Eine neue Ära des Unternehmertums? – 181 US-CEOs unterzeichnen neue Grundsatzvereinbarung und verabschieden sich vom „Shareholder Value“-Prinzip

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Endloses Wachstum, endlose Gewinne, immer weiter steigende Aktienkurse. Das ist es im Grunde, worum es hauptsächlich geht. Investoren und Aktionäre wollen ihr Geld lukrativ anlegen, Firmen, CEOs und Mitarbeiter ihre Gehälter, die am Ende bestenfalls so hoch wie möglich ausfallen sollten. Die Kritik an der Wall Street und im Kern auch am Kapitalismus an sich ist nicht neu. Aber auch der Wandel, weg von diesem eindimensionalen Streben nach nur immer mehr Geld, ist bereits seit längerem zu erkennen. Nachhaltigkeit wird mittlerweile auch wieder in vielen börsennotierten Unternehmen groß geschrieben. Heute morgen erst hat unser onvista-Börsenfuchs in seiner Kolumne skizziert, dass nachhaltiges Investieren immer populärer wird.

Passiert jetzt auch ein strategisches Umdenken auf der höchsten Ebene, und das sogar in groß organisiertem Maßstab? Der Business Roundtable hat am Montag erklärt, dass die Maxime der „Shareholder Value“, also der Vorstellung, dass Unternehmen in erster Linie dazu dienen, ihren Aktionären zu dienen und Gewinne zu maximieren, nun der Vergangenheit angehören soll. Der Roundtable hat eine Erklärung mit einer neuen Definition des „Zwecks eines Unternehmens“ herausgegeben, wie die Nachrichtenagentur CNBC berichtet.

Engagement für alle Stakeholder

Der Business Roundtable (BRT) ist eine 1972 gegründete US-amerikanische Lobbyorganisation von rund 200 Wirtschaftsführern großer US-amerikanischer multinationaler Unternehmen. Ihr neues Statement: Investitionen in Mitarbeiter, die Wertschöpfung für Kunden, der ethische Umgang mit Lieferanten und die Unterstützung externer Gemeinschaften soll nun im Vordergrund eines amerikanischen Unternehmens stehen. „Während jedes einzelne Unternehmen seinen eigenen Unternehmenszweck erfüllt, teilen wir ein grundlegendes Engagement für alle unsere Stakeholder“, heißt es in der Erklärung, die von 181 CEOs unterzeichnet wurde. „Wir verpflichten uns, allen einen Mehrwert für den zukünftigen Erfolg unserer Unternehmen, unserer Gemeinden und unseres Landes zu liefern.“

„Der amerikanische Traum ist lebendig, aber ausgefranst“, sagte Jamie Dimon, Vorsitzender und CEO von JPMorgan Chase & Co. und Vorsitzender des Business Roundtable, in einer Pressemitteilung. Neben Dimon haben auch weitere bekannte CEOs wie Jeff Bezos, Tim Cook, Brian Moynihan, Dennis A. Muilenburg und Mary Barra die Erklärung unterschrieben. 

„Große Arbeitgeber investieren in ihre Arbeitnehmer und Gemeinden, weil sie wissen, dass dies der einzige Weg ist, um langfristig erfolgreich zu sein. Diese modernisierten Prinzipien spiegeln die unerschütterliche Verpflichtung der Geschäftswelt wider, sich weiterhin für eine Wirtschaft einzusetzen, die allen Amerikanern dient “, sagte Dimon. 

Jetzt müssen die Unternehmen beweisen, ob sie ihrem neuen Credo auch folgen

Das neu erklärte Ziel für Unternehmen klingt vielversprechend und zeigt, das der Druck der gesellschaftlichen Diskussion über die wachsende Schere zwischen Arm und Reich, wachsende Macht von globalen Konzernen wie Facebook, Amazon, Google und Co., oder die Fehler der Großbanken wie JPMorgan, die 2008 zur Finanzkrise geführt haben, auch in den Führungsetagen nicht ungehört bleiben und sich ein Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und Verantwortung, die über das Erwirtschaften von Gewinnen hinausgeht, abzeichnet. Dennoch sind Worte nur Worte und nur Taten sind Taten. Die Bewertung, ob sich der neue Grundsatz für amerikanische Unternehmen, den die 181 CEOs unterzeichnet haben, auch bemerkbar machen wird, muss in den nächsten Jahren angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel, der momentanen wirtschaftlichen und politischen Probleme und der immer noch starken Ungleichverteilung von Ressourcen, Geld und Privilegien in vielen gesellschaftlichen Bereichen, die ihren Ursprung teilweise auch im Kapitalismus hat, erst noch beurteilt werden.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Indypendenz / Shutterstock.com

– Werbung –

Ist dies die nächste Wirecard?

Wirecard stieg zeitweise m fast 2.000 %. Jetzt gibt es einen aussichtsreichen „Nachfolger“. Erst im vergangenen Jahr kam die Aktie an die Börse. Mit +49% Umsatz-Wachstum (2018) und einer traumhaften Marge von 52% (vor Steuern und Abschreibungen) fasziniert das Unternehmen die Analysten, während seine Plattform die Internet-Händler in der ganzen Welt mit der besten Performance begeistert und so bereits über 3 Milliarden Menschen erreicht. Wächst hier ein ganz neuer Tech-Gigant heran?

The Motley Fool hat jetzt einen kostenlosen Sonderbericht zusammengestellt, der die wichtigsten Informationen zu diesem Unternehmen liefert. Klick hier, um diesen Bericht jetzt gratis herunterzuladen.

Meistgelesene Artikel