Zalando und Rocket Internet: Die Woche nach dem Börsengang

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Erwartungen waren so hoch wie die Ankündigungen. Mit Zalando und Rocket Internet wollten die Brüder Samwer die Börse erobern. Die Aktien fanden im Vorfeld reißenden Absatz; doch eine Woche nach dem Börsengang herrscht Ernüchterung.

25 Prozent. Es ist eine Horrorzahl, die sich nicht schönreden lässt. Hohe Erwartungen hatten die Börsenstarts von Zalando und Rocket Internet begleitet. Umso größer ist nun die Ernüchterung. Binnen einer Woche haben die Aktien der beiden Web-Unternehmen ein Viertel ihres Werts verloren.

Für 42,50 Euro waren Rocket-Aktien am 2. Oktober an der Börse gestartet. Einen Tag zuvor hatte der Online-Händler Zalando seine Aktien für 21,50 platziert. Das, was sich seitdem ereignete, lässt sich kaum anders bezeichnen als: Absturz. Auf bis zu 32 Euro krachte der Kurs von Rocket Internet zwischenzeitlich. Am Donnerstag notierten die Papiere mit über 33 Euro immerhin ein wenig stärker. Zalando-Aktien hingegen dümpeln weiterhin bei rund 17 Euro. Unterm Strich steht für beide Papiere damit ein Wertverlust von gut 25 Prozent.

Anleger bleiben skeptisch

Die großen Visionen von Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer haben die Börsianer offensichtlich kalt gelassen. Weltgrößte Internet-Plattform außerhalb Chinas und der USA? Rund 50 aussichtsreiche junge Internet-Unternehmen unter einem Konzerndach? Eine Zielgruppe von 5,4 Milliarden Menschen? All das zog nicht bei den Anlegern. Statt eines Kursfeuerwerks gab es beim Börsengang eine Fehlzündung. Rocket-Aktien verloren bereits am Ausgabetag massiv an Wert und setzten ihren Sinkflug zunächst auch in der Folgewoche fort.

Kurz zuvor hatte der Modehändler Zalando, bei dem die Samwer-Brüder ebenfalls Großaktionäre sind, einen mauen Börsenstart hingelegt. Nach einem ersten Kurssprung landete die Aktie am Ende auf dem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Einen Tag später stürzte die Papiere massiv ab: die Aktie ging mit 19 Euro aus dem Handel, ein Minus von über elf Prozent. In den folgenden Handelstagen ging es immer weiter bergab.

Die Rückkehr der Blase?

Nicht wenige Anleger fühlen sich angesichts dieser Wertvernichtung an die schlimmsten Zeiten der New Economy erinnert. Um die Jahrtausendwende stürmten da zahlreiche Technologie-Unternehmen die Finanzmärkte und versprachen rasche Gewinne. Was vielen dieser Start-Ups damals fehlte: Gewinne, häufig auch Umsätze und manchmal selbst ein Geschäftskonzept.

Ganz so düster ist es um Zalando und Rocket Internet nicht bestellt. Der Online-Händler Zalando weist einen steigenden Umsatz aus und verzeichnete im abgelaufenen Geschäftsquartal sogar einen kleinen Gewinn. Wie nachhaltig das Geschäftsmodell jedoch ist, lässt sich gegenwärtig schwer beurteilen. Das gilt im besonderen Maße für das Schwesterunternehmen Rocket Internet. Die beim Börsengang veröffentlichten ausführlichen Informationen über das Rocket-Geschäft offenbarten, dass alle großen Beteiligungen der Startup-Fabrik im vergangenen Jahr rote Zahlen schrieben.

Den beiden Börsenneulingen schlägt daher weiter Skepsis entgegen. Der bekannte Börsenmakler Dirk Müller („Mister Dax“) fühlte sich in einem Interview mit N-TV an die Internet-Blase der  1990er Jahre erinnert und sah ähnliche Entwicklungen: „Unternehmen, die mit wilder Werbung und aufgeblähten Geschäftsmodellen viel Aufmerksamkeit und Umsatz generieren, aber bisher noch nicht bewiesen haben, dass sie auch einen Gewinn erwirtschaften können.“

OnVista/dpa-AFX

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