Kutzers Zwischenruf: Das falsch verstandene Anlagerisiko

Hermann Kutzer · Uhr

Es hat sich (leider!) noch nicht entscheidend verändert: Die Mehrheit der Bundesbürger schätzt Chancen und Risiken der Kapitalmärkte immer noch nicht richtig ein, jedenfalls bei langjähriger Betrachtung. Deshalb wird hierzulande immer noch zu viel falsch gespart und nicht sinnvoll investiert. Die neue Geldvermögensstatistik der Bundesbank liefert die Zahlenbeweise.

Zunächst liest es sich gut, dass die Menschen in Deutschland trotz der Zinsflaute in der Summe so vermögend sind wie nie. Auf den Rekordwert von 6.237 Milliarden Euro beläuft sich das Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen im zweiten Quartal. Ein Plus von 95 Milliarden Euro oder 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Binnen Jahresfrist legte das Geldvermögen um 4,6 Prozent zu. Die privaten Haushalte setzen weiter vor allem auf Bargeld und Bankeinlagen.

Was mich am meisten stört: Zum zweiten Mal in Folge legten die Bundesbürger dabei mehr Geld in Sparbüchern und Sparbriefen an, nachdem sie vier Jahre lang die Bestände verringert hatten. „Insgesamt betrachtet lässt sich nach wie vor eine starke Präferenz für liquide oder als risikoarm wahrgenommene Anlageformen beobachten“, erklärt die Notenbank. Zwar investierten die Privathaushalte unter dem Strich mehr Geld auch in Aktien oder Fonds. Netto flossen den Angaben zufolge 10 Milliarden Euro in börsennotierte Aktien und Investmentfondsanteile. Im Vergleich zu anderen Anlageformen ist der Anteil aber weiter gering.

Es ist die Risikoscheu. Ein lediges Thema. Denn die (kritischen) Berichte, Analysen und Kommentare zur langanhaltenden Null-Zins-Ära sind aneinandergereiht inzwischen kilometerlang. Eigentlich müsste jeder Bundesbürger die Problematik des Kaufkraftschwunds kennen und danach handeln – selbst bei niedriger Inflation. Was sich nach meiner Beobachtung noch nicht weit genug herumgesprochen hat, ist die nachweisbare Erkenntnis, dass die Aktie über viele Jahre hinweg mehr Performancesicherheit bietet als die Anleihe. Und das trotz wiederkehrender Baissephasen. Es ist halt fatal, dass die Aktie als „Risikopapier“ eingestuft wird – ich plädiere vergeblich für eine Charakterisierung als „Chancenpapier“. Zum Thema Risikopapier Aktie in der Niedrigzinsphase gibt es die These eines prominenten Investmentstrategen, die man nur unterstreichen kann: Das größte Risiko ist jetzt, kein Risiko einzugehen.

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