1987 gehört.

Keine Frage, diese Erlebnisse fühlen sich ganz schön bescheiden an, wenn man mittendrin steckt.

Aber so sieht die Sache aus, wenn man sie langfristig betrachtet:

Wer am Freitag vor dem Schwarzen Montag in den S&P 500 Index investiert hat und seither dabeigeblieben ist, der hat seinen Einsatz bis heute mehr als verneunfacht, trotz eines Einbruchs um rund ein Viertel ein paar Tage nach seiner Investition und zweier weiterer Einbrüche auf dem Weg nach heute.

2. Die Wettquoten liegen weit unter 100 %

Der sehr erfolgreiche Investor und Fondsmanager Peter Lynch sagte einmal:

Wenn du in diesem Geschäft gut bist, dann wirst du in sechs von zehn Fällen richtig liegen. Du wirst niemals in neun von zehn Fällen richtig liegen.

Anders ausgedrückt werden 40 % der Anlageentscheidungen eines guten Investors „falsch“ sein. Man muss sich also darauf einstellen, dass etwas weniger als die Hälfte seiner Anlageentscheidungen über einen längeren Zeitraum den Bach runtergehen.

Und wenn man das noch mit einer weiteren Wahrheit über das erfolgreiche Investieren verbindet, dann wird es richtig schwierig.

3. Man weiß oft lange nicht, ob man richtig oder falsch liegt

Howard Marks, ein weiterer großartiger Investor, bringt es folgendermaßen auf den Punkt:

Urteile, die sich als korrekt herausstellen, tun das nicht unbedingt sehr frühzeitig. Also selbst die besten Investoren werden immer wieder lange Zeit so aussehen, als ob sie falsch liegen. Wenn du damit nicht leben kannst, versuch es mit einem anderen Bereich [als dem Investieren].

Nehmen wir an, ein Anleger war im Jahr 2011 der Meinung, dass die Aktie von Gerry Weber bei 20 Euro überbewertet war. Die Aktie stieg dann auf mehr als 38 Euro im Jahr 2012, und nach einem kleinen Abschwung auf knapp unter 30 Euro im Jahr 2013 ging es ein Jahr später wieder auf 39 Euro hoch. Erst danach kam der Absturz auf bis zu 4 Euro heute. Der Anleger hatte also im Jahr 2011 vollkommen recht, aber es hat vier Jahre gedauert, bis das bewiesen wurde.

Oder sagen wir, einem anderen Anleger hat zooplus im Jahr 2011 bei 50 Euro gefallen. Irgendwann im Jahr 2012 war die Aktie dann jedoch nur noch die Hälfte wert. Erst im Jahr 2013 ging es wieder auf 50 Euro hoch und pendelte in diesem Bereich bis Ende 2014. Die ganze Zeit über hat der Markt gerufen: „Du liegst falsch!“, teilweise unmissverständlich laut, sodass der Anleger selbst es schon geglaubt haben könnte. Erst heute weiß er, dass die Aktie für 150 Euro die Hände wechselt und dass er sehr wohl recht hatte.

Nur weil man recht hat, bedeutet das eben nicht, dass der Markt zeitnah derselben Meinung ist.

Es lohnt sich, diesen Preis zu zahlen

Ein intelligenter Mensch fasste die Herausforderung einmal in die folgenden Worte: „Wenn man den Markt schlagen möchte, dann sollte man etwas anders machen als der Markt.“

Klingt vernünftig, oder?

Die meisten Marktteilnehmer lassen sich von den drei oben genannten Dingen davon abhalten, langfristige Investitionen zu tätigen. Selbst wenn sie eine Aktie mit dieser Intention kaufen, passiert es leider viel zu häufig, dass sie sich trotzdem von ihrem Kurs abbringen lassen und zu früh verkaufen.

Wer das nicht tut, der macht etwas anders als der Markt. Dafür kommt er in den Genuss von gelegentlichen Verdopplern, Vervierfachern, Verzehnfachern und bei etwas Glück in seinem Leben auch auf einen, zwei oder vielleicht sogar mehr Verhundertfacher. Das erreicht man nur, wenn man langfristig dabeibleibt – und den drei Unannehmlichkeiten standhalten kann.

Es gibt eine Börsenweisheit, die da lautet, dass man „an Gewinnmitnahmen nicht stirbt“. Nun, das ist sicherlich richtig. Aber frühe Gewinnmitnahmen machen einen eben auch nicht reich.

Offenlegung: Bernd Schmid besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt zooplus.

Foto: Khakimullin Aleksandr / Shutterstock.com

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