Slack: Aktie startet nach IPO richtig durch – In der spitze 50 Prozent über dem NYSE-Referenzkurs
Die Aktien des Bürokommunikations-Dienstes Slack Technologies haben am Donnerstag einen fulminanten Börsenstart hingelegt. Der erste Kurs in Höhe von 38,50 US-Dollar hatte fast 50 Prozent über dem Referenzkurs von 26 US-Dollar gelegen, den der Börsenbetreiber New York Stock Exchange am Mittwochabend (Ortszeit) festgesetzt hatte.
Am Ende notierten die Anteilscheine bei 38,62 Dollar. In der Spitze waren sie bis auf 42 Dollar gestiegen, womit Slack an der Börse mit mehr als 21 Milliarden Dollar bewertet wurde. Die Aktien werden unter dem Tickerkürzel „WORK“ an der New York Stock Exchange gelistet.
Direktplatzierung oder klassisches IPO?
Slack wählte beim Börsengang den Weg einer Direktplatzierung, bei der die Papiere ohne Begleitung durch Investmentbanken gelistet werden und somit für das Unternehmen weit weniger Gebühren anfallen. Das Risiko besteht jedoch darin, dass die Banken als Zwischenhändler und Kursstabilisatoren dienen. 2018 hatte bereits der Musikdienst Spotify auf das ungewöhnliche Verfahren gesetzt. Ein Negativbeispiel für ein klassisches IPO in dieser Hinsicht hatte jedoch zuletzt Beyond Meat gegeben, da die Analysten sich beim Ausgabepreis massiv verschätzt haben und das Unternehmen durch die zu geringe Bewertung weit weniger Einnahmen erzielen konnte, als von der Anleger-Nachfrage her möglich gewesen wäre.
Slack ist weltweit auf dem Vormarsch
Slack wird täglich von rund zehn Millionen Mitarbeitern verschiedener Firmen benutzt. Mehr als 85.000 Unternehmen sind zahlende Kunden. Laut den Analysten von Atlantic Equities verbreiten sich die Bürokommunikations-Dienste von Slack in den Unternehmen so rasant wie der Instant-Messaging-Dienst WhatsApp unter den Verbrauchern. Die Experten bewerten die Papiere insgesamt positiv bei einem Kursziel von 37 Dollar.
Bei der letzten Finanzierungsrunde im August 2018 wurde Slack laut verschiedenen US-Medien mit 7 Milliarden Dollar bewertet. Vor dem IPO waren es knapp 16 Milliarden Dollar. Im ersten Quartal stieg Slacks Umsatz im Jahresvergleich um 67 Prozent auf 134,8 Millionen Dollar, es fiel aber ein operativer Verlust von 38,4 Millionen an.
Marktanalyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets UK äußerte sich etwas kritischer. Seiner Meinung nach ist das größte Problem wahrscheinlich, potenzielle Neukunden von den Vorzügen einer Software-Lösung zu überzeugen, die sowohl E-Maildienste als auch Chat-Anwendungen und den Versand großer Datenpakete in sich vereinigen soll.
Gemischte Analysten-Meinungen zur Wahl der Direktplatzierung
Die von Slack gewählte Direktplatzierung sei derweil in gewisser Hinsicht gegenüber einem klassischen IPO der bessere Weg, um den Marktwert eines an die Börse gehenden Unternehmens zu bestimmen, fuhr Hewson fort. Denn bei einer Direktplatzierung fehlten die Investmentbanken, die den Börsenwert künstlich erhöhen könnten.
Skeptischer sah das Alejandro Ortiz, Analyst bei SharesPost. Eine Direktplatzierung könne aus verschiedenen Gründen als riskant erachtet werden. So sei die Gefahr höher, dass es substanziell mehr Angebot als Nachfrage nach Slack-Aktien gebe. Diese negativen Aspekte könnten in den ersten Handelstagen zu erhöhten Kursschwankungen führen.
(onvista/dpa-AFX)
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