Microsoft: Software-Gigant strebt Übernahme der US-Geschäfte von TikTok an ++ Hypoport: Prognose bestätigt ++ Morphosys: Aussichtsreiche US-Zulassung für Krebsmedikament

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem jüngsten Rückschlag gehen die Anleger am deutschen Aktienmarkt angesichts positiver Signale aus der Wirtschaft Chinas etwas zuversichtlicher in die neue Woche. Der Dax ist mit einem Plus von 0,62 Prozent bei einer Notierung von 12.389 Punkten in den Handel gestartet. Der MDax konnte mit einem Plus von 0,33 Prozent auf 26.279 Punkte ebenfalls positiv beginnen. Der Eurostoxx 50 notiert mit einem 0,43 Prozent bei 3.187 Punkten.

Als Stütze gilt, dass Chinas Industrie nach der Corona-Krise auf Erholungskurs bleibt. Laut einer Erhebung des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ hellte sich die Stimmung in der dortigen Industrie im Juli weiter auf – mit einem Anstieg so schnell wie seit über zehn Jahren nicht mehr. Im Tagesverlauf könnten noch Stimmungsdaten aus der europäischen und der US-Industrie Impulse liefern.

In der vergangenen Woche hatte die Furcht vor einer neuen Corona-Welle und den möglichen Belastungen für die Wirtschaft die Stimmung an den Aktienmärkten getrübt. Nach der Rückkehr über die 13.000 Punkte war es für den Dax abrupt wieder nach unten gegangen. Allerdings hatte er sich zuvor auch deutlich vom Corona-Crash erholt, weshalb Experten bereits vor übertriebenem Konjunkturoptimismus gewarnt hatten. Für Ernüchterung hatten auch die zuletzt wieder größeren Spannungen zwischen den USA und China gesorgt.

Siemens Healthineers mit Milliardenübernahme

Auf Unternehmensseite lieferten am Morgen vor allem MDax- und SDax-Werte Gesprächsstoff. Eine aussichtsreiche US-Zulassung für das Krebsmedikament Monjuvi bescherte den Anlegern von Morphosys am Montag auf der Plattform Tradegate einen Kurssprung um fast 14 Prozent.

Siemens Healthineers vermeldete am Sonntag einen Milliardenzukauf und zog zugleich seinen Quartalsbericht auf das Wochenende vor. Beides kam bei den Anlegern gut an, die Aktien zogen vorbörslich um drei Prozent an. Mit dem US-Konzern Varian will der Medizintechnikkonzern sein Geschäft mit der Krebsforschung und -therapie ausbauen. 16,4 Milliarden Dollar soll die Übernahme kosten.

Nordex schossen ferner um elf Prozent hoch. Hier sorgte es bei den Anlegern für gute Laune, dass der Windkraftanlagen-Hersteller Wind- und Solarprojekte in Europa an RWE verkaufen will. Vereinbart sei ein Verkaufspreis von 402,5 Millionen Euro in bar, hieß es.

Weitere Unternehmensmeldungen:

MTU: Der Einbruch des Flugverkehrs in der Corona-Krise hat dem Triebwerksbauer MTU im zweiten Quartal herbe Einbrüche bei Umsatz und Gewinn eingebrockt. Die Erlöse brachen im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 776 Millionen Euro ein, wie der Konzernam Montag in München mitteilte. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) sackte um rund drei Viertel auf gut 42 Millionen Euro zusammen. Während Analysten beim Umsatz einen noch stärkeren Einbruch erwartet hatten, ging der operative Gewinn noch etwas stärker zurück als gedacht. Der Konzern hatte sich bereits am Freitag mit einer neuen Prognose aus der Deckung gewagt. Vorstandschef Reiner Winkler rechnet demnach auch für das Gesamtjahr mit deutlichen Rückgängen. An der Börse kam es aber gut an, dass er überhaupt eine Prognose abgegeben hat. Die im Dax notierte Aktie legte am Freitag in einem schwachen Umfeld zu. Im zweiten Quartal verbuchte MTU einen positiven freien Barmitteilzufluss. Allerdings fiel dieser mit 56,5 Millionen Euro rund 40 Prozent geringer aus als ein Jahr zuvor. Wegen der Krise hat der Konzern seine Liquidität unter anderem mit der Ausgabe von zwei Anleihen auf rund 1,5 Milliarden Euro aufstockt. Unter dem Strich blieb im zweiten Quartal ein Gewinn von gut 13 Millionen Euro, ein Rückgang um 87 Prozent.

