BMW: Große Pläne für 2021 ++ Compleo: Schwammig, aber wohl gut ++ Cliq Digital: Es läuft mehr als rund

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Die Sitzung der US-Notenbank an diesem Mittwoch steht ganz im Zeichen der zuletzt gestiegenen Renditen an den Anleihemärkten. Ökonomen erwarten aber trotz der gestiegenen Marktzinsen keine neuen Entscheidungen. Sowohl bei den Leitzinsen als auch bei den Anleihekäufen sollte es also keine Änderungen geben. Zudem wird die Fed neue Prognosen zu Wachstum und Inflation veröffentlichen. Besonders beachtet werden die Projektionen der Fed-Mitglieder zur künftigen Leitzinsentwicklung.

Die Finanzmärkte zeigten sich zuletzt nervös, weil die Marktzinsen im Trend merklich gestiegen sind. So hat sich die Rendite zehnjähriger US-Anleihe seit August 2020 mehr als verdreifacht. In der Spitze stieg sie zuletzt bis auf gut 1,6 Prozent.

Vor allem das von der US-Regierung initiierte billionenschwere neue Konjunkturpaket fachte Befürchtungen vor einer Überhitzung der Konjunktur und steigenden Verbraucherpreisen an. Die wirtschaftlichen Aussichten wurden zudem befeuert durch Fortschritte bei den Corona-Impfungen und Lockerungen der Pandemie-Beschränkungen in vielen Bundesstaaten. Dies ließ die Zinsen an den Kapitalmärkten steigen. Höhere Renditen können die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, private Haushalte und den Staat verschlechtern.

„Die Fed wird hierauf aber kaum reagieren“, erwartet Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. „Denn die Währungshüter sehen diesen Renditeanstieg – wie aus mehreren Stellungnahmen der Fed-Oberen hervorgeht – erst einmal als Normalisierung an.“ Maßnahmen wie eine Wiederauflage der sogenannten Operation Twist seien daher nicht zu erwarten. Die Operation Twist war eine Verschiebung der Käufe hin zu längeren Laufzeiten nach der Finanzmarktkrise.

Der Leitzins wird nach Einschätzung vieler Ökonomen in einer Spanne von null bis 0,25 Prozent bleiben. Das monatliche Kaufvolumen bei Staatsanleihen dürfte unverändert bei 120 Milliarden Dollar belassen werden. Ihre Aussage, dass die Anleihekäufe erst eingeschränkt werden, wenn erhebliche Fortschritte bei der Zielerreichung gemacht wurden, dürfte die Fed bekräftigen. Die Fed hatte schon in der Vergangenheit signalisiert, dass sie ein leichtes Überschießen der Inflation über ihren Zielwert von zwei Prozent hinaus vorübergehend akzeptieren werde.

Die Pressekonferenz dürfte für Notenbankchef Jerome Powell jedoch schwierig werden, erwartet der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater: „Einerseits muss die US-Notenbank steigende Zinsen als Begleiterscheinung einer kräftigen Konjunktur anerkennen, andererseits darf sie diese Bewegung nicht allzu sehr befördern.“ Zu stark steigende Marktzinsen könnten die Konjunktur und damit auch die Aktienmärkte stark bremsen.

Die Fed wird zudem ihre Projektionen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung veröffentlichen. Die Konjunkturaussichten hatten sich zuletzt merklich aufgehellt. Nach der Verabschiedung des neuen Konjunkturpakets wird die Fed voraussichtlich sowohl die Prognosen für das Wirtschaftswachstum als auch für die Inflation nach oben anpassen. Spannend dürfte werden, ob sie auch ihre Projektionen für den Leitzinspfad ändert.

Dax: Warten auf die Fed

Vor der an diesem Mittwoch anstehenden US-Notenbanksitzung haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt zunächst mit größeren Engagements zurückgehalten. Der Dax stieg in den ersten Handelsminuten um 0,08 Prozent auf 14 569,64 Punkte, nachdem er tags zuvor mit 14 601 ein weiteres Rekordhoch erklommen hatte. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank am Mittwochmorgen um 0,09 Prozent auf 32 068,82 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es zunächst um rund 0,1 Prozent abwärts. „Das Motto des Börsentages heißt warten auf die Fed“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners mit Blick auf die Leitzinsentscheidung und Signale der US-Notenbank am Abend. Angesichts der zuletzt deutlich angestiegenen Renditen für US-Staatsanleihen komme den Aussagen der Währungshüter US-Notenbank „besondere Bedeutung“ zu. Altmann rechnet aber damit, dass die Fed vage bleibt, und keine Zahl nennt, bis zu der sie einen weiteren Anstieg duldet.

