onvista-Börsenfuchs: Die doppelte Inflationsmeldung

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Hallo Leute! Ist das was Schlimmes, wenn die Preissteigerungsrate mit zeitlichem Abstand zweimal gemeldet wird? Nö. Denn doppelt gemoppelt hält bekanntlich besser. Nur bei der Inflation, einem sensiblen Thema, ärgert mich die (Negativ-)Wirkung, weil sie durch die Wiederholung unnötig verstärkt wird. Und das nicht etwa an der Börse (Profis wissen damit umzugehen), sondern in breiten Bevölkerungskreisen. Schuld sind oberflächlich arbeitende Medien.

Konkret: Inflationsrate springt auf 3,8 Prozent – höchster Wert seit 1993. Die Agenturmeldung von heute früh ist voll richtig. Die lange tot geglaubte Inflation (Einspruch: „lange tot geglaubt“ stimmt so nicht) meldet sich mit Wucht zurück: Die Wiedereinführung der alten Mehrwertsteuerhöhe, teure Energie und Engpässe bei etlichen Waren ließen die deutschen Verbraucherpreise im Juli um 3,8 Prozent zum Vorjahresmonat steigen. In den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate Richtung 5 Prozent marschieren und erst 2022 wieder merklich nachgeben, sagten Ökonomen voraus. Auch hier Vorsicht! Denn diese Prognose ist keine allgemein vorherrschende Ansicht.

Worauf es mir aber ankommt: Wir kennen die Juli-Zahl schon seit dem 29. Juli! Denn der Verbraucherpreis-Index wird vom Statistischen Bundesamt üblicherweise schon kurz vor dem Monatsultimo bekanntgegeben – als „voraussichtliche“ Zahl. Später (heute) kommt sie dann offiziell als endgültiger Wert. Vorläufige und endgültige Zahl sind also in aller Regel identisch! Das sollte der Journalist berücksichtigen und die zweite Meldung entsprechend niedrig hängen.

Und heute, am 11. August? Der Rundfunk widmete dem Thema längere Berichte, mit denen die gerade bei Deutschen tief verwurzelte Inflationsangst übermäßig bestätigt wird. Blitzumfragen auf der Straße lassen keine Zweifel. Kopfsalat ist teurer geworden, jammert eine Hausfrau. Auch Schrauben kosten jetzt mehr, ergänzt eine andere Dame ihre Erfahrungen im Baumarkt. „Wir haben Inflation!“ keift ein offenbar älterer Herr ins Mikro. Der Basiseffekt und die Öl-/Spritpreise als Hauptschuldige des Inflationssprungs kommen nur am Rande vor.

Ihr wisst ja, wo’s langgeht, meine Freunde. Man darf sich nicht von jeder Tagesmeldung verrückt machen lassen – selbst wenn sie noch so wichtig aussieht.

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