US-Notenbank Fed lässt Leitzins unverändert - erstmals zwei Gegenstimmen seit 1993

Die US-Notenbank hat die Zinsen bei ihrer jüngsten Sitzung, wie erwartet, nicht angerührt. Damit bleiben die Leitzinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft bei 4,25 bis 4,50 Prozent.
Der Markt hatte ohnehin nicht mit einer Lockerung gerechnet. Laut dem Tool "FedWatch" der Chicagoer Terminbörse CME lag die Wahrscheinlichkeit eines Festhaltens am aktuellen Zinsniveau bei fast 98 Prozent. Der Indikator bezieht sich auf tatsächlich gehandelte Kontrakte, sogenannte Fed Funds Futures, mit welchen sich Marktteilnehmer gegen kurzfristige Zinsschwankungen absichern.
Höchstens zwei Senkungen noch in diesem Jahr
Nach dieser Sitzung stehen in diesem Jahr noch drei weitere Treffen der US-Zinshüter an - Mitte September, Ende Oktober, und Mitte Dezember. Aktuell erwartet der Markt erst für den September eine Zinssenkung, und zwar um 25 Basispunkte beziehungsweise 0,25 Prozentpunkte.
Damit würde der Zinskorridor in den USA auf 4,00 bis 4,25 Prozent fallen. Ein weiterer Zinsschritt wird mehrheitlich für die Sitzung im Schlussmonat Dezember erwartet, ebenfalls um 25 Basispunkte. Ökonomen der Deutschen Bank erwarten lediglich einen einzigen Zinsschnitt in diesem Jahr, und zwar im Dezember, sowie weitere Senkungen in Höhe von 50 Basispunkten im ersten Quartal 2026.
Erstmals zwei Gegenstimmen seit 1993
Bereits zum fünften Mal schraubt die Fed somit nicht an den Zinsen. Allerdings war diese Sitzung dennoch besonders - zum ersten Mal seit 1993 gab es gleich zwei Fed-Gouverneure, die sich der Entscheidung der Mehrheit im sogenannten Offenmarktausschusses (FOMC) widersetzten.
Der Offenmarktausschuss ("Federal Open Market Committee") der Fed ist das wichtigste Gremium der Notenbank und legt die Leitzinsen, die sogenannten Fed Funds Rates, fest. Der Ausschuss besteht aus zwölf Mitgliedern. Stets dabei sind die sieben Gouverneure der Notenbank sowie der Präsident der Federal Reserve in New York. Die vier übrigen Plätze werden rotierend von den Direktoren der regionalen Federal-Reserve-Notenbanken besetzt. Üblicherweise trifft sich dieser Ausschuss acht mal im Jahr.
Fed-Gouverneur Christopher Waller argumentierte bereits einige Zeit vor dieser Sitzung für eine Zinssenkung, während Gouverneurin Michelle Bowman andeutete, eine Senkung zu unterstützen, sofern der Preisauftrieb in den USA sich weiter nur auf Waren beschränke, wie Jim Reid, Makro-Chefstratege der Deutschen Bank, am Mittwoch in einem Briefing vorab erklärte. Beide stimmten letztlich für eine Senkung bei dieser Sitzung.
Powell bleibt politisch unter Druck
Zugleich übt US-Präsident Donald Trump weiter Druck auf Fed-Chef Jerome Powell aus. Mehrfach schon kamen Gerüchte auf, Trump wolle Powell feuern - eine rechtlich heikle Maßnahme, die praktisch kaum durchführbar wäre. Regulär endet Powells Amtszeit als Fed-Vorsitzender Anfang 2026. Wiederholt dementierte Trump, er wolle Powell feuern, forderte aber ebenso wiederholt ein, dass Powell die Zinsen senkt.
Bislang bekräftigte Powell seinen abwartenden Ansatz immer wieder. Die Inflation müsse nachhaltig gebändigt werden, so der Tonfall. Trumps Zölle könnten die Teuerung wieder anfachen. Zuletzt betrug die Teuerung in den USA 2,7 Prozent. Damit liegt die Inflation weit unter dem Niveau zum Ende der Coronavirus-Pandemie, ebenso deutlich aber auch über dem Fed-Ziel von rund 2,0 Prozent.