BMW: Viel vorgenommen für dieses Jahr

Der Autobauer geht trotz Corona-Unsicherheiten mit Zuversicht in das neue Jahr und zieht bei der Elektrostrategie das Tempo an. Vorstandschef Oliver Zipse rechnet wieder mit mehr Schwung in den Geschäften, die Gewinne sollen deutlich zulegen, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. In der wichtigen Autosparte peilen die Münchener wieder eine Marge wie zuletzt vor der Krise an – gleichzeitig schärft Zipse bei den Zielen für die Elektroantriebe in diesem Jahrzehnt nach.

BMW will vor Zinsen und Steuern in der Autosparte wieder 6 bis 8 Prozent vom Umsatz als Gewinn behalten. Vergangenes Jahr war die Marge von zuvor schon ungewohnt schwachen 4,9 auf 2,7 Prozent eingebrochen, weil im Frühjahr in Europa wochenlang kaum Autos verkauft werden konnten. In der zweiten Jahreshälfte hatte sich das Geschäft aber schon wieder deutlich gebessert, vor allem im größten Einzelmarkt China. Analysten hatten mit einer Prognose in dieser Größenordnung gerechnet. Auch Konkurrent Daimler hatte sich für das Pkw- und Vans-Geschäft für dieses Jahr wieder spürbar mehr zugetraut.

„Wir sind mit hoher Dynamik in das neue Jahr gestartet und wollen schnellstmöglich wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen – und darüber hinausgehen“, sagte Zipse laut Mitteilung. „2021 steht für uns im Zeichen des Wachstums. Gleichzeitig sind wir darauf vorbereitet, flexibel zu reagieren“, sagte Finanzchef Nicolas Peter. Eigentlich strebt BMW in der Autosparte strategisch eine Marge von 8 bis 10 Prozent an, hatte aber schon vor der Corona-Krise wegen hoher Kosten für neue Modelle und neue Technik etwas weniger veranschlagt.

Die BMW-Aktien legten zum Handelsstart als Dax-Spitzenreiter um 3,7 Prozent zu. Geschäftszahlen für 2020 hatte BMW bereits vergangene Woche vorgelegt. Seit Anfang November hat die Aktie wie auch andere im Sektor deutlich zugelegt und über ein Drittel an Wert gewonnen, auch weil es seit Anfang März nochmal mehr Rückenwind an der Börse gab. Allerdings hat die VW-Vorzugsaktie seitdem wegen anziehender Fantasie rund um die Elektrooffensive der Wolfsburger rund zwei Drittel gewonnen, Erzrivale Daimler auch dank seiner geplanten Aufspaltung rund 60 Prozent.

Zipse will nun auch stärker ins Rampenlicht rücken, was BMW in Sachen Elektro über das kommende Jahrzehnt vorhat. Investoren honorieren in jüngster Zeit auch wegen des Höhenflugs des US-Elektropioniers Tesla Elektroambitionen von Autokonzernen stärker. Bereits am Vortag wurde bekannt, dass der BMW-Chef im Jahr 2030 beim weltweiten Absatz mit mindestens 50 Prozent Anteil von vollelektrischen Modellen rechnet.

Dieses Jahr bringt BMW mehrere reine Batterieautos auf den hiesigen Markt, darunter der erste vollelektrische SUV iX3 und später auch das noch größere Technologieflaggschiff iX, ebenfalls ein Stadtgeländewagen. 2023 will BMW in 90 Prozent seiner heutigen Marktsegmente mit einem vollelektrischen Modell vertreten sein. „Wir gehen mit unserem vollelektrischen Angebot bewusst in die Breite und bleiben nicht in der Nische“, sagte Zipse.

„Für die kommenden Jahre haben wir einen klaren Fahrplan, um die Transformation unserer Branche zu einem echten Wettbewerbsvorteil für BMW zu machen“, sagte Zipse. Auch dank nochmal deutlich erhöhter staatlicher Förderung zog die Nachfrage nach den Strom- und Hybridautos schon 2020 spürbar an. Die Autohersteller hatten nicht zuletzt wegen schärferer EU-Abgasvorschriften beim klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) auch ihr Angebot ausgeweitet.

