ROUNDUP 2: 'Irgendwo schneit's immer' - Skihersteller zuversichtlich

dpa-AFX · Uhr

(neu: mehr Details und Hintergrund)

STRAUBING (dpa-AFX) - Knallgelb sind die Ski, die über das Förderband laufen: Mehr als 120 Arbeitsschritte hat der "Renntiger" hinter sich, ehe er in den Verkauf geht. "Made in Germany" steht auf der Oberfläche. Die Firma Völkl im niederbayerischen Straubing ist der einzige große deutsche Skihersteller. Etwa 400 000 Paar Ski verlassen den Angaben nach jährlich das Werk. Exakte Zahlen veröffentlicht der zu einer schweizerischen Unternehmensgruppe gehörende Betrieb nicht. Aber, so sagte Geschäftsführer Christoph Bronder, der Markt sei stabil - Tendenz steigend.

Mit dieser Einschätzung steht Bronder nicht alleine. Ein Experte des Bundesverbandes der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI) in Bonn sagte, nachdem der Markt stark geschrumpft gewesen sei, habe er sich seit 2017/18 konsolidiert. Aktuelle Zahlen dazu lägen aber nicht vor.

Dem Generalsekretär des Europäischen Sportindustrie-Verbandes (FESI) in Brüssel, Jérôme Pero, zufolge wurden im dritten Jahr in Folge mehr Skiausrüstungen verkauft. Der Anstieg von 2016 auf 2019 liegt demnach bei 20 Prozent. Zwar würden die Winter kürzer, jedoch gebe es in der Hauptskisaison noch genug Schnee. Skigebiete in höheren Lagen seien ohnehin relativ schneesicher und arbeiteten zudem mit Kunstschnee.

Auch deswegen bereiten Bronder die schlechteren Winter keine Sorgen. Das Skigeschäft laufe global. Die größten Märkte für Ski Völkl seien Nordamerika und Kanada, sagte Bronder. Und dort habe es derzeit reichlich Schnee: "Ich sage: Irgendwo schneit's immer."

Bronder ist seit 1996 Firmenchef. 1992 hatte Franz Völkl junior, Sohn des Gründers, den in finanzielle Schieflage geratenen Familienbetrieb an Schweizer Investoren verkauft. Zu der Gruppe gehören heute auch die Ski-Marken K2 und Madshus. Völkl sei früher zu sehr auf Deutschland fokussiert gewesen, sagte der Geschäftsführer. Alleine mit Verkäufen hierzulande oder in Europa würde es nicht funktionieren. Völkl nehme auch verstärkt Asien in den Blick.

Aus Kostengründen sollte das 1997 neu gebaute Werk Mitte der 2000er Jahre nach China verlagert werden. Lange Verhandlungen zwischen dem Unternehmen und der IG Metall führten zum Erhalt des Standortes - die Mitarbeiter erklärten sich zu Mehrarbeit und Gehaltsverzicht bereit. Heute beschäftigt Völkl 400 Menschen.

Momentan fertigen die Mitarbeiter die Modelle für die kommende Saison: Alpin-, Touren- und Freeride-Ski. Snowboards hat die Firma aus dem Sortiment genommen und das Experiment mit Tennisschlägern schon lange beendet. "Es sind richtige Entscheidungen getroffen worden", sagte der Technische Leiter Helmut Jakoby. Der Fokus liege auf dem Kerngeschäft.

In der Fabrikhalle stehen die rohen Bretter aufgereiht, von dort geht es in die Fertigung. Bis zu 14 Lagen dick ist ein Ski, sie bestehen wahlweise aus Stahl, Titanaluminium, Carbon, Glasfasermatten oder Gummi. Verklebt werden die Schichten mit Epoxidharz. Handgriff für Handgriff entsteht ein Ski. Der durchläuft dann 24 Schleifstationen - über Band, Stein und Diamant. Nach Stabilitätstests werden die Ski verpackt und gehen ins Lager zur Auslieferung.

Etwa 3,5 Millionen Paar Ski würden weltweit jedes Jahr gefertigt, sagte Chef Bronder. Innerhalb der vergangenen beiden Jahre liege das Plus bei vier bis fünf Prozent. Noch in den 1980er Jahren gingen allerdings doppelt so viel Paar Ski über die Ladentische.

Skifahren sei weiter im Trend, sind sich die Fachleute einig. Der Einzelhandel stellt aber einen Wandel im Markt fest. In Nord- und Westdeutschland seien Skiausrüstungen weitgehend aus den Sportgeschäften verschwunden, weil dort die Hobbyskifahrer auf den Verleih setzten, so der Verband Deutscher Sportfachhandel (VDS). In Regionen, die näher an den Alpen und anderen Skigebieten lägen, sei die Nachfrage weiterhin groß.

Sportfachhändler freuten sich, wenn "die gesamte Republik 14 Tage unter einer Schneedecke liegt, dann ist alles Gleitbare verkauft". Das gelte auch für Snowboards, Langlaufski, Schlitten und Schlittschuhe. Das sei in den vergangenen Jahren jedoch seltener vorgekommen. Stattdessen seien Winterwandern und Winterjoggen stärker gefragt, heißt es beim VDS./fuw/DP/jha

Neueste exklusive Artikel