DGAP-News: NN Investment Partners: Russlands aktueller Vorstoß in die Ukraine: Was nun? (deutsch)

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    NN Investment Partners: Russlands aktueller Vorstoß in die Ukraine: Was nun?

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NN Investment Partners: Russlands aktueller Vorstoß in die Ukraine: Was nun?

22.02.2022 / 17:02
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Marktkommentar

22. Februar 2022

Russlands aktueller Vorstoß in die Ukraine: Was nun?

Von Marco Willner, Head of Investment Strategy, und Marcin Adamczyk, Head of
Emerging Market Debt

- Weitere Einsätze in dem von der Ukraine kontrollierten Donbass-Gebiet sind
das Hauptrisiko

- Fixed-Income-Märkte könnten Zuflucht erleben

- Europäische Aktien könnten nach Ausverkauf später wieder steigen

Am 21. Februar unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein
Dekret zur Anerkennung der ukrainischen Separatistengebiete Donezk und
Luhansk. Russische Truppen rückten als "Friedenstruppen" in die beiden
Gebiete ein. Diese Maßnahmen stellen eine Eskalation der Ukraine-Krise und
das Ende des Minsker Rahmenabkommens von 2014 für den Frieden in der
südöstlichen Donbass-Region des Landes dar. Was könnte das für die
Kapitalmärkte bedeuten?

Angesichts der jüngsten Entwicklungen ergeben sich drei Schlüsselfragen:

- Wird Russland die Unabhängigkeit der gesamten Donbass-Region anerkennen?
Die Separatisten halten nur ein Drittel der Region. Im Moment sieht es so
aus, als würde die russische Regierung mit der vollständigen Anerkennung der
beiden Separatistengebiete warten.

- Wie wird die ukrainische Armee auf die russischen Truppen in Donezk und
Luhansk reagieren? Wenn die russischen Truppen innerhalb des bereits von den
Separatisten gehaltenen Gebiets bleiben, könnten sich die militärischen
Auseinandersetzungen in Grenzen halten. Sollten die russischen Truppen
jedoch in die nicht besetzten Teile der beiden Regionen vordringen, wäre
eine militärische Eskalation wahrscheinlich.

- Welche Sanktionen werden die USA und Europa verhängen? Derzeit sind
Sanktionen gegen einzelne Mitglieder der russischen Führung sowie
Wirtschafts- und Finanzsanktionen im Gespräch - darunter ein Verbot
russischer Hightech-Importe und der Ausschluss Russlands aus dem
internationalen Finanzsystem Swift. Im Falle längerer militärischer
Auseinandersetzungen zwischen russischen und ukrainischen Truppen außerhalb
des von Separatisten gehaltenen Teils der Donbass-Region sind weitere
Sanktionen wahrscheinlich.

Angesichts der Dynamik der Situation gehen wir von drei Szenarien für die
Entwicklung in den kommenden vier Wochen aus. Der wahrscheinlichste Fall ist
ein relativ moderates Szenario, bei dem die russischen Truppen in den
Separatistengebieten bleiben. In diesem Basisszenario würden die USA und
Europa begrenzte Sanktionen verhängen, wie z. B. Beschränkungen für
russische Staatsbürger. Ein anderes realistisches Szenario ist das der
Eskalation. Sollten die russischen Truppen weiter in die nicht von den
Separatisten gehaltenen Teile der Donbass-Region vordringen, würde die
ukrainische Armee entschlossen antworten. Die USA würden mit weitreichenden
Sanktionen reagieren, zum Beispiel mit Wirtschaftssanktionen und
möglicherweise dem Ausschluss aus dem Swift-System. Im "Tail-Risk"-Szenario
würde Russland in weitere Gebiete eindringen, sogar in die Hauptstadt Kiew.
In diesem Extremfall würden die Sanktionen auch den Energiesektor betreffen.

Bislang waren die Marktreaktionen auf den Konflikt moderat und rational.
Russische Aktien, bei denen das Sanktionsrisiko eingepreist ist, waren am
stärksten betroffen. Russische Credit Default Swaps und der Rubel waren
bisher weniger betroffen. Die Marktreaktionen außerhalb der betroffenen
Region fielen moderat aus. Die europäischen Aktien tendierten in diesem Jahr
aus verschiedenen Gründen schwach (-7,7 %), jedoch geringer im Vergleich zu
US-Aktien (-8,7 %). Gleichzeitig ist der Ölpreis aufgrund der starken
Nachfrage und der niedrigen Lagerbestände in diesem Jahr stark angestiegen
(+26 %). Es ist schwer zu sagen, wie groß die Auswirkungen der Ukraine-Krise
sind. Insgesamt haben die Märkte bisher verhalten auf die Krise reagiert.

