onvista-Börsenfuchs: „Beste Chancen für eine Aufholjagd“

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Hallo Leute! Eigentlich wollte ich heute die neuesten Zahlen aus China herausstellen, denn die sind geradezu vorbildlich für Verbraucher und Anleger. Man könnte sich von den Chinesen die vielzitierte Scheibe abschneiden. Doch erreicht mich vorhin eine voll geile Betrachtung zu europäischen Aktien, die ich Euch nicht vorenthalten kann. Sie ist so was wie eine Kehrtwende der bisher vorherrschenden Meinung. Auch ich habe in den vergangenen Jahren nur ab und zu Bock auf unsere Aktienmärkte (verglichen mit der Wall Street und Asien) gespürt. Jetzt kann man das anders sehen.

Ein verbesserter Branchenmix, eine vergleichsweise günstige Bewertung, attraktive Dividenden, wachsendes Vertrauen in die EU sowie eine gute ESG-Positionierung (Nachhaltigkeit) – für ein Investment in Europas Aktienmärkte gibt es eine ganze Reihe von überzeugenden Argumenten. Das spiegelt auch die breite Investorenmeinung wider, schreibt Fondsmanager Max Anderl. Sein Urteil gipfelt in einer ungewöhnlich scharfen Formulierung, denn der Aktien-Spezialist von UBS Asset Management sieht „beste Chancen für eine Aufholjagd“. Hey, meine Freunde, wenn Ihr dem folgt, wisst Ihr ja, was in den nächsten Tagen zu tun ist.

Total wichtig ist ein Rückblick auf das Verhalten der internationalen Großanleger, denn die Kapitalströme sind nun einmal ganz wichtig für die Börsenentwicklung. Unter den global anlegenden Investoren ist eine Untergewichtung europäischer Aktien seit Jahren weit verbreitet. Es gibt jedoch gute Gründe, dass sich dies ändert. In der Vergangenheit haben sich europäische Aktien im weltweiten Vergleich unterdurchschnittlich entwickelt. Dies war hauptsächlich auf die schwache Performance von Sektoren wie Banken und Energie zurückzuführen. Die allgemeine Überzeugung, dass der europäische Markt ein Synonym für diese Sektoren ist, trifft nicht mehr zu. Dies belegt ein Blick auf den MSCI Europe. Das Gesamtgewicht der Bank- und Energiewerte an dem europäischen Aktienindex ist in den vergangenen zehn Jahren um fast die Hälfte gesunken. Gesundheitswesen, IT, Industrie und zyklischer Konsum sind hingegen gewachsen und machen heute zusammen fast die Hälfte des Index aus. Dieser deutlich gesündere Branchenmix bietet Anlegern eine viel bessere Auswahl an wachsenden Qualitätsunternehmen.

Ein weiteres Argument für europäische Aktien liefert die Bewertung. Obwohl die Sektorenzusammensetzung eine höhere Bewertung für europäische Aktien rechtfertigen sollte, werden sie immer noch mit einem Abschlag im Vergleich zu anderen Industrienationen wie Ami-Land gehandelt. Die Bewertungslücke zwischen europäischen und Wall-Street-Aktien hat sich in den vergangenen Jahren erheblich vergrößert. Anleger sollten dies als passenden Einstiegspunkt in europäische Aktien betrachten, die aufgrund ihres eher zyklischen Charakters und des abgeflauten Brexit-Gegenwinds gut positioniert sind, um von der wirtschaftlichen Erholung zu profitieren. Auch aus Dividendensicht überzeugen Europas Aktienmärkte. Aktien sehen interessanter aus als Anleihen, insbesondere wenn man die Dividendenrenditen mit den Renditen von Staatsanleihen vergleicht.

Die EU-weiten Pandemie-Hilfsprogramme sowie die unterstützenden Maßnahmen der Europäischen Zentralbank sind ebenso positiv zu bewerten – und zwar nicht nur aufgrund ihrer stärkenden Wirkung für Wirtschaft und Unternehmen. Wichtiger ist, dass dies eine gemeinsame Anstrengung aller Mitgliedstaaten ist und die Reformen auf den langfristigen Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft abzielen. Das sollte das Anlegervertrauen verbessern und die Risikoprämien für europäische Vermögenswerte senken.

Überzeugt? Man könnte natürlich (wie immer an solchen Analysen) auch Zweifel anmelden, wenigstens am einen oder anderen Punkt. Nervös werde ich vor allem, wenn ich mir den Pandemie-Verlauf und das Maßnahmen-Chaos zur Corona-Bekämpfung gerade bei uns angucke! Das könnte die Kapitalzuflüsse nach Europa kurzfristig noch bremsen. Auf längere Sicht (ein paar Jahre) erscheint die Wiederentdeckung Europas dennoch plausibel.

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