War’s das jetzt mit Bitcoin? Nein.

Bernd Schmid · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das ist ein richtiges Blutbad, das wir gerade im Kryptomarkt erleben. Und es könnte so weitergehen, geht es nach der traditionellen Charttechnik, denn wir sind gerade durch das Todeskreuz gegangen und haben dabei auch noch eine praktisch perfekte Kopf-Schulter-Chartformation abgeschlossen.

Die Charttechnik habe ich zwar vor rund 11 Jahren an den Nagel gehängt und erst vor kurzem wieder- (bzw. neu-)entdeckt - aber dass dies alles andere als gute Vorzeichen sind, das weiß ich noch. Für kurzfristig orientierte Anleger ist der Kryptomarkt aktuell also nichts.

Allerdings bin ich ein langfristig und fundamental orientierter Anleger. Als solcher kann es sich besonders lohnen, genau dann zu kaufen, wenn das Blut in den Straßen fließt. Oder ganz nach Warren Buffett: Kaufe dann, wenn andere Angst haben.

Ganz genau so sehe ich die aktuelle Situation in der Tat, auch wenn ich nicht auf Teufel komm raus (nach-)investieren würde.

Furcht, Ungewissheit und Zweifel

Elon Musk gab der Bitcoin-Gemeinschaft einen richtigen Push, als er für sein Unternehmen 1,5 Mrd. des digitalen Goldes kaufte. Kurz danach stellte er fest (wer’s glaubt …), dass der hohe, zu großen Teilen nicht-grüne Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks irgendwie nicht so ganz zu der Mission von Tesla passt. Damit verpasste er der Kursentwicklung einen herben Dämpfer.

Praktisch gleichzeitig schossen sich die USA und China auf Bitcoin ein. Joe Biden kündigte an, die Kryptowährung stärker besteuern zu wollen, während China hart gegen den Handel und vor allem das Mining der Kryptowährung vorgehen wolle.

Letzten Freitag ordneten laut CNBC die Behörden der Sichuan-Provinz - eine der größten Bitcoin-Miningzentren in China - Bitcoin-Miner an, ihren Betrieb einzustellen. Und die chinesische Notenbank ermahnt Finanzdienstleister davon abzusehen, kryptobezogene Dienstleistungen anzubieten.

Alleine diese Nachrichten verursachten schon so etwas wie Panik am Kryptomarkt. Oben drauf sind diese chinesischen Kryptominer wohl praktisch dazu gezwungen, ihre Bitcoinvorräte zu veräußern.

Eigentlich kann es kaum schlimmer kommen. Es kommt einfach alles zusammen. So verlor der Kryptomarkt innerhalb einiger Wochen schon einmal die Hälfte oder mehr als eine Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung. Etwas Vergleichbares am Aktienmarkt oder einem anderen traditionellen Markt hätte schon längst zu Hyperventilationen bei sämtlichen Zentralbanken geführt.

Ist das jetzt das Ende von Bitcoin? Ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass Bitcoin verboten wird und das die Währung deswegen endgültig den Bach runtergeht?

Ich denke nein.

Dass Bitcoin verboten wird, ist seit jeher ein Argument gegen eine Investition in Bitcoin. Dabei hat sich an der Investmentthese aus meiner Sicht überhaupt nichts geändert.

Bitcoin kann noch immer scheitern. Dann verliert man sein Geld. Damit muss man weiterhin rechnen. Aus meiner Sicht stehen die Chancen jedoch weiterhin nicht schlechter als noch vor zwei Monaten, dass Bitcoin sich als digitales Gold (oder vielleicht sogar mehr) durchsetzen kann.

10x von hier aus

In diesem Szenario würde ich mit mindestens einer weiteren Verzehnfachung rechnen. Aktuell beträgt die Marktkapitalisierung von Bitcoin gerade einmal 700 Mio. US Dollar. Das ist gerade einmal 6 % der Marktkapitalisierung von Gold.

Selbst wenn der Wert des digitalen Goldes nur etwas mehr als die Hälfte des Wertes alles analogen Goldes ist, wird sich der Kurs von hier aus noch verzehnfachen. Und das unter der Annahme, dass der Goldkurs nicht weiter steigt - was ich auf Sicht von drei Jahren ebenfalls sehr stark infrage stelle.

Aus Sicht eines rein rationalen Investors sehen wir also eine Chance von 10:1. Eine potentielle Verzehnfachung unseres Kapitals auf der einen Seite und ein potentieller Totalverlust auf der anderen Seite.

Ein rein rationaler Anleger würde diese Investition nur ablehnen, wenn er die Wahrscheinlichkeit für ein baldiges Ende von Bitcoin bei 90 % oder mehr sieht. Wie hoch man diese Wahrscheinlichkeit selbst einschätzt, das bleibt jedem individuell überlassen.

Auch aus historischer Sicht passiert gerade nichts Abnormales

Dass China Bitcoin verbieten möchte, das war in der Vergangenheit schon immer mal wieder der Auslöser für Kursrutscher bei Bitcoin.

Außerdem sind starke temporäre Kursverluste bei Bitcoin alles andere als außergewöhnlich. Temporäre Rücksetzer um 30 % und mehr sind in einem Bitcoin-Bullenmarkt praktisch an der Tagesordnung.

Zugegeben, einen > 50%-Kursrutsch gab es im letzten Bullenmarkt bei Bitcoin nicht (im vorletzten schon). Daher würde ich nicht ausschließen, dass die oben erwähnten Chartformationen durchaus eine Aussagekraft haben und der Bullenmarkt erst einmal vorbei ist.

Deshalb würde ich jetzt nicht „all-in“ gehen bei Bitcoin und Krypto im Allgemeinen (gut, davon würde ich sowieso abraten). Aber es würde für mich trotzdem bedeuten, dass man jetzt durchaus damit anfangen kann, sich auf den nächsten Bullenmarkt vorzubereiten.

Vielleicht lässt der noch eine Weile auf sich warten, wer weiß. Bisher hat man mit Bitcoin allerdings auf Sicht von vier Jahren noch nie Geld verloren. Für einen langfristig orientierten Anleger ist das gar kein langer Zeitraum.

Foto: Visual Generation / Shutterstock.com

Offenlegung: Bernd Schmid besitzt Bitcoin. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Bitcoin.

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