Solange die russischen Truppen in den Separatistengebieten bleiben, dürften
die Marktreaktionen auch weiterhin moderat ausfallen. Sollte sich ein
Risikoszenario verwirklichen, würde die erste Reaktion höchstwahrscheinlich
in erheblichen Korrekturen bei risikoreichen Anlagen und einer Flucht in
sogenannte sichere Häfen bestehen. Die Sektoren Energie und Rohstoffe wären
in diesen Szenarien am stärksten betroffen. Eine vorübergehende Eskalation
könnte zu einem späteren Zeitpunkt attraktive Einstiegsmöglichkeiten
schaffen. Auf der makroökonomischen Seite würde die Eskalation
wahrscheinlich zu einem weiteren Inflationsschub und möglicherweise zu einem
schwächeren Wachstum in Europa in den kommenden Quartalen führen. Die
Zentralbanken stünden dann vor einem noch schwierigeren Spagat zwischen
Inflationsbekämpfung und Wirtschaftsförderung.

Dies ist weder der richtige Zeitpunkt für Investoren, weitere Risiken
einzugehen, noch in Panik zu verfallen. Der weitere Verlauf dieses Konflikts
ist höchst ungewiss und bedarf einer genauen Beobachtung.

Schwellenländeranleihen: größtes Risiko sind russische Angriffe auf das von
der Ukraine kontrollierte Donbass-Gebiet
Unserer Meinung nach wäre in diesem Stadium das harmloseste Szenario, wenn
die russische Armee nicht über die bereits besetzten Gebiete hinausginge.
Die Ukraine könnte beschließen, nicht zurückzuschlagen, und acht Jahre
De-facto-Kontrolle durch russische Bevollmächtigte über diese Region würden
offiziell werden. Diese Situation würde die Möglichkeit für eine Fortsetzung
der Diplomatie schaffen und eine Deeskalation ohne einen tatsächlichen
militärischen Konflikt ermöglichen. Die Ukraine könnte weiterhin als
unabhängiges Land agieren und eng mit dem Westen zusammenarbeiten. Wir gehen
davon aus, dass die Sanktionen der USA und der EU in diesem Szenario moderat
ausfallen würden.

Ein pessimistischeres Szenario wäre, dass Russland die Gebietsansprüche der
Volksrepublik Donezk und der Volksrepublik Luhansk in vollem Umfang
anerkennt und die russische Armee in die jetzt von der Ukraine
kontrollierten Donbass-Gebiete einmarschiert, woraufhin die Ukraine
wahrscheinlich zurückschlagen würde. Der Konflikt könnte sich über den
Donbass ausdehnen, und die russische Armee könnte in andere ukrainische
Städte einmarschieren. In diesem Szenario würden wir mit schärferen
Sanktionen gegen Russland rechnen, was den Druck auf russische Anleihen und
die Währung erhöhen würde. Dies könnte möglicherweise eine breitere
Risikoaversion auslösen, die sich direkt auf russische und ukrainische
Anlagen auswirken und ein Ansteckungsrisiko für andere EM-Assets mit sich
bringen würde.

Fixed Income: Flucht in Bunds, Treasuries
Angenommen, der Konflikt beschränkt sich auf die östlichen Provinzen der
Ukraine, so ist die offensichtlichste Marktreaktion eine Flucht in sichere
Häfen, die zu niedrigeren Renditen für deutsche Bundesanleihen und
vielleicht auch für US-Treasuries führt. Dies deckt sich mit dem, was wir in
den letzten Tagen beobachtet haben.

Trotz der zusätzlichen Problematik des Inflationsdrucks infolge steigender
Energiepreise wird die EZB unserer Meinung nach weniger hawkish als bisher
vorgehen. Dies wird niedrigere Renditen begünstigen und zu steileren
Renditekurven führen. Bei den Renditeaufschlägen für die Länder der Eurozone
wird unserer Ansicht nach die risikoaverse Stimmung an den Märkten
vorherrschen. Sollten sich die Spreads jedoch zu schnell und zu stark
ausweiten, würden wir mit einem Eingreifen der EZB und einer Unterstützung
der schwächeren Länder, höchstwahrscheinlich mit QE-Instrumenten, rechnen.

Wir scheuen uns derzeit vor großen, exponierten Anlagepositionen, da die
Unsicherheit groß ist. Wahrscheinlich würden wir auf eine erste Reaktion
nach dem Angriff nicht mit einer Positionierung für niedrigere Renditen und
breitere Spreads reagieren. Wir würden eher die Chancen niedrigerer Zinsen
und breiterer Spreads nutzen, um uns für eine Kehrtwende zu positionieren,
da wir nicht glauben, dass dieser Konflikt die aktuelle Wirtschafts- und
Marktentwicklung nachhaltig aus dem Gleichgewicht bringen wird.

Europäische Aktien könnten Kursverluste erleiden, später aber wieder
ansteigen, sofern es nicht zu einer weiteren Eskalation kommt
Europäische Aktien reagieren in der Regel übermäßig auf geopolitische
Spannungen und dürften im Falle eines russischen Einmarsches in der Ukraine
deutlich an Wert verlieren. Ein solcher Ausverkauf würde sehr aggressiv und
schnell erfolgen. Wenn nichts weiter passiert, würden die Aktienmärkte in
Europa und anderswo steigen und die Banken würden aufgrund steigender Zinsen
wieder eine Outperformance erzielen.

Die derzeitige Dominanz an den Aktienmärkten wird von zyklischen Sektoren
wie Energieaktien, Erstausrüstern und Banken bestimmt. Ein stärkerer
Konflikt würde sich längerfristig so sehr auf die