Handelsstreit: Neues US-Gesetz ebnet Weg, chinesische Firmen von den US-Börsen auszuschließen – Wird der Konflikt mit den näher rückenden US-Wahlen wieder eskalieren?

onvista · Uhr

Die 11.000 Punkte Marke scheint zumindest momentan ein unüberwindbares Hindernis für den Dax zu sein. Nachdem es im Feiertagshandel gestern bereits wieder bergab ging, verliert der Leitindex auch heute weiterhin an Schwung und notiert derzeit mit 0,77 Prozent im Minus bei 10.981 Punkten.

Trotz des jüngsten Rückschlags steuert der Dax derzeit zwar noch auf einen Gewinn für die aktuellen fünf Handelstage zu – vor allem dank des fulminanten Wochenstarts. Ein Ausbruch aus der aktuellen Handelsspanne nach oben sei angesichts der jüngsten Ereignisse für den Dax aber erst einmal kein Thema mehr, glaubt Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

China nennt kein Wachstumsziel

Bereits am Vortag hatte die Wall Street den deutschen Aktienmarkt in die Tiefe gezogen. Weitere Attacken des US-Präsidenten Donald Trump in Richtung Peking im Corona-Streit wurden von Beobachtern als dramatische Zuspitzung der Lage interpretiert. Nun sorgte China für Unruhe. Es nannte angesichts der Corona-Pandemie erstmals seit vielen Jahren kein Wachstumsziel. „Die Ankündigungen des Volkskongresses haben die Anleger richtig verschreckt“, erklärte Altmann.

China will zudem noch mehr Kontrolle über Hongkong und plant für die Sonderverwaltungsregion ein eigenes Sicherheitsgesetz. Während Marktteilnehmer neue Unruhen in der ehemaligen britischen Kolonie befürchten, dürfte dies auch die Spannungen zwischen den USA und China weiter verschärfen.

Handelskrieg weitet sich auf die Strukturen der Aktienmärkte aus

Zudem weitet sich die Front im Handelsstreit nun auch auf die Finanzmärkte aus. In der Vergangenheit gab es bereits Überlegungen seitens der US-Regierung, chinesischen Firmen den Zugang zu den amerikanischen Aktienmärkten zu erschweren, ein am Mittwoch verabschiedetes Gesetz ist nun eine erste Realisierung dessen.

Mit dem neuen Gesetz können chinesische Unternehmen daran gehindert werden, an amerikanischen Börsen notiert zu werden oder Geld von US-Investoren zu sammeln, sofern sie sich nicht an die Regulierungs- und Prüfungsstandards Washingtons halten. Das Gesetz kann zwar potenziell gegen jedes ausländische Unternehmen angewendet werden, doch es wurde deutlich gemacht, dass es sich vor allem gegen chinesische Firmen richten soll. Bereits in der Vergangenheit und vor allem im Zuge des Handelsstreits hatte die USA immer wieder die fehlende Transparenz von chinesischen Unternehmen bemängelt, sowie die Schwierigkeiten durch Auflagen der Regierung in Peking für amerikanische Investoren im Gegenzug in China tätig zu sein. Chinesische Firmen würden unfair spielen, so die Kritik, und zu stark von der Regierung in Peking abgeschirmt und kontrolliert werden.

„In den vergangenen Monaten haben US-Politiker vorgeschlagen, chinesische Unternehmen mit unterschiedlichen Kriterien von den US-Börsen zu streichen und das Engagement der Amerikaner auf dem chinesischen Markt zu begrenzen“, schrieben Analysten der Investmentbank China Renaissance in einer Mitteilung vom Donnerstag. „Wir erwarten, dass die Debatte weiterhin zu den Hauptthemen der US-Präsidentschaftswahlen 2020 gehört.“ Dies zittiert der US-Nachrichtendienst CNBC.

Einige größere chinesische Unternehmen, wie beispielsweise Baidu, planen bereits Schritte, um sich für diese sich andeutende Entkoppelung zu wappnen und prüfen eine Zweitlistung in Hong Kong, so der  Bericht.  „Dieser Trend dürfte dazu beitragen, langfristig mehr Kapitalzuflüsse in den Hongkonger Markt zu führen und eine stärker in Asien ansässige Handels- und Investitionsbasis für chinesische Unternehmen zu stärken“, schrieb Morgan Stanley in einer Mitteilung vom Montag.

Für Privatanleger dürfte es jedoch schwieriger werden in die chinesischen Märkte zu investieren, da die Eintrittsmöglichkeiten durch diese zunehmende Entkoppelung verringert werden.

Die kommenden Monate dürften ungemütlich werden

Aus Sicht der meisten Experten wird sich der Handelsstreit als solches und nicht nur in Bezug auf die Aktienmärkte bis zu den anstehenden Wahlen Ende des Jahres noch verschärfen. Trump selbst feuert seit Wochen mit scharfer Zunge gegen China und betitelt die Reigerung in Peking als klaren Schuldigen für den Ausbruch der Pandemie. Sein Versuch, die Schuld auf China abzuladen, dürfte vor allem politisch motiviert sein, um die negativen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft von sich zu weisen und Pluspunkte für die Wahl zu gewinnen. Gemeinsam mit den Wählern gegen den Schuldigen – das dürfte in den kommenden Monaten verstärkt sein Motto für den Wahlkampf werden. Maßnahmen wie Strafzölle oder weitere wirtschaftliche Attacken sind dabei ebenfalls wahrscheinlich.

Da China sich ebenfalls von den enormen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie erholen muss und angeschlagen in den Ring geht, ist schwer vorhersehbar, wie die Regierung in Peking auf potenzielle weitere Attacken seitens der USA reagieren wird. Bisher haben beide Nationen bekräftigt, sich weiter an den bisher vereinbarten Phase 1 Deal zu halten, doch der US-Präsident ist bekannt dafür, seine Meinung schnell ändern zu können und dies auch abrupt auf Twitter mitzuteilen. Der Handelsstreit bleibt also ein sehr unsicherer Faktor für die Aktienmärkte.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Tomasz Makowski / Shutterstock.com

– Anzeige –

Mit Wechselpilot jährlich bis zu 500 € Energiekosten sparen

Nie wieder zu viel für Strom & Gas zahlen! Der preisgekrönte Wechselservice findet für Sie jedes Jahr automatisch den besten Tarif und kümmert sich zuverlässig um Ihren Wechsel. Einmal anmelden, jedes Jahr sparen.

Hier geht es zum Angebot

onvista Premium-Artikel

Einspruch gegen Steuerbescheid
So holst du dir Geld vom Fiskus zurückheute, 15:00 Uhr · onvista-Partners
So holst du dir Geld vom Fiskus zurück
Chartzeit Eilmeldung
Nvidia - neues Trade-Setupheute, 11:49 Uhr · onvista
Nvidia - neues Trade-Setup