Microsoft: Der Softwarekonzern Microsoft strebt eine Übernahme des US-Geschäfts und weiterer Aktivitäten der internationalen Videoplattform Tiktok an. Der Konzern teilte am Sonntag (Ortszeit) mit, trotz Bedenken von US-Präsident Donald Trump weiter Gespräche mit Tiktoks chinesischem Eigentümer ByteDance führen zu wollen. Microsoft will nach eigenen Angaben bis zum 15. September einen Deal erzielen. ByteDance steht unter hohem Druck, Tiktoks US-Geschäft zu verkaufen, da die Trump-Regierung wegen Sicherheitsbedenken ein Verbot der beliebten App in den Vereinigten Staaten angekündigt hat. US-Medien hatten bereits über ein Interesse von Microsoft berichtet, danach äußerte sich Trump jedoch ablehnend dazu. Nun erklärte das Unternehmen, sich darüber im Klaren zu sein, wie wichtig Trumps Einwände seien und versprach, sich damit weiter auseinanderzusetzen.

Microsoft will der Mitteilung nach nicht nur das US-Geschäft von Tiktok übernehmen, sondern auch das in Kanada, Australien und Neuseeland. Dabei sei der Konzern auch offen gegenüber anderen Investoren, die sich als Minderheitspartner beteiligen. Microsoft betonte, dass die Verhandlungen in einem vorläufigen Stadium seien und es keine Sicherheit gebe, ob eine Einigung erzielt werde. Tiktok ist eine international erfolgreiche Videoplattform, die in 65 Sprachen auf 175 Märkten angeboten wird. Nutzer können dort selbsterstellte Clips hochladen oder die von anderen ansehen. In Festland-China gibt es nur die zensierte Version Douyin. Die US-Regierung fürchtet, dass über Tiktok Daten von US-Bürgern in die Hände der chinesischen Kommunistischen Partei geraten.

Hypoport: Der Finanzdienstleister Hypoport hat seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr trotz der Coronavirus-Pandemie bestätigt. Demnach erwartet das im SDax notierte Unternehmen 2020 weiterhin steigende Erlöse auf 400 bis 440 Millionen Euro sowie beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) einen Anstieg auf 35 bis 40 Millionen Euro, wie Hypoport am Montag in Berlin bei der Vorlage ausführlicher Zahlen für das zweite Quartal bekanntgab. Unter dem Strich stand im zweiten Quartal allerdings ein im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Viertel abgesacktes Konzernergebnis von 4,4 Millionen Euro. Wie bereits bekannt, musste Hypoport unter anderem wegen der Corona-Krise und hohen Investitionen einen Rückgang des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 16 Prozent auf 6,6 Millionen Euro hinnehmen. Der Umsatz legte hingegen um 13 Prozent auf 88,8 Millionen Euro zu. Konzernchef Ronald Slabke sprach angesichts der schwierigen Umstände von einer robusten Entwicklung in der Krise.

Morphosys: Eine aussichtsreiche US-Zulassung für das Krebsmedikament Monjuvi hat den Anlegern von Morphosys am Montag vorbörslich einen Kurssprung beschert. Die Papiere schossen im Handel beim Broker Lang & Schwarz um gut 15 Prozent hoch im Vergleich zum Xetra-Schluss am Freitag. Der Antikörper wurde von der US-Behörde FDA in einer kombinierten Behandlung zugelassen bei erwachsenen Patienten mit nicht anderweitig spezifiziertem rezidiviertem oder refraktärem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL). Analyst James Gordon von JPMorgan betonte in einem ersten Kommentar, er habe das Spitzen-Umsatzpotenzial auf 750 Millionen Euro geschätzt. Er wertete die zeitige Freigabe positiv.

Societe Generale: Die französische Großbank Societe Generale (SocGen) kommt nicht aus den roten Zahlen. Nachdem die Bank zum Jahresauftakt vor allem wegen der coronabedingt erhöhten Risikovorsorge für Kreditausfälle leicht im Minus war, kam zwischen April und Ende Juni noch eine Abschreibung auf das Kapitalmarktgeschäft dazu. Da zudem die Risikvorsorge noch weiter anzog, fiel im zweiten Quartal ein Verlust von knapp 1,3 Milliarden Euro an. Dies teilte die Bank am Montag in Paris mit. Vor einem Jahr hatte die Bank noch eine Milliarde Euro verdient. Die Erträge gingen im zweiten Quartal um 16 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro zurück.

Anders als viele Finanzinstitute kann die SocGen die stark gestiegenen Belastungen für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Krise nicht durch gute Geschäfte an den Kapitalmärkten ausgleichen – im Gegenteil: Das früher mal so erfolgreiche Geschäft mit Aktien bereitet viele Probleme. Aus diesem Grund sollen hier die Kosten weiter gesenkt werden und das Risiko eingedämmt werden. Zudem geht die Abschreibung größtenteils auf das Geschäft zurück. Der Milliardenverlust ist ein erneuter Rückschlag für den 57-jährigen Konzernchef Frederic Oudea, der bereits seit 2008 an der Spitze der Bank steht und damit so lange wie kein anderer Chef einer europäischen Großbank.

