Kleinanleger vs Hedgefonds: Robinhood schränkt Aktienhandel weiter ein – Melvin Capital mit Milliardenverlust

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der wegen seiner Nutzungsbeschränkungen heftig in Kritik geratene US-Broker Robinhood will nach eigenen Angaben nur noch den Handel von acht statt bislang 50 Aktien regulieren. Nutzer dürfen weiterhin nur eine bestimmte Zahl an Wertpapieren von und Optionen auf Unternehmen wie Gamestop, Blackberry, AMC Entertainment oder Nokia kaufen, wie das Unternehmen am späten Sonntagabend auf seiner Webseite bekannt gab. Teilweise ist nur der Erwerb einer einzelnen Aktie erlaubt. Robinhood begründete seine Entscheidung mit einer „anhaltenden Marktvolatilität“ und behielt sich weitere Änderungen vor.

Kleinanleger werden massiv eingeschränkt

Der vor allem bei jüngeren Anlegern beliebte Online-Broker hatte am Donnerstag überraschenderweise für mehrere Stunden den Handel mit bestimmten Aktien ausgesetzt. Daraufhin stürzten Kurse betroffener Unternehmen dramatisch ab. Betroffen waren dabei auch Firmen wie Starbucks, Trivago oder Moderna, die im Gegensatz zu Robinhoods Darstellung keinen besonderen Kursschwankungen unterlagen.

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Auch in Deutschland waren Broker wie die Smartphone-Apps Trade Republic oder Trading212 in Bedrängnis geraten, weil sie ihren Nutzern den Zugang zum freien Markt untersagten. So war zeitweise nur der Verkauf bestimmter Wertpapiere, nicht aber der Kauf neuer Anteile gestattet.

Aktien von Gamestop und AMC waren in den vergangenen Wochen unter anderem bei Usern des Internet-Forums Reddit besonders gefragt. Dabei stellten sie sich gegen sogenannten Shortseller wie Citron Research und Melvin Capital, die massiv auf fallende Kurse der besagten Unternehmen gewettet hatten. Daraufhin schossen die Aktienkurse nach oben und einige Hedgefonds erlitten extrem hohe Verluste.

Durch die Handelsrestriktionen von Brokern wie Robinhood sehen sich die Kleinanleger deswegen auf ihrer Gewinnstrecke ausgebremst. Sie hegen den Verdacht, dass die Handelsplattformen den Hedgefonds den Rücken freihalten. Robinhood und Co. streiten dies ab, doch die Empörung ist nicht nur bei der Anleger-Community groß, sondern auch in der Politik.

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‚WSJ‘: Hedgefonds Melvin verliert wegen Marktturbulenzen mehrere Milliarden

Doch auch auf der institutionellen Seite werden die Wunden geleckt. Die Marktverwerfungen haben den Hedgefonds Melvin im Januar einem Bericht zufolge Milliarden gekostet. Das verwaltete Vermögen des professionellen Investors, der sein Geld unter anderem mit Wetten auf fallende Kurse verdient, sackte im Januar um rund 4,5 Milliarden auf zirka 8 Milliarden Dollar (6,6 Mrd Euro) ab, wie das „Wall Street Journal“ am Sonntagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete. In den acht Milliarden Dollar seien 2,75 Milliarden enthalten, die der Hedgefonds von den beiden Vermögensverwaltern Citadel und Apollo in der letzten Januar-Woche erhalten hatte. Bereinigt um diesen Effekt sei das Vermögen um mehr als die Hälfte gesunken.

Der Hedgefonds gilt damit als einer der größten Verlierer der Marktturbulenzen der vergangenen Wochen. Seit einigen Tagen tobt an der Wall Street und anderen Märkten ein Machtkampf zwischen professionellen Investoren und Kleinanlegern, die sich über Online-Dienste wie Reddit organisieren. Sie kauften massiv Titel wie die des Computerspielhändlers Gamestop, um sich gegen Leerverkäufer wie Melvin zu stellen. Diese hatten auf fallende Kurse gesetzt und wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Mit konzertierten Käufen zwangen die Kleinanleger Hedgefonds, ihre Wetten auf einen Kursverfall der Aktien aufzulösen. Was dann die Aktien in die Höhe trieb und den Fonds etliche Milliarden kostete.

Das bringt aber auch enorme Risiken für die Kleinanleger mit sich. Sobald die sogenannten Shortseller ihre Wetten durch massive Aktienkäufe glattgestellt haben, könnte die Nachfrage nach weiteren Papiere deutlich schrumpfen. Das könnte dann zu stark fallenden Kursen führen. Kleinspekulanten, die erst zu hohen Kursen auf den Zug aufgesprungen waren, könnten dann viel Geld verlieren.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: dennizn / Shutterstock

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