onvista-Börsenfuchs: Börse nach der Wahl: Wird sich viel ändern?

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Hallo Leute! Ein komischer Wahlausgang. Wir können aufatmen, weil das Endlosschleifen-Gelaber der Parteispitzen jetzt zu Ende ist. Aber klar ist nix. Ich würde die Frage der Fragen gern beantworten – das geht heute noch nicht. Denn weder die neue Koalition noch der künftige Kanzler (er wird männlich sein) stehen fest. Börsianer können sich wieder auf die wirtschaftliche Tagesordnung konzentrieren. Das signalisieren auch die ersten Stellungnahmen von Banken und Vermögensverwaltern: Gelassen bleiben, heißt das Motto.

Natürlich wird jetzt auch von den Kapitalmarkt-Akteuren über die farbliche Komposition der nächsten Regierung diskutiert. Was wir jetzt schon wissen, ist für die Börse entscheidend: Eine rot-rot-grüne Koalition ist vom Tisch. Das wird auch von ausländischer Seite positiv kommentiert. Im übrigen geht man von Bündnissen à la Jamaika oder Ampel aus. Eine Große Koalition schließen die meisten Beobachter aus. Heißt das keine Mehrheit für Steuererhöhungen – aber auch kein „weiter so“?

Es kommt allerdings nicht nur auf das Wer und Was an, sondern ebenso auf das Wann (nicht nur beim Klimaschutz-Thema). Hey, die Politiker müssen endlich Gas geben, müssen den Reformkurs voll beschleunigen!

Aber wird da was draus?! Man muss befeuchten, dass monatelang zwischen den verschiedenen Parteien verhandelt wird. Wenn dann irgendwann eine neue Regierung zustande kommt, werden mit ziemlicher Sicherheit die Grünen beteiligt sein, die bei den Wahlen den dritten Platz belegt haben, was eine stärkere Konzentration auf die Klimapolitik bedeutet. Wir würden diese Entwicklung begrüßen, schreibt mir ein Asset Manager, obwohl das politische Vakuum bedeutet, dass politische Initiativen im Vorfeld der UN Climate Change Conference unwahrscheinlich sind.

Die denkbaren Koalitionen werden Kompromisse auf allen Seiten erfordern und keinen großen Politikwechsel. Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass Deutschland auf eine lagerübergreifende Dreierkoalition zusteuert. Der neue Kanzler dürfte dabei auch für Kontinuität stehen. Die marktrelevanten Fragen werden sukzessive in den Koalitionsverhandlungen geklärt werden.

Und was solltet Ihr tun, meine Freunde? Dauerte die Regierungsbildung schon nach der Bundestagswahl 2017 mit 171 Tagen so lange wie noch nie, dürften die Sondierungen angesichts der Vielzahl möglicher Konstellationen und unterschiedlicher Standpunkte auch dieses Mal nur langsam vonstattengehen. Ich bin ähnlicher Ansicht wie Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank: Wegen der anhaltenden politischen Unsicherheit kann es am Aktienmarkt zeitweise zu Rücksetzern kommen, die Anleger mit entsprechender Risikoneigung zum Einstieg nutzen können.

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