In den vergangenen Jahren hatte er beim Umbau der Bank immer wieder Rückschläge hinnehmen müssen und deshalb zum Beispiel das Geschäft mit Anleihen deutlich reduziert und das Investmentbanking vor allem auf den Handel mit Aktien und Derivaten fokussiert. Das erwies sich im ersten Halbjahr als Boomerang, da viele andere Banken in den ersten sechs Monaten vor allem im Geschäft mit Anleihen glänzend verdienten. Die vielen Probleme der SocGen spiegeln sich auch im Aktienkurs wider. Der Kurs des im EuroStoxx 50 notierten Papiers fiel in diesem Jahr bereits um knapp 60 Prozent und damit so viel wie kein anderer Wert im Eurozonen-Auswahlindex. Mit einem Börsenwert von nur noch elf Milliarden Euro dürfte die Aktie aber ohnehin bald aus diesem fliegen.

Novartis: Novartis darf sein Schuppenflechtemittel Cosentyx künftig in der EU auch für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stellen. Wie der Pharmakonzern am Montag mitteilte, darf das Mittel bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren eingesetzt werden. Die Zulassung basiert laut Mitteilung auf zwei internationalen Phase-III-Studien an Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren. Die Studien zeigten, dass sowohl niedrig dosiertes als auch hoch dosiertes Cosentyx sehr wirksam zur raschen Verbesserung der Hautsymptome und der Lebensqualität beigetragen habe.

Stabilus: Der Automobil- und Industriezulieferer Stabilus gibt wieder Ziele für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 aus. Der Umsatz soll bis Ende September im Gesamtjahr etwa 800 Millionen Euro betragen, wie das im SDax notierte Unternehmen am Montag bei der Vorlage von endgültigen Zahlen zum dritten Quartal mitteilte. Die bereinigte Marge (Ebit) soll dann bei etwa 11 Prozent liegen. Die neuen Ziele liegen deutlich unter denen, die Stabilus noch vor der Corona-Krise ausgegeben und Mitte März zurückgezogen hatte. Da war das Unternehmen für das Geschäftsjahr noch von einem Umsatz von 970 bis 990 Millionen Euro bei einer Ebit-Marge von 15 Prozent ausgegangen. Ein Jahr zuvor hatten die Erlöse 951,3 Millionen Euro und die bereinigte Ebit-Marge 15 Prozent betragen. Im dritten Quartal rutschte der Konzern wie bereits bekannt wegen Wertberichtigungen im Zuge der Corona-Pandemie in die Verlustzone. Der Verlust nach Steuern betrug von April bis Juni 16,4 Millionen Euro. Ein Jahr zovor hatte Stabilus noch einen Gewinn von 19,3 Millionen Euro eingefahren. Der Umsatz brach im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 39 Prozent auf 147 Millionen Euro ein. Das bereinigte betriebliche Ergebnis (Ebit) sackte von 37,1 Millionen Euro im Vorjahr auf 5,7 Millionen Euro ab. Die bereinigte Ebit-Marge betrug 3,9 Prozent.

Roche: Der Pharmakonzern Roche hat für seine Krebs-Therapie Rozlytrek grünes Licht in der EU bekommen. Die Europäische Kommission habe das Mittel zur Behandlung von erwachsenen und pädiatrischen Patienten ab 12 Jahren mit soliden Tumoren zugelassen. Außerdem darf das Mittel bei erwachsenen Patienten eingesetzt werden, die an einer bestimmten Form von Lungenkrebs leiden, wie Roche am Montag mitteilte.

HSBC: Die britische Großbank HSBC rechnet wegen den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie mit einer Belastung von bis zu 13 Milliarden Dollar durch Kreditausfälle. Die Risikovorsorge für faule Kredite und Abschreibungen auf Darlehen werde im laufenden Jahr derzeit in einer Spanne zwischen 8 und 13 Milliarden Dollar (bis zu 11 Mrd Euro) erwartet, teilte die stark in Asien engagiert britische Großbank am Montag in London mit. 2019 hatte dieser Posten die Bilanz gerade mal mit rund 2,8 Milliarden Dollar belastet. Die Bank begründete die hohe Spanne ihrer Prognose mit der hohen Unsicherheit, die zum einen auf die Corona-Pandemie zurückgeht und zum anderen auf die vielen politischen Konflikte wie dem sich zuspitzenden Streit zwischen China und den USA.

Im ersten Halbjahr wurde die Bank mit voller Wucht von der Corona-Krise und den anderen Problemen getroffen. Der Gewinn ging in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr um rund drei Viertel auf zwei Milliarden Dollar zurück. Damit schnitt die HSBC noch schlechter ab, als Experten erwartet hatten. Dies geht vor allem auf den Anstieg der Risikovorsorge und Abschreibungen auf Kredite um 5,7 Milliarden Dollar oder 500 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar zurück. Die Erträge stagnierten trotz guter Geschäfte an den Kapitalmärkten bei knapp 27 Milliarden Dollar. HSBC-Chef Noel Quinn kündigte an, das Umbauprogramm der Bank zu beschleunigen. Zudem soll die Dividendenpolitik überprüft werden. Mit Ergebnissen dazu ist erst Anfang kommenden Jahres bei der Vorlage der 2020er-Zahlen zu rechnen.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: DANIEL CONSTANTE / Shutterstock.com

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