BMW rechnet dieses Jahr insgesamt mit einem Absatz von Autos, der um 5 bis 10 Prozent über dem Vorjahreswert von 2,3 Millionen Fahrzeugen liegt. Das Konzernergebnis vor Steuern soll „deutlich“ zulegen – also um mindestens 10 Prozent. Vergangenes Jahr war es um ein gutes Viertel auf 5,2 Milliarden Euro gesunken.

BMW will weiter sparen und die Mitarbeiterzahl um bis zu 5 Prozent senken. Dazu setzt das Unternehmen weiter auf die laufenden Programme zur Frühverrentung und besetzt Stellen nicht nach. Bereits 2020 fiel die Mitarbeiterzahl um gut 5000 auf 120 726. Fünf Prozent weniger würden dieses Jahr damit einen Wegfall von bis zu weiteren 6000 Stellen bedeuten.

Compleo Charging Solutions: Schwammig, aber wahrscheinlich gut

Es ist mir weiterhin unverständlich, warum Compleo bei der heutigen Nachricht nicht in der Lage ist konkret zu werden. Die Pressemitteilung ist mal wieder eine Nachricht mit viel Interpretationsspielraum: Die genaue Stückzahl ist nicht erkenntlich, es bleibt offen was der neue Auftrag in Euro bedeutet und der Vertragspartner fehlt ebenfalls. Die heutige Nachricht hätte sich auch in einem Satz ausdrücken lassen. Sollen die Anleger mit Absicht im Dunkeln gelassen werden, weil der Auftrag am Ende doch nicht gut ist? Das muss wohl jeder Anleger selbst entscheiden. Für mich wirft die Mitteilung insgesamt nicht das beste Bild auf Compleo. Aber entscheiden Sie selbst. Hier ist die Pressemitteilung:

Compleo Charging Solutions AG, ein führender Spezialanbieter von Ladelösungen für Elektrofahrzeuge in Deutschland und Europa, hat im Rahmen eines Ausschreibungsverfahren die Zuteilung für den Verkauf von intelligenten Wallboxen im niedrigen vierstelligen Stückzahlbereich von einem großen deutschen Energieversorger mit internationalen Strukturen erhalten. Der zweijährige Rahmenvertrag umfasst ein gesamtes Abrufvolumen im mittleren bis hohen vierstelligen Stückzahlbereich für Wallboxen, wovon bereits rund 50 Prozent voraussichtlich im Geschäftsjahr 2021 abgerufen werden. In der heutigen Zuteilung ist darüber hinaus die Lieferung von 500 AC Ladesäulen in den nächsten sechs Monate vorgesehen.

Die Lieferumfang umfasst auch Compleos neue Wallbox-Serie. Die technologisch intelligente Wandladestation „Solo“ des Greentech-Pioniers Compleo kommt in Q2/2021 serienmäßig auf den Markt. Die Solo-Reihe soll unter anderem über Energieversorger, Stadtwerke und den spezialisierten Elektrofachhandel an interessierte Unternehmen mit E-Fahrzeugflotten und private Nutzer verkauft werden. Das Produkt ist Compleos Antwort auf neue Gesetze und staatliche Förderprämien für 2021, die E-Mobilität allen Interessenten möglich machen sollen. Die Nachfrage bei Energieversorgern und Stadtwerken steigt dementsprechend, was sich auch im Geschäftserfolg von Compleo widerspiegelt.

Trotz Corona-Pandemie konnte Compleo den Umsatz in 2020 im Vergleich zu 2019 nach vorläufigen Zahlen mehr als verdoppelt. Auf europäischer Ebene ist Compleo ebenfalls auf Expansionskurs, unter anderem mit Vertriebs-Kooperationen für Polen, Österreich und die Schweiz. „Wenn das Wachstum in der Branche so weitergeht, dann ist E-Mobilität in naher Zukunft für sehr viele Menschen Alltag“, sagt Georg Griesemann, Co-CEO von Compleo. „Wer sich für ein Elektroauto entscheidet, der sorgt für saubere Luft in den Städten. Diese Botschaft kommt bei immer mehr Verbraucherinnen und Verbrauchern gut an“, so Griesemann.

Leoni: Die Zahlen hellen sich langsam auf

Der angeschlagene Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni blickt nach einem von der Corona-Krise gebeutelten Jahr wieder zuversichtlicher nach vorne. So rechnet der Autozulieferer aus Franken 2021 mit einer Erholung der Nachfrage sowie einem deutlichen Anstieg des Konzernumsatzes im niedrigen zweistelligen Prozentbereich gegenüber 2020, wie das Unternehmen am Mittwoch in Nürnberg bei der Vorlage ausführlicher Jahreszahlen mitteilte. Auch das um Sondereffekte und Umbaukosten bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) soll sich deutlich verbessern, hieß es weiter. Der Konzern verwies darauf, dass die geäußerten Erwartungen voraussetzten, dass die Auswirkungen der Pandemie im Laufe des Geschäftsjahres 2021 überwunden werden und es zu keinen wesentlichen negativen Auswirkungen durch Covid-19 komme.

Im vergangenen Jahr bekam Leoni die Pandemie trotz einer deutlichen Erholung im Schlussquartal zu spüren. Während der Umsatz um rund 15 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro absackte, schrieb der Konzern operativ einen weiteren Verlust. Das um Sondereffekte und Umbaukosten bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) lag bei minus 59 Millionen Euro und fiel damit zumindest etwas besser aus als ein Jahr zuvor, als ein Minus von 66 Millionen Euro zu Buche stand. Zwar schrieb Leoni auch unter dem Strich erneut tiefrote Zahlen, konnte den Fehlbetrag trotz der Auswirkungen der Corona-Krise aber deutlich auf minus 330 Millionen Euro verringern nach einem Minus von 435 Millionen im Vorjahr. Hier machten sich der laufende Konzernumbau und Einsparungen positiv bemerkbar. Unternehmenschef Aldo Kamper sieht den Zulieferer auf einem guten Weg aus der Krise. „Wir werden weiter unsere Hausaufgaben machen, um Leoni Schritt für Schritt zurück auf Kurs zu bringen“, betonte der Manager

Kurz & knapp:

Cliq Digital: Die Aktie des Unternehmens reagiert heute sehr freundlich auf die Geschäftszahlen für das abgelaufenen Jahr. Die geprüften Finanzzahlen für 2020 entsprechen den am 9. Februar 2021 bekannt gegebenen vorläufigen Ergebnissen: Umsatz und EBITDA stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 69 Prozent auf 107,0 Millionen Euro bzw. 177 Prozent auf 15,9 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge lag bei 15Prozent p.a. (in Prozent des Bruttoumsatzes) und die jährlichen Marketingausgaben bei 34,2 Millionen Euro (VJ: 22,2 Mio. EUR). Das Konzernergebnis stieg um 168 Prozent auf 10,4 Millionen Euro und das Ergebnis je Aktie betrug 1,16 EUR. Gemäß der Dividendenpolitik des Unternehmens (40 % Ausschüttungsquote) schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der nächsten Hauptversammlung am 29. April 2021 die Ausschüttung einer Dividende je Aktie von 0,46 EUR (VJ: 0,14 EUR Basisdividende und 0,14 EUR Bonusdividende ausgeschüttet) vor.

TAG Immobilien: Der Immobilienkonzern profitiert weiterhin von steigenden Mieten in Ballungszentren und Dienstleistungen rund um Immobilien. 2020 stieg das operative Ergebnis (FFO1) im Jahresvergleich um gut sieben Prozent auf 172,6 Millionen Euro, wie die im MDax notierte Gesellschaft am Mittwoch in Hamburg mitteilte. Das Management will die Dividende wie zuletzt geplant um rund sieben Prozent auf 88 Cent je Aktie anheben. Zudem bestätigte das Management seine Ziele für das laufende Jahr. Die TAG-Aktie legte zum Handelsstart um rund 0,5 Prozent zu.

Uber: Das tut bestimmt weh! Mehr als 70 000 Uber-Fahrer in Großbritannien können künftig mit Mindestlohn, bezahltem Urlaub und anderen Arbeitgeberleistungen rechnen. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit und einer Schlappe vor dem Obersten Gericht erklärte der Konzern am Dienstag (Ortszeit) in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht, seine Fahrer in Großbritannien künftig nicht mehr als eigenständige Unternehmer, sondern als Mitarbeiter zu behandeln. Uber machte zunächst keine Angaben dazu, ob und inwiefern dies zu höheren Kosten führt. Die Aktie reagierte mit leichten Kursverlusten.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Ameer Roslan / Shutterstock.com

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