Corona-Krise: Pleitewelle ist auch im zweiten Pandemie-Jahr ausgeblieben – Experten fürchten jedoch deutliche Zunahme von Insolvenzen
Auch im zweiten Jahr der Pandemie ist eine Welle an Firmenpleiten nach bisherigen Zahlen ausgeblieben. Von Januar bis einschließlich Oktober 2021 meldeten die Amtsgerichte 11 738 Unternehmensinsolvenzen. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Dienstag 13,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Experten rechnen jedoch damit, dass die Zahlen im laufenden Jahr wieder steigen werden. Die wirtschaftlichen Sorgen in vielen Branchen bleiben groß angesichts des weiter grassierenden Coronavirus und anhaltender Einschränkungen.
Im Oktober vergangenen Jahres war die Zahl der Firmenpleiten nach Angaben des Bundesamtes mit 1056 um 2,7 Prozent niedriger als im Oktober 2020. Das Niveau von Oktober 2019, also vor der Corona-Krise, wurde noch deutlicher unterschritten – und zwar um 33,7 Prozent, wie die Wiesbadener Behörde mitteilte. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger summierten sich im vergangenen Oktober auf knapp eine Milliarde Euro. Im Oktober 2020 waren es noch 2,1 Milliarden Euro.
Um eine Pleitewelle infolge der Pandemie abzuwenden, hatte der Staat die Pflicht zum Insolvenzantrag bei Eintritt von Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit zeitweise ausgesetzt. Seit dem 1. Mai 2021 gilt die Insolvenzantragspflicht wieder in vollem Umfang. Daher war mit einem Anstieg der Insolvenzen gerechnet worden. Ausnahmen gibt es noch bis 31. Januar 2022 für Betriebe, die im vergangenen Sommer Schäden durch Starkregen oder Überflutungen erlitten haben.
Die Zahl der Unternehmen, die infolge der Pandemie in Schieflage geraten, könnte allerdings noch steigen. Einer Umfrage des Ifo-Instituts aus dem Dezember zufolge sieht sich knapp jedes siebte Unternehmen (14 Prozent) in seiner Existenz bedroht. „Immer noch besonders gefährdet fühlen sich die Reisebüros und -veranstalter mit 73,2 Prozent sowie Unternehmen aus der Veranstaltungswirtschaft mit 67,4 Prozent“, fasste Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, zusammen. Auch im Gastgewerbe bleibt die Situation demnach kritisch: Mehr als der Hälfte der Gastwirte (52,5 Prozent) sehen der Umfrage zufolge ihre berufliche Existenz in Gefahr.
Ein Anstieg der Insolvenzzahlen deutet sich auch in vorläufigen Zahlen des Wiesbadener Bundesamtes an: Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzverfahren stieg demnach von November auf Dezember 2021 um 18 Prozent. Schon im Monat zuvor war sie um 43,8 Prozent geklettert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen den Angaben zufolge im Dezember 2021 um 24,8 Prozent höher. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform 14 300 Firmenpleiten in Deutschland – ein Rekordtief.
onvista/dpa-AFX
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