onvista-Börsenfuchs: Wartet nicht auf weiter steigende Goldpreise

onvista · Uhr

Hallo Leute! Gold als Inflationsschutz? Jo. Aber gemessen an den enorm gestiegenen Teuerungsraten haben sich die Preise des edlen Metalls seit vergangenem Jahr nicht besonders glänzend entwickelt. Inzwischen beschäftigen sich die Profis trotzdem wieder zunehmend mit den Chancen von Gold. Motto: „Risk-off“ stützt Goldpreise. Meist geht es den Analysten aber um den Vergleich mit anderen Anlageklassen (insbesondere Aktien) – und das durch die kurz- bis mittelfristige Brille. Ich bleibe allerdings bei meiner Weitsicht und sehe Gold nicht als Performancelieferant, sondern eher als Stabilitätsanker im Portfolio.

Die Goldpreise pendeln momentan um 1.840 Dollar je Feinunze und damit auf dem höchsten Niveau seit Mitte November. Der Grund dafür dürfte in erster Linie die Suche nach „sicheren Häfen“ infolge der starken Kursschwankungen an den Aktienmärkten sein. Ein Indiz hierfür ist, dass am Freitag vergangener Woche der weltweite Bestand an börsengehandelten, mit physischem Gold hinterlegten Zertifikaten von 98,04 auf 98,96 Millionen Feinunzen gestiegen ist. Innerhalb eines Tages wurden somit die Abflüsse der vergangenen dreieinhalb Monate wettgemacht. Anhaltend starke Bewegungen an den Märkten sollten den Goldpreisen weiteren Rückenwind verleihen, glauben Vermögensverwalter. Wenn aber die Realzinsen im Jahresverlauf weltweit ansteigen, könnte das den Kursspielraum des gelben Metalls deckeln.

Interessant ist eine Erklärung ausgewiesener Goldexperten: Wenn man sich ausschließlich auf die Inflation konzentriert, werden andere Faktoren, die sich gegen Gold richten, außer Acht gelassen. Beispielsweise haben außerordentliche fiskalische und monetäre Anreize nach dem Ausbruch der Pandemie eine „Manie an den Märkten“ ausgelöst, was zu Rekorden beim Optionshandel, bei Börsengängen, beim Verkauf von Junk Bonds und Leveraged Loans, bei den Zuflüssen in Aktien und Indexfonds, bei den Immobilienpreisen und bei den Bewertungen von Kryptowährungen führte. „In einer Manie fehlt den meisten Anlegern der Sinn für Risiken und sie sehen keinen Grund, einen sicheren Hafen zu kaufen“, so Joe Foster (Goldstratege bei VanEck). Während die Investitionsnachfrage nach Gold schwach war, trug die physische Nachfrage (Zentralbanken und Schmucknachfrage) dazu bei, den Goldpreis in seiner neuen, höheren Handelsspanne zu stützen.

Für diejenigen, die glauben, dass Gold den Inflationszug verpasst hat, gibt es mehrere Gründe, diese Meinung noch einmal zu überdenken, erklärt Foster. In den letzten 50 Jahren gab es nur zwei weitere Inflationsperioden. Die erste in den siebziger Jahren, die zweite von 2003 bis 2008. In jeder dieser Inflationsperioden schnitt Gold in der ersten Hälfte schlechter ab als Rohstoffe und in der zweiten Hälfte besser als diese. Es scheint, dass die Märkte die Inflation (oder Gold) erst dann ernst nehmen, wenn sie sich als unlösbar erweist.

Außerdem gibt’s neben der Inflation durch die kommende Zinswende der Fed eine Reihe neuer Risiken, die den Goldpreis in die Höhe treiben könnten. Aber wie gesagt, meine Freunde: Ich würde mit Gold nicht kurzfristig spekulieren, sondern physisches Edelmetall (auch über börsliche Instrumente) unabhängig von seiner Preistendenz kontinuierlich mit dem Wachstum des Portfolios kaufen, weil Gold das bessere Geld ist – und bleibt.

Neueste exklusive Artikel