Kutzers Zwischenruf: Kann Ihr Depot noch optimiert werden?

Hermann Kutzer · Uhr

Ein Start nach Maß, wie erhofft. Frisches Futter für die Börsen-Bullen. Denn historisch gesehen ist der Jahresauftakt (bzw. der Januar insgesamt) nicht selten richtungsweisend für das ganze Jahr. Schon gibt es ein paar positive Wirtschafts- und Unternehmensnachrichten aus wichtigen Regionen. Nicht zuletzt können Sie, geschätzte Anleger, auf einen wichtigen psychologischen Effekt bauen: den Jahresanfangs-Optimismus der Börsianer nach dem Motto „Neues Spiel, neues Glück“.

Dazu passt, dass die Aktienstrategen der US-Bank JPMorgan den Börsen eine Fortsetzung ihres zuletzt starken Laufes zutrauen. Das Konjunkturumfeld bleibe positiv und mit Blick auf Chinas Wirtschaft stünden die Zeichen auf Besserung, erklären sie in einer neuen Studie. Sie sehen zudem Anzeichen einer Entspannung bei den globalen Lieferkettenengpässen sowie eines nachlassenden Drucks durch hohe Energiekosten. Auch führe die Omikron-Variante des Coronavirus wohl zu milderen Krankheitsverläufen, weshalb die Folgen ihrer Ausbreitung für die Mobilität der Menschen besser beherrschbar seien. Und letztlich sei gerade der Jahresbeginn eine typisch gute Zeit für Aktien. Unterstützung erwarten die Experten auch durch die Geldpolitik der Notenbanken.

Haben Sie zum Jahresende 2021 einen Depotcheck vorgenommen? Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Privatanleger mittlerweile gelassen-zufrieden sind, Gewinne teilweise realisiert, Verlustrisiken begrenzt und/oder das Portfolio besser gemischt haben. Was soll man mit der Liquidität (soweit noch vorhanden) jetzt anfangen, wenn auch die privaten Geldausgaben (neues Auto, Computer, Handy u. ä.) bis Weihnachten erledigt wurden? Vorschlag: Selbst wenn Sie Ihr Kern-Investment nicht ändern wollen, können Sie einzelne Ergänzungen erwägen, also Erweiterungen Ihrer Satelliten im Zuge der „Core-Satellite-Strategie“.

Durch das Mega-Thema Nachhaltigkeit hat sich in den vergangenen Jahren ein riesiges Betätigungsfeld entwickelt – von entsprechenden Aktien über unterschiedliche Fondstypen einschließlich ETFs bis hin zu „grünen Anleihen“. Die professionellen Strategen lassen die ESG-Produkte sowieso nicht mehr aus dem Auge, zumal sie weltweit angeboten werden. Die ersten Betrachtungen internationaler Analysten im neuen Jahr bestätigen das. So lese ich heute u. a.: Digitaler Wandel wird durch ein verstärktes Bedürfnis nach höherer Produktivität, Finanzierbarkeit und Nachhaltigkeit angetrieben. Exponentielles Wachstum durch den Übergang zum Internet 3.0 (Metaversum), die Elektrifizierung (nachhaltiger Verkehr und smarte Städte) und den Bedarf an einer CO2-armen Infrastruktur der nächsten Generation. Es gibt aber auch Warnungen vor überhitzter Euphorie, denn niedrige Zinsen, der Einzelhandelsboom und die Pandemie haben in einigen Fällen zu einer überhöhten Bewertung geführt.

Vermutlich sind chinesische Aktien und -Fonds in den meisten privaten Depots noch unterrepräsentiert. Außerdem wird erfahrungsgemäß das Interesse für Dividendenaktien mit den Jahresabschlüssen und Hauptversammlungen bis zum Frühjahr spürbar steigen – solche Aktien sollten ohnedies ein Element des Portfolios bilden.

Natürlich wird uns die Pandemie weiter beschäftigen und schlimmstenfalls die Stimmung in der Wirtschaft und unter den Aktieninvestoren schwer dämpfen. Hinzu kommt der global restriktivere Kurs der Zentralbanken. In diesem Umfeld sehen Zürcher Analysten weiterhin ein überdurchschnittliches Potenzial für den Schweizer Aktienmarkt. Neben der hohen Gewichtung defensiver Sektoren spricht auch die Notenbankpolitik für relative Stärke. Man geht nämlich davon aus, dass die Schweizer Nationalbank im Fahrwasser der EZB bis auf Weiteres keine Leitzinserhöhungen vornehmen wird – falls doch, erst später. Dies dürfte den Schweizer Franken gegenüber den Währungen der anderen Aktienregionen leicht schwächen, was den sehr exportorientierten Unternehmen zusätzlich zugutekommen sollte.

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel