Insider - Italien will Fincantieri bei Leonardo-Übernahmen helfen

Reuters · Uhr

Rom (Reuters) - Italien hat dem Schiffsbauer Fincantieri laut Insidern Unterstützung bei der Übernahme von Teilen des Rüstungskonzerns Leonardo zugesichert, um die auch der deutsch-französische Panzerbauer KNDS buhlt.

Die Regierung in Rom wolle die Leonardo-Töchter OTO Melara und Wass nicht komplett dem Konsortium KNDS aus Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Nexter überlassen, weil sie sie für strategisch bedeutend halte, sagten zwei mit den Überlegungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. KNDS hat ein rund 650 Millionen Euro schweres Übernahmeangebot für OTO Melara - einen Hersteller von Panzern und Seegeschützen - und Wass, die Torpedos und Sonare baut, in Aussicht gestellt. Die Prüfung der Bücher läuft bereits.

Fincantieri hatte im Oktober ebenfalls Interesse gezeigt und einem der Insider zufolge signalisiert, 450 bis 500 Millionen Euro für die beiden Leonardo-Tochter ausgeben zu können. Dazu bräuchte der Schiffsbauer aber eine Kapitalerhöhung. Fincantieri und Leonardo sind beide börsennotiert, werden aber vom Staat kontrolliert. Auf Vorschläge aus Gewerkschaftskreisen, dass Fincantieri und KNDS sich bei Melara und Wass zusammentun könnten, wollten die Italiener nicht eingehen, sagten Insider. OTO Melara und Wass fürchten, dass eine Aufspaltung in Ausrüster für Heer, Luftwaffe und Marine zum Verlust eines Teils der 1500 Arbeitsplätze führen könnte. Das italienische Militär ist einer der wichtigsten Abnehmer für beide Firmen.

Verteidigungsminister Lorenzo Guerini hatte am Mittwoch im Parlament klar gemacht, dass er eine nationale Präsenz und eine wettbewerbsfähige technische Basis der Rüstungsindustrie des Landes sicherstellen wolle. Die Regierung sei auch bereit, dazu ihre Vetorechte bei Übernahmen einzusetzen. Fincantieri wollte sich zu den Informationen nicht äußern. Leonardo war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

KNDS hatte angeboten, Italien in ein Panzer-Projekt - das auch unter dem Schlagwort "Panzer der Zukunft" bekannte "Main Ground Combat System" (MGCS) einzubeziehen, wenn die Übernahme gelingt. Dabei könnte Leonardo Sensoren und Elektronik für den neuen Panzer beisteuern.

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