Strategie: Ist Nachkaufen grundsätzlich eine schlechte Idee?
Immer wenn die Kurse, beziehungsweise die Märkte, nach unten tendieren, kommt die Frage auf: Lohnt es sich auf dem niedrigeren Niveau weitere Aktien einzusammeln? Im Allgemeinen wird diese Idee von viele Experten als nicht so gut bezeichnet. Eine bekannte Redensart laute hier „Werfen Sie schlechtem Geld kein gutes hinterher“.
Fehlinvestitionen eingestehen
„Behavioral Finanz“ ist in vielen Fällen der nächste Punkt, der angeführt wird. Die Psychologie des Anlegers spielt eine entscheidende Rolle, ob Rendite erzielt wird oder nicht -sich selbst Fehler eingestehen und dementsprechend handeln. Kombiniert mit dem Beispiel, dass eine Aktie, die um 50 Prozent gefallen ist, um 100 Prozent wieder steigen muss, damit der Anleger wieder auf seinen Einstandskurs kommt, macht schnell klar, dass Handlungsbedarf besteht.
DAX unter 12.000 Punkten
Nur 7 der 30 Werte aus dem deutschen Leitindex können seit Jahresanfang eine positive Performance vorweisen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Anleger, die im DAX erst zu Jahresanfang zugegriffen haben, sich jetzt mit der Frage beschäftigen, ob sie ihre DAX-Positionen aufgeben oder aufstocken sollten. Von Anlegertyp zu Anlegertyp wird diese Frage sicherlich unterschiedlich beantworten werden. Die persönliche Risikoaversion spielt hier eine große Rolle. Aber hätten Anleger die Frage auch vermeiden können?
Die Aktienwahl entscheidet
Mich wundert bei der ganzen Diskussion immer, dass die Frage überwiegend nur bei fallenenden Kursen gestellt wird. Es gibt doch auch die Möglichkeit Aktien, die bislang gut gelaufen sind, nachzukaufen. Allerdings stellen sich die wenigstens Anleger diese Frage. Dabei gibt es unzählige Beispiele, bei denen es mehr als gut funktioniert hat, wenn Investoren „gutem Geld gutes hinterher geworfen“ hätten. Apple, Netflix, Nvidia oder Amazon sind prominente Aktien, bei denen das Jahr für Jahr geklappt hätte.
Warren Buffet hat es seit seinem Einstieg bei Apple vorgemacht. Immer wieder hat er seine Position aufgestockt. Bislang hat er dieses Vorgehen alles andere als bereut.
In einem Jahr erneut verdoppelt
Das bekannteste Beispiel aus der Dax-Familie ist Wirecard. Trotz der berauschenden Performance in den vergangenen Jahren hat sich das Wertpapier des Bezahldienstleisters auch in diesem Jahr in der Spitze noch einmal verdoppelt. Anleger, die ihr frisches Kapital erneut in die Aktie von Wirecard gesteckt hätten, würden auch in der aktuellen Marktlage viel gelassener zu Werke gehen, denn sie würden nicht auf Verlusten sitzen, sondern ihr Gewinn würde etwas schmelzen. Sicherlich auch ärgerlich, aber besser zu verschmerzen als eine Position, die ins Minus läuft.
Nachkaufen eine schlechte Idee?
Immer wenn neues Kapital in Aktien investiert wird, ist die Frage sicherlich keine schlechte Idee. Unter dem Motto „altbewährt ist nie verkehrt“, sollten Anleger häufiger darüber nachdenken, ihre guten Positionen einfach aufzustocken, als sich auf die Suche nach der nächsten vielversprechenden Aktie zu machen. In vielen Fällen ist nämlich das Gute näher als man denkt.
Von Markus Weingran
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