Geld: Eine fundamentale Betrachtungsweise – Was ist es und wie funktioniert es?

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„Geld regiert die Welt“, „Ohne Moos nichts los“, „Wer den Pfennig nicht ehrt…“ oder auch „Zeit ist Geld“. Diese bekannten Sprichwörter deuten schon daraufhin, dass Geld etwas sehr wichtiges ist. Das mag auf den ersten Blick recht banal klingen, da jedes Kind dies weiß und Geld in fast allen gesellschaftlichen Prozessen eine direkte oder indirekte Rolle spielt. Aber ist jedem wirklich klar, was Geld genau ist und wie es funktioniert? Aus Investment-Sicht sollte man unbedingt in der Lage sein, diese Frage zu beantworten, denn wie dies bei allen Dingen ist, fängt man am besten mit dem Fundament einer Sache an, um diese wirklich zu verstehen.

Und Geld ist das Werkzeug, oder auch das Fundament, ohne das unsere heutige, komplexe Gesellschaft nicht funktionieren könnte. Damit ist nicht unbedingt das jetzige Geld wie der Euro oder der US-Dollar gemeint, sondern eine Geldeinheit im wesentlicheren Sinne. Im Verlauf der Geschichte hat es viele Dinge gegeben, die als Geld genutzt worden sind. Muscheln, Steine, Perlen. Die älteste, langlebigste Form von Geld war jedoch das Edelmetall Gold. Jahrtausende lang hat die Menscheit Gold als Geld genutzt und bis vor ein paar Jahrzehnten waren auch die Papiergelder – zumindest der US-Dollar – die wir heute benutzen, mit Gold gedeckt.

Geld hat also viele Formen. Zunächst soll es aber nicht darum gehen, welche Form die beste ist, sondern welchen Zweck Geld als Werkzeug überhaupt erfüllen soll. Und da kommt das Sprichwort „Zeit ist Geld“ wohl am nächsten an die ursprüngliche Wahrheit heran, auch wenn man diesen Spruch lieber umdrehen sollte: Geld ist Zeit.

-Die drei Funktionen einer Geldeinheit-

Damit etwas als Geld verwendet werden kann, muss es vor allem drei Funktionen so gut wie möglich erfüllen. Es muss als Tauschmittel geeignet sein, es muss gut als Recheneinheit verwendet werden können und es muss eine Wertspeicherfunktion haben.

Tauschmittel

In einer Gesellschaft ohne ein übergeordnetes Tauschmittel wie Geld werden die Produkte und Dienstleistungen direkt gegeneinander getauscht. Es muss also eine doppelte Übereinstimmung der Bedürfnisse herrschen, damit ein Tausch zustande kommt. Ein konkretes Beispiel: Jemand hat einen Korb Äpfel gesammelt und möchte im Gegenzug eine Kanne Milch haben, also braucht diese Person jemanden, der Milch besitzt und Äpfel haben will.

Durch eine Geldeinheit wird diese doppelte Übereinstimmung der Bedürfnisse ausgehebelt. Man verkauft die Äpfel im Tausch gegen die Geldeinheit und erwirbt im Gegenzug wiederum die Milch mit dem Geld.

Mit einem geeigneten, übergeordneten Tauschmittel (Geld) gibt es also nicht mehr so viele Tauschpaare, die mit den jeweiligen Interessen der Tauschpartner übereinstimmen müssen. Je komplexer die Gesellschaft und je höher das Angebot an Produkten und Diesntleistungen, desto höher wäre die Anzahl der Tauschpaare wenn es kein Geld als übergeordnetes Tauschmittel geben würde. Ab einer gewissen Größe und Komplexität wäre die Menge an Tauschpaaren einfach zu groß, um noche ffizient zu funktionieren. Eine Geldeinheit sorgt dafür, dass die Anzahl wesentlich geringer ist, da Geld immer die eine Seite des Tausches einnimmt.

Recheneinheit

Um als ein übergeordnetes Tauschmittel für diverse Produkte und Dienstleistungen funktionieren zu können, muss das als Geld ausgewählte Objekt jedoch eine gute Recheneinheit sein, damit man den Wert des jeweiligen Tauschziels einwandfrei ermitteln und mit anderen Dingen gegenüberstellen kann.

Anders ausgedrückt: Geld ermöglicht es den Wert von Produkten und Dienstleistungen in Einheiten derselben Bezugsgröße auszudrücken und somit vergleichbar zu machen. Man muss sich nicht mehr die Tauschverhältnisse von diversen Tauschpaaren merken (Also beispielsweise eine Kanne Milch ist fünf Äpfel oder 100g Fleisch wert), sondern man hat eine universelle Referenz für die Bewertung des Objektes oder der Dienstleistung, die man gegen Geld eintauschen möchte.

Wertspeicher

Geld muss nicht unmittelbar gegen Produkte oder Dienstleistungen getauscht werden, sondern sollte aufgehoben, bzw. gespart werden können. Milch oder Äpfel werden irgendwann schlecht, bei Geld sollte das nicht der Fall sein. Hier kommt wieder das Sprichwort „Zeit ist Geld“ ins Spiel. Verdientes Geld ist im Grunde wie „eingefrorene“ Zeit, da man Mühen aufgebracht hat, um es zu erhalten und das Geld in Zukunft verwenden kann, um neue Dinge zu erwerben. Man setzt sozusagen die gespeicherte Energie oder eher die gespeicherte Kaufkraft zu einem selbst gewählten Zeitpunkt wieder frei.

-Die notwendigen Eigenschaften einer Geldeinheit-

Um die drei oben beschriebenen Funktionen möglichst optimal ausführen zu können, benötigt Geld eine ganze Reihe von Eigenschaften, die im folgenden kurz diskutiert werden:

Haltbarkeit

Geld darf nicht verderblich sein, wie beispielsweise Lebensmittel, da es sonst nicht als langfristiger Wertspeicher genutzt werden kann.

Transferierbarkeit

Es muss einfach sein, Geld transferieren zu können, damit es gut als Tauschmittel benutzt werden kann. Es sollte einfach verstaubar und nicht besonders schwer sein. Das ist einer der Gründe, warum Gold im Laufe der Geschichte durch mit dem Edelmetall gedeckte Schuldscheine ersetzt wurde, da Gold recht schwer und unhandlich ist, die Papiere, die den Wert des Goldes symbolisiert haben jedoch nicht.

Teilbarkeit

Geld muss teilbar sein, oder in entsprechend kleinen Stückelungen verfügbar sein, damit man es als geeignetes Tauschmittel für eine Vielzahl von Dingen mit unterschiedlichen Werten verwenden kann.

Homogenität

Geldeinheiten müssen homogen sein, also vergleichbar und austauschbar. Zwei Fünf-Euroscheine müssen beide gleich viel wert sein. Wenn eine Geldeinheit nicht komplett homogen wäre, müsste man den Wert bei jedem Tauschhandel individuell bewerten und das würde sie wiederum um einiges ineffizienter machen.

Verifizierbarkeit

Die Authentizität muss verifizierbar sein und eine Fälschung muss erkannt werden können. Beim Euro wäre das zum Beispiel das Wasserzeichen und die ID.

Wertstabilität

Die Funktion als Wertspeicher und Recheneinheit sind nur erfüllt, wenn die Kaufkraft der Geldeinheit stabil ist. Eine zu hohe Volatilität führt zu Problemen bei diesen Funktionen. Ein Beispiel: Äpfel wären (neben der geringen Haltbarkeit) eine schlechte Währung, weil sie im Sommer übermäßig vorhanden sind und im Winter selten - das beeinflusst den Wert.

Seltenheit

Das Geld darf nicht in unbeschränkter Menge vorkommen, da sonst kein Grund bestehen würde, es zu handeln. Wüstensand könnte nicht als Geld funktionieren, Muscheln hatten in der Geschichte der Menschheit nur einen begrenzten Auftritt als Währung, genau wie Perlen oder große Steine, da die fortschrittlicher werdende Technologie es irgendwann immer zu einfach gemacht hat, diese Dinge in Massen zu replizieren.

-Und worauf basiert letzten Endes der Wert einer Geldeinheit?-

Im Grunde könnte man hier zunächst etwas philosopisch an die Sache herangehen, da Geld in der Regel etwas abstraktes ist. Weder Euro, Dollar oder Gold sind physisch gesehen wertvoll. Sie machen nicht satt, sie wärmen nicht und sie haben auch keine anderen Funktionen, die für menschliche Grundbedürfnisse wichtig sind. erst ihre abstrakteren Eigenschaften erzeugen den Wert. Gold hat einen Wert, weil es selten ist und schön anzusehen ist. Es bedarf großer Mühen, das Edelmetall zu erhalten. Es hat einen Wert, weil die Menschen glauben, dass es etwas wert ist. Und das ist letzten Ende immer der Ursprung von Wert, der über die Grundbedürfnisse hinausgeht.

Dennoch kann man die Grundlagen für den Wert etwas genauer spezifizieren:

Fundamentalwert

Der stoffliche Eigenwert des Objektes. Was für einen Nutzen hat man durch den Besitz oder den Konsum des Objektes? (unabhängig davon, dass man es als Währung benutzen kann)

Zahlungsversprechen

Wertkomponenten, die nicht stofflich an die Geldeinheit gebunden sind Ein Beispiel: Kreditgeld - In der Regel ein Stück Papier oder ein digitaler Eintrag, welcher besagt, dass zu einem bestimmten, in der Zukunft liegenden Zeitpunkt eine Zahlung getätigt wird.

Liquiditäts und Spekulationsprämien

Die Option auf den flexiblen Tausch der Geldeinheit in beliebige Güter und Dienstleistungen und die Option auf einen Gewinn bei einem allfälligen Wertanstieg.

– Die Kontrollstrukturen einer Geldeinheit –

Jetzt kommen wir zu dem Teil, bei dem es wirklich interessant wird. Wie wird bestimmt und kontrolliert, ob das ausgewählte Geld seinen Wert auch behält und seine Stellung beibehält?

Die Schöpfung von Geld

Eine Geldeinheit muss selten sein, um als Tauschmittel geeignet zu sein. Die Beschränkung der vorhandenen Menge kann man im Schöpfungsprozess kontrollieren.

Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten des Geldschöpfens:

Kompetitiv: Jeder Teilnehmer innerhalb einer Wirtschaft kann theoretisch neue Geldeinheiten erstellen. Es muss individuell abgewogen werden, ob der Herstellungsprozess sich lohnt, also ob der Ertrag die Kosten deckt und darüber hinaus noch Gewinn abwirft. Ein praktisches Beispiel: Gold kann jeder aus dem Boden graben, da Gold allgemein als ein wertvolles Gut mit monetären Eigenschaften geschätzt wird. Die Beschaffung ist jedoch mit Kosten verbunden.

monopolistisch: Der Geldschöpfer kann frei über die Menge und den theoretischen Marktpreis der Geldeinheit verfügen. Es ist ihm möglich die Schöpfung freiwillig so zu beschränken, dass eine Geldeinheit mit positivem Gegenwert entsteht. Das ist bei den staatlich ausgegebenen Währungen der Fall.

Der Unterschied: Während bei der kompetitiven Schöpfung die Geldmenge durch Produktionskosten und die Nachfrage bestimmt wird, kann bei der monopolisierten Schöpfung die Institution aktiven Einfluss auf die Geldmenge nehmen und auf Veränderungen in der Nachfrage reagieren (und  das ist das tägliche Brot der Zentralbanken).

Repräsentation

Bei der Repräsentation der Geldeinheit gibt es zwei verschiedene Formen:

physisch: Die Geldeinheit ist an ein physisches Objekt gebunden (Zum Beispiel ein Euroschein oder eine Goldmünze). Durch die physische Kontrolle ist man auch im Besitz der Geldeinheit und des entsprechenden Gegenwertes. Man hat somit einen eindeutigen Vermögensnachweis und wenn man die Geldeinheit an jemand anderen abgibt wechselt der Besitzer sofort und eindeutig, die Schuld (beispielsweise bei einem Kauf eines Produktes) wird also unmittelbar und anonym beglichen. Man braucht keine Drittpartei, keine Hilfsmittel, sondern man übergibt nur die physische Geldeinheit im Tausch gegen das Gut.

Nachteile: Die Verwahrung und der Transport der Geldeinheit sind nicht immer einfach und können Kosten erzeugen. Es muss einen Fälschungsnachweis geben. Die Stückelung und die Teilbarkeit sind begrenzt.

virtuell: Virtuelle Geldeinheiten finden nur auf digitalen Geräten statt und heben alle Nachteile von physischen Geldeinheiten auf, da sie schlicht wegfallen.

Nachteile: Virtuelle Geldeinheiten erfordern aber eine Legitimation und Beweisführung von virtuellen Ansprüchen durch explizite Register, in denen die jeweiligen Guthaben festgehalten werden (In der Regel braucht man dafür also eine Bank oder einen ähnlichen Dienstleister).

Transaktionsabwicklung

Es gibt zwei verschiedene Varianten der Abwicklung einer Transaktion:

dezentral: Es wird keine Drittpartei für die Transaktionsabwicklung gebraucht, sondern sie findet direkt von Person zu Person statt. Die Zahlungsabwicklung mit physischen Geldeinheiten ist daher immer dezentral. Virtuell ist das ebenfalls möglich – beispielsweise mit der Kryptowährung Bitcoin.

zentral: Die Zahlung wird über eine zentrale Instanz (bspw. eine Bank) abgewickelt und beglaubigt. Virtuelle Zahlungen mit staatlichem Geld werden immer zentral über Institutionen wie Banken abgewickelt.

Bei virtuellen Zahlungsabwicklungen müssen drei Bedingungen erfüllt sein:

-Transaktionsfähigkeit - Werteinheiten müssen übertragen werden können und die Übertragung muss vom Besitzer eingeleitet werden können.

-Transaktionslegitimität - Ein Kontrollmechanismus muss existieren, der überprüft dass nur der Besitzer des Geldes eine Transaktion einleiten kann.

-Transaktionskonsens - Es existiert ein Prozess, der zu jedem gegebenen Zeitpunkt zu einem eindeutigen Zustand der Guthabenverteilung führt.

Soweit, sogut. Übertragen wir dieses Regelwerk jetzt auf drei verschiedene Beispiele: Gold, Euro und Bitcoin

Beispiel 1: Gold

Eigenschaften-Check:

Haltbarkeit: Gold ist ein Metall und daher nahezu unbegrenzt haltbar.

Transferierbarkeit: Gold ist relativ einfach transferierbar. Man muss das auch im historischen Kontext sehen: Früher wurde mit Lebensmitteln, Nutztieren und anderen Rohstoffen gehandelt - im Vergleich dazu ist Gold sehr einfach transportierbar.

Teilbarkeit: Gold ist durchaus teilbar, da man es einschmelzen und in relativ kleine Stücke, zum Beispiel Münzen, aber auch in große Barren, gießen kann.

Homogenität: Gold ist sehr homogen. Wenn man Gold einschmilzt und eine Unze abwiegt wird es immer gleich aussehen, gleich schwer sein und gleich formbar sein, egal ob man es in Amerika,China oder einem Asteroiden aus der Erde gräbt.

Verifizierbarkeit: Gold kann man anhand seiner Dichte, des Gewichts undsoweiter erkennen, aber es ist nicht ganz einfach zu überprüfen. In früheren Zeiten hat man aus diesem Grund auf Goldmünzen gebissen, um zu überprüfen, ob man nicht eine goldlegierte Kupfermünze oder ähnliches untergejubelt bekommen hat.

Wertstabilität: Gold ist sehr wertstabil. Es wird bereits seit Jahrtausenden als wertvolles Gut angesehen und als Zahlungsmittel genutzt. Früher wurde der Dollar noch durch Gold gedeckt.

Seltenheit: Gold ist selten. Es gibt nur eine sehr begrenzte Menge an Gold auf der Erde und es ist schwer, an das Metall heranzukommen, da es teils tief unter der Erde liegt und nur mit hohem Aufwand geschürft werden kann. Jedoch ist die Menge des Goldes im Universium potenziell unvorstellbar groß.

Gold kann alle drei Funktionen einer Geldeinheit – Tauschmittel, Recheneinheit und Wertspeicher – erfüllen.

Monetärer Gegenwert

Gold hat aufgrund seiner Seltenheit und Nützlichkeit als Industriemetall einen Fundamentalwert. Gold gibt auch die Möglichkeit auf Liquiditäts und Spekulationsprämien, da der Wert in anderen Währungen weiter steigen kann und man Gold potenziell gegen viele Güter oder andere Währungen tauschen kann.

Kontrollstrukturen

Schöpfung: Gold wird kompetitiv geschöpft. Theoretisch kann jeder nach Gold graben und es verkaufen. Ob das Schürfen sich lohnt und Gewinne abwirft, liegt im eigenen Ermessen.

Repräsentation: Gold ist eine physische Geldeinheit.

Transaktionsabwicklung: Da Gold eine physische Geldeinheit ist, ist die Transaktionsabwicklung dezentral. Allerdings wird Gold heute größtenteils indirekt über virtuelle Abbildungen an den Finanzmärkten gehandelt.

Beispiel 2: Der Euro

Eigenschaften-Check:

Haltbarkeit: Der physische Euro besteht aus haltbaren Münzen und Papier.

Transferierbarkeit: Euro ist in physischer Form einfach zu transferieren, sehr viel einfacher als Gold. In virtueller Form noch einfacher, da die jeweilige Bank nur das Guthaben in ihrem Register aktualisieren muss.

Teilbarkeit: Die Skalierung des Euro ist auf zwei Nachkommastellen festgelegt. Offensichtlich ist das bisher ausreichend.

Homogenität: Der Euro ist komplett homogen. Beispielsweise zwei Ein-Euromünzen sind eins zu eins austauschbar.

Verifizierbarkeit: Der Euro wird durch mehrere Sicherungen verifiziert, unter anderem ein Wasserzeichen und eine ID.

Wertstabilität: Die Wertstabilität soll durch die Europäische Zentralbank sichergestellt werden, die ein jährliches Inflationsziel von 2 Prozent anvisiert. Das heißt, dass der Euro laufend an Kaufkraft verliert. Der Euro ist zudem durch nichts gedeckt.

Seltenheit: Die Seltenheit des Euro wird durch die Europäische Zentralbank bestimmt. Durch die laufende Inflation und die geldpolitischen Maßnahmen seit der Finanzkrise 2008 und der Corona-Pandemie steigt die Geldmenge jedoch unaufhörlich weiter.

Der Euro kann die Funktion als Tauschmittel und Recheneinheit erfüllen, jedoch versagt er als Wertspeicher, da er laufend an Wert verliert.

Monetärer Gegenwert

Der Euro hat keinen Fundamentalwert. Das Metall der Münzen könnte man einschmelzen, einen großen Wert hätte es aber nicht. Die Papierscheine haben keinerlei Wert.

Der Euro erhält seinen Wert durch ein Zahlungsversprechen der Europäischen Zentralbank und der Staaten, die ihn verwenden. Sein Wert wird also sozusagen gesetzlich bzw. staatlich gesichert.

Der Euro ist daher sogenanntes „Fiat-Geld“ (vom lateinischen: Fiat Lux - Es werde Licht / Fiat Geld - es werde Geld [aus dem Nichts erschaffen sozusagen]).

Der Euro gibt auch die Möglichkeit auf Liquiditäts und Spekulationsprämien, da der Wert gegenüber anderen Währungen schwankt.

Kontrollstrukturen

Schöpfung: Der Euro wird monopolisiert durch die EZB erzeugt.

Repräsentation: Der Euro exisitert sowohl als physische Geldeinheit, als auch virtuell, durch das Zahlungsversprechen der Banken, die das physische Geld ihrer Kunden entgegennehmen und ihnen virtuelle Guthaben zusichern. Die Banken steuern den Transfer, den Vermögensnachweis und den Transaktionskonsens über zentrale, explizite Register, die sie führen und abgleichen.

Transaktionsabwicklung: Der physische Euro wird dezentral und anonym transferiert, virtuelle Guthaben auf Banken werden zentral durch die Banken als Drittpartei transferiert.

Beispiel 3: Bitcoin

Eigenschaften-Check:

Haltbarkeit: Bitcoin-Einheiten sind im Grunde nur gespeicherte Einsen und Nullen in einem digitalen Datenregister und somit potentiell unendlich haltbar.

Transferierbarkeit: Bitcoin ist relativ einfach und schnell transferierbar. Man braucht nur eine digitale Geldbörse mit Anbindung an die Blockchain und ans Internet. Ein Transfer benötigt ohne Drittanbieter 10 bis 60 Minuten, egal wo man sich auf der Welt befindet und wo das Ziel lokalisiert ist.

Teilbarkeit: Ein Bitcoin ist auf ein Einhundertmillionstel teilbar.

Homogenität: Bitcoin-Einheiten sind alle vollständig identisch.

Verifizierbarkeit: Bitcoin-Einheiten werden über die Blockchain-Technologie verifiziert, indem der Zustand der Bitcoin-Vermögenswerte dezentral auf tausenden Rechnern mittels einer Blockchain gespeichert und laufend aktualisiert wird. Sämtliche Teilnehmer des Netzwerks kontrollieren sich dabei gegenseitig.

Wertstabilität: Bitcoin ist in staatlichen Währungen gemessen sehr volatil. Der Preis wird allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt und unterliegt (noch) keinen Regulierungen oder Absicherungen. Bitcoin ist durch die Rechenleistung, die an die Bitcoin-Blockchain angeschlossen ist, sowie der Stromkosten für seine Erzeugung gedeckt. Hinter jeder Bitcoin-Einheit steckt eine rechenerische „Arbeitsleistung“.

Seltenheit: Die Seltenheit wird technologisch erzeugt, da die Obergrenze der Bitcoin-Einheiten bei 21 Millionen liegt und dies nicht verändert werden kann.

Bitcoin kann die Funktionen einer Geldeinheit teilweise erfüllen. Als Tauschmittel ist er aufgrund seiner Unabhängigkeit und guten Transferierbarkeit geeignet. Als Recheneinheit ist er aufgrund seiner mathematischen Grundlagen und festgelegten Menge potenziell gut geeignet. Als Wertspeicher ist er aufgrund seiner Volatilität bisher nicht gut geeignet, auch wenn sich dieser Umstand aufgrund der Schwächen der derzeitigen Währungen ändern könnte, da die Volatilität sich lediglich im direkten Vergleich zu staatlichen Währungen auswirkt. Fundamental gesehen bleibt eine Bitcoin-Einheit immer gleich, da die Menge und Beschaffenheit sich nicht ändert.

Monetärer Gegenwert

Ein Bitcoin hat keinen Fundamentalwert. Er wird genau wie Fiat-Geld aus dem Nichts geschaffen. Man braucht zwar eine Menge Strom und Rechenleistung, es gibt aber keinen physischen Rohstoff oder ähnliches, der den Bitcoin deckt.

Der Wert wird nur durch die Akzeptanz und den Glauben seiner Nutzer, bzw. durch das Angebot und die Nachfrage auf dem Markt bestimmt.

Der Bitcoin gibt auch die Möglichkeit auf Liquiditäts und Spekulationsprämien, da der Wert weiter steigen kann und man Bitcoin potentiell gegen einige Güter oder andere Währungen tauschen kann. Die Akzeptanz schwankt zur Zeit stark und ist von Land zu Land unterschiedlich, geht tendenziell jedoch stark nach oben.

Kontrollstrukturen

Schöpfung: Bitcoin wird kompetitiv durch sogenanntes Mining erzeugt und theoretisch kann jeder an der Erzeugung teilnehmen. Die Schöpfung unterliegt mathematischen Regeln und einem mathematischen, dezentral gestalteten Kontrollmechnanismus.

Repräsentation: Der Bitcoin ist eine virtuelle Geldeinheit. Er wird aber trotzdem nicht durch eine zentrale Instanz verwaltet, sondern ist im tatsächlichen Besitz des Eigentümers. Die Ansprüche des Eigentümers auf eine jeweilige Menge Bitcoin-Einheiten sind dezentral auf der Blockchain gespeichert und können nur von diesem in Form von Transaktionen geändert werden.

Transaktionsabwicklung: Die Transaktionsabwicklung läuft dezentral über die Blockchain ab.

Von Alexander Mayer

Titelfoto: Khongtham / Shutterstock.com

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