Warum Zentralbanken kein Geld drucken können und was in Wirklichkeit passiert

Bernd Schmid · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Zentralbanken drucken Geld ohne Ende. Das führt zu den stetig steigenden Vermögenspreisen und zu der „Alles Blase“, in der wir uns aktuell befinden.

So lautet die gängige Argumentation für das, was in den letzten Jahren passiert. Ich kann mich hier nicht herausnehmen, habe ich in den letzten ein bis zwei Jahren auch oft genau so argumentiert.

Das Narrativ ist jedoch falsch. Warum das so ist und was das für unser Geld und für uns als Anleger bedeutet:

Was passiert, wenn wir unser Geld zur Bank bringen

Eine „Kleinigkeit“ vorweg, die viele Menschen nicht wissen: Wenn wir unser Geld zur Bank bringen, dann ist das Geld gar nicht mehr unser Geld. Wir haben dann lediglich eine Forderung gegenüber der Bank. Das heißt, wir können das Geld in Zukunft von der Bank zurückfordern.

Die meisten von uns sind es bisher gewohnt, dass das auch reibungslos funktioniert. Daher fühlt sich das Geld auf der Bank genauso an wie unser eigenes Geld. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel, wie zum Beispiel Kunden von zypriotischen Banken im Jahr 2013 erfahren durften.

Aber das nur nebenbei. Was passiert hinter den Kulissen, wenn wir unser Geld zur Bank bringen und dafür Zinsen erwarten (was im Euroraum nur noch bedingt möglich ist)?

Finanzplaner und Portfoliomanager Steven van Metre erklärt es in ganz einfachen Worten aus Sicht des Bankensystems der USA. Die Bank muss diese Zinsen irgendwie „erwirtschaften“. Viele Leute denken, dass sie das tut, indem sie das Geld einfach weiter verleiht.

Theoretisch ist das eine Möglichkeit. Allerdings funktioniert das nur, wenn die Nachfrage nach Krediten ausreichend hoch ist. (Andersherum braucht die Bank gar nicht mal unsere Einlagen, um das zu tun, denn sie kann dieses Geld einfach schaffen, aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.) Liegt auf der Bank hingegen mehr Geld, als dass Kreditnehmer dafür gefunden werden können, muss sie sich etwas anderes einfallen lassen, um irgendwie die Zinsen für die Einlagen zahlen zu können. Zum Beispiel Staatsanleihen kaufen.

Abhängig von den Erwartungen, wie lange die verschiedenen Einlagen auf der Bank liegen bleiben, kann sie verschiedene Staatsanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten kaufen, so dass die Rückzahlungen der Staatsanleihen mehr oder weniger mit den erwarteten Rückzahlungen der Einlagen übereinstimmen.

Hier kommt Quantiative Easing (QE) ins Spiel

Was beim QE passiert, ist, dass die Zentralbanken nun diese von den Banken gehaltenen Staatsanleihen „kaufen“. Im Gegenzug erhalten die Banken dann sogenannte Reserven bei der Zentralbank. Diese haben nun keine Laufzeiten mehr wie zum Beispiel Staatsanleihen. Für die Banken fühlen sich diese mehr an wie Cash, das Zinsen bringt - zumindest in den USA. In der Eurozone müssen die Banken ja seit Jahren sogar Zinsen zahlen für das Privileg, diese Reserven zu erhalten.

Das ist jedoch nicht wirklich ein Privileg. Denn mit diesen Reserven können die Banken nicht wirklich viel tun. Denn Reserven fungieren zwar als ein Verrechnungssystem zwischen Banken. Die Banken können Reserven jedoch nicht nutzen, um andere Vermögenswerte zu kaufen (wie zum Beispiel wieder irgendwelche Staatsanleihen).

Was die Zentralbanken hier machen, hat nichts mit Gelddrucken zu tun

Dieser QE-Vorgang wird von vielen als Gelddrucken beschrieben - in der Vergangenheit auch sehr oft von mir selbst.

Es sieht auch irgendwie so aus. Denn dieser Vorgang ist es, was die Bilanzen der Zentralbanken in den letzten Jahren so explodieren ließ. Dies lässt es so aussehen, als ob auf einmal mehr Geld im System sei. Das ist jedoch falsch.

Denn wie man an der Beschreibung des Vorgangs oben erkennt, wurde zu keinem Zeitpunkt Geld gedruckt. Das Einzige, was passiert, ist, dass die Zentralbanken neue Reserven erzeugen, die die Banken im Austausch für Staatsanleihen (oder andere Wertpapiere) erhalten.

Die Bilanzen der Geschäftsbanken verändern sich dadurch um keinen einzigen Euro oder US-Dollar. Es ist daher danach exakt so viel Geld im System wie vorher.

Was machen wir Anleger jetzt mit dieser Info?

Nun ist die Frage, was das alles für uns bedeutet.

Für mich ist die wichtigste Lektion aus all diesem, dass „unser“ Geld auf der Bank gar nicht wirklich unser Geld ist und dass hinter diesem Geld Staatsanleihen oder andere Wertpapiere stecken. Anders gesagt, in Steven van Metres Worten auf US-Banken bezogen: „Verbraucher haben keine Ahnung davon, dass sie dieses Zeug kaufen.“ Zwar nur indirekt, aber so ist es.

Was ich daraus auch gelernt habe, ist, dass das Narrativ falsch ist, dass dieses Gelddrucken verantwortlich sei für die steigenden Vermögenspreise durch die Bank weg (Aktien, Immobilien, Kryptos, usw.), da QE gar nichts daran ändert, wie viel Geld sich im System befindet.

Ich würde mich daher noch weniger als vorher darauf verlassen, dass die Aktionen der Zentralbanker dafür sorgen werden, dass meine Vermögenswerte im Durchschnitt langfristig nicht mehr im Preis sinken werden.

Foto: AKSENTIY VOLODYMYR / Shutterstock.com

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