Wirecard: HSBC, Morgan Stanley und Bankhaus Lampe haben die Geduld verloren – Dax-Konzern veröffentlicht eigene Analyse des Sonderberichts

onvista · Uhr

Der Gegenwind für den Bezahldienstleister aus Aschheim wird auch zum Start in die neue Woche nicht schwächer. Das Ergebnis des Sonderprüfungsberichts lässt die Rückendeckung der Analysten langsam, aber sicher schwinden. Waren Kursziele über der Marke von 200 Euro immer noch ein gewisser Anreiz/Rückhalt trotz aller negativen Nachrichten auf das Papier zu setzen, so wird die Aussicht auf deutlich höhere Kurse immer kleiner. Die Experten scheinen die Geduld mit dem Gebaren von Wirecard zu verlieren – Kaufempfehlungen und Zielkurse sind nicht mehr so positiv wie noch vor einigen Wochen.

HSBC halbiert das Kurzziel

Die britische Investmentbank HSBC hat Wirecard heute von „Buy“ auf „Hold“ abgestuft und das Kursziel von 210 auf 105 Euro gesenkt. Nach der Sonderprüfung der Bilanz durch die Wirtschaftsprüfer der KPMG hätten sich neue Fragen ergeben, schrieb Analyst Antonin Baudry in einer am Montag vorliegenden Studie. Es werde dauern, bis die Bedenken zerstreut und neues Vertrauen in den Zahlungsabwickler aufgebaut sei. Er setzt nun einen 50-prozentigen Risikoabschlag auf den laut Bewertungsmodell fairen Wert von 210 Euro an.

Morgan Stanley streicht ebenfalls die Kaufempfehlung – kein Kurzziel mehr

Die US-Investmentbank ändert heute ebenfalls seine Meinung zum Dax-Konzern: Morgan Stanley hat Wirecard nach den Ergebnissen der KPMG-Bilanzsonderprüfung von „Overweight“ auf „Equal-weight“ abgestuft. Das Kursziel für die Aktien des Bezahldienstleisters strich Analyst Adam Wood in seiner am Montag vorliegenden Studie. Der Bericht habe keine eindeutigen Resultate geliefert. Daher sowie wegen der Verschiebung der Bilanzvorlage für 2019 habe er keine Grundlage für verlässliche Prognosen, begründete der Experte die Zielstreichung.

Bankhaus Lampe geht noch einen Schritt weiter

Die Privatbank aus Düsseldorf gibt heute bekannt, dass sie die Wirecard-Aktie vorerst aus ihrer Bewertung komplett rausnimmt.

Wircard und seine Sicht der Dinge

Fast eine Woche nach der Veröffentlichung des Sonderberichts meldet sich dann auch der Dax-Konzern mit einer Reaktion zu Wort. Unter der Rubrik „Transparenz“ findet man seit Sonntag unter der Überschrift „Kernaspekte des KPMG-Berichts über die unabhängige Sonderuntersuchung der Wirecard AG“ ein sechseitiges Statement aus Aschheim. Das Fazit der Stellungnahme: Wirecard hält fest, „dass sich keine der in der Öffentlichkeit seit dem 30. Januar 2019 kursierenden Beschuldigungen und Verdächtigungen bestätigt haben.“

Kann man so sehen, muss man aber nicht. Zwischen „die Vorwürfe sind nicht bewiesen worden“ und die „Vorwürfe sind zweifelsfrei widerlegt worden“ besteht für Anleger und Analysten anscheinend ein größerer Unterschied, als für Wirecard. Das lässt sich zweifelsfrei am Kursverlauf und den neusten Analysen der Experten beweisen.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Anton Garin / Shutterstock.com

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