SAP: Das Dax-Schwergewicht kann in der Krise mit guten Zahlen glänzen – IPO für Cloud-Tochter Qualtrics geplant ++ Ryanair: Verluste nicht so schlimm wie gedacht ++ Wirecard: 77 Interessenten fürs Kerngeschäft – Aktie schießt nach oben

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Dax ist nach dem Rücksetzer letzte Woche Freitag mit einem Plus von 0,3 Prozent bei einer Notierung von 12.880 Punkten recht stabil in die neue Woche gestartet. Auch M- und SDax sowie der Eurostoxx 50 konnten zu Handelbeginn ein leichtes Plus verbuchen.

Am Freitag war der deutsche Leitindex wegen zunehmender Spannungen zwischen den USA und China um zwei Prozent abgesackt und wieder unter die runde Marke von 13.000 Punkten gerutscht.

Investoren grübelten wohl derzeit auch über die Chancen eines weiteren US-Konjunkturpakets, sagte Analyst Michael Hewson von CMC Markets UK zum positiv erwarteten Handelsstart an diesem Montag. Gleichzeitig bleibt die Lage vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und der zuletzt wieder verschärften US-chinesischen Beziehungen fragil.

Das zeigt auch ein Blick auf den Goldpreis, der als sicherer Hafen in schwierigen Finanzmarktphasen gilt und der in der Nacht zum Montag auf ein Rekordhoch von fast 1945 US-Dollar stieg. Analysten hatten in letzter Zeit vermehrt auf den Goldpreis als Indikator für die Risikoneigung an den Märkten verwiesen. Auch Silber hatte stark zugelegt.

Nach der Schließung des amerikanischen Konsulats in Chengdu im Südwesten des Landes haben die chinesischen Behörden das Gebäude am Montagmorgen wieder übernommen. Kurz zuvor war die Frist zur Räumung abgelaufen. Das chinesische Außenministerium bestätigte, dass das US-Konsulat geschlossen sei.

Weiterer Dax-Ausbruch sehr unwahrscheinlich

Für den Dax wird der charttechnische Analyst und Anlagestratege Christoph Geyer von der Commerzbank etwas skeptischer: Der steile Aufwärtstrend der vergangenen Wochen stehe nun auf dem Prüfstand. Ein Ausbruch nach oben über die alten Tops sollte kaum mehr zu erreichen sein.

Konjunkturseitig steht zu Wochenbeginn mit dem Ifo-Geschäftsklima der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft auf der Agenda. Experten erwarten im Juli zwar auch einen Anstieg der Lagebeurteilung, der Unterschied zu den Erwartungen dürfte jedoch groß bleiben.

SAP glänzt in der Krise

Am deutschen Markt dreht sich zum Wochenauftakt zunächst alles um den wertvollsten Konzern im Dax: SAP. Europas größter Softwarehersteller verdiente im zweiten Quartal unter dem Strich deutlich mehr. „Mehr als je zuvor ist durch die Pandemie deutlich geworden, dass Digitalisierung keine Option mehr, sondern zwingend notwendig ist, um schwierige Zeiten zu meistern“, sagte Vorstandschef Christian Klein.

SAP will zudem die Anfang vergangenes Jahr für acht Milliarden US-Dollar übernommene US-Cloudfirma Qualtrics in New York an die Börse bringen. Vorbörslich gewannen die SAP-Aktie auf Tradegate 2,8 Prozent zum Xetra-Schluss und bewegen sich damit wieder in Richtung ihres vor wenigen Tagen erreichten Rekordhochs bei 143,20 Euro.

Zwar könne die Stimmung für Börsengänge im Technologiesektor in den USA gegenwärtig besser sein, merkte ein Händler an. Das dürfte sich allerdings voraussichtlich wieder zum Guten ändern. Eine höhere Bewertung der Beteiligung mittels eines Börsengangs dürfte sich jedenfalls nicht negativ auf den SAP-Kurs auswirken. Zudem hob Europas größter Softwarehersteller bei der Bekanntgabe der detaillierten Zahlen die Prognose für den Cashflow an.

Zu Details wie dem Zeitplan des Börsengangs hält sich SAP bislang bedeckt. Vorstandschef Christian Klein betonte, SAP wolle weiterhin die Mehrheit an Qualtrics halten: „Wir sind auf lange Sicht dabei.“ Kleins Vorgänger Bill McDermott hatte den acht Milliarden Dollar schweren Zukauf unter Dach und Fach gebracht und dafür angesichts des Preises auch Kritik eingeheimst. „Der teilweise Börsengang kreiere ein Win-Win-Setup“, sagte Klein. Qualtrics könne außerhalb von SAP Kunden gewinnen, während Europas wertvollstes Technologieunternehmen weiterhin die US-Tochter konsolidiere.

Smith sagte, Qualtrics sei inzwischen ein „deutlich größeres Unternehmen“ als vor dem Kauf durch SAP, als es bereits kurz vor dem Börsengang stand und damals eine Bewertung von mindestens sechs Milliarden Dollar anpeilte. Mucic wollte keinen Einblick in die angestrebte Bewertung geben, sagte aber, in der Regel brächten Technologiefirmen eine Beteiligung zwischen 10 und 15 Prozent an die Börse.

SAP bestätigte den Ausblick für 2020 wie auch für 2023. Im April hatte Europas wertvollstes Technologieunternehmen wegen der Corona-Krise seine Erwartungen nach unten geschraubt. „Mit unseren Investitionen in strategische Wachstumsfelder sind wir zuversichtlich, dass wir nicht nur die Krise bewältigen, sondern auch gestärkt aus ihr hervorgehen werden“, sagte Mucic. Anfang Juli hatte SAP bereits Einblick in das zweite Quartal gegeben, das angesichts florierender Cloud-Geschäfte überraschend gut verlief. Bisher noch nicht bekannt war der Gewinn je Aktie, der um sieben Prozent auf 1,17 Euro stieg.

Weitere Unternehmensmeldungen:

Covestro: Aktien von Covestro sind im vorbörslichen Handel mit Gewinnen in die neue Woche gegangen. Der Kurs des Chemiekonzerns stieg auf Tradegate um 1,3 Prozent auf 36,45 Euro im Vergleich zum letzten Xetra-Schluss. Das Investmenthaus Mainfirst hob die Verkaufsempfehlung für die Papiere auf und rät nun erstmals seit Oktober 2019 wieder zu einer neutralen Haltung. Das auf 35 Euro erhöhte Kursziel liegt leicht unter dem aktuellen Kursniveau. Ein Händler wies darauf hin, dass die Aktien am Freitag nahe an die untere Trendlinie des Mitte März begonnenen Aufwärtstrends gefallen seien. Diese verlaufe etwa bei 35,70 Euro. Ein charttechnisch starkes Signal wäre indes ein Anstieg über die jüngsten Hochs bei 38 Euro.

Ryanair: Der Zusammenbruch des Flugverkehrs in der Corona-Krise hat Europas größten Billigflieger Ryanair im abgelaufenen Quartal nicht so tief in die roten Zahlen gerissen wie befürchtet. Unter dem Strich stand im ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni ein Verlust von 185 Millionen Euro nach einem Gewinn von 243 Millionen ein Jahr zuvor, wie die Rivalin von Easyjet und der Lufthansa-Tochter Eurowings am Montag in Dublin mitteilte. Analysten hatten mit einem größeren Minus gerechnet. Der Umsatz sackte im Jahresvergleich um 95 Prozent auf 125 Millionen Euro ab. Die Zahl der Fluggäste brach sogar um 99 Prozent auf eine halbe Million ein. Das Quartal sei das schwierigste in der 35-jährigen Geschichte von Ryanair gewesen, teilte das Unternehmen mit. Eine Gewinnprognose wagte das Management um Ryanair-Chef Michael O’Leary weiterhin nicht. Die größte Gefahr sei eine mögliche zweite Welle von Infektionsfällen im späten Herbst. Ryanair rechnet im Geschäftsjahr bis Ende März 2021 jetzt mit rund 60 Millionen Fluggästen. Im zweiten Geschäftsquartal, das den Großteil der wichtigen Sommersaison umfasst, soll der Verlust aber geringer ausfallen als im abgelaufenen Jahresviertel, da der Flugverkehr seit 1. Juli wieder anzieht.

Wirecard: Der vorläufige Insolvenzverwalter des in einen milliardenschweren Betrugsskandal verwickelten Dax-Konzerns Wirecard meldet Fortschritte bei der Investorensuche: Für das Kerngeschäft hätten 77 Interessenten Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet, teilte Rechtsanwalt Michael Jaffé am Freitag mit. „Wir sind zuversichtlich, einen Investor für das Kerngeschäft zu finden, das erhebliche unternehmerische Chancen in einem enorm wachsenden Markt für einen Investor bietet.“ Der Geschäftsbetrieb soll fortgesetzt werden. Angesichts des großen Interesses zeigen sich auch die Spekulanten wieder aktiver und haben das Papier im vorbörslichen Handel um über 45 Prozent nach oben gejagt.

Astrazeneca: Der britische Pharmakonzern Astrazeneca kann sich Hoffnung auf die Zulassung von zwei Krebsmedikamenten in der Europäischen Union machen. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur habe die Zulassung von Calquence (Acalabrutinib) gegen eine bestimmte Form der Leukämie sowie von um Imfinzi (Durvalumab) in Kombination mit einer Chemotherapie gegen eine Form des Lungenkrebses empfohlen, wie das Unternehmen am Montag in London mitteilte. In der Regel folgt die Europäische Arzneimittelagentur den Zulassungsempfehlungen. Eine Pflicht besteht aber nicht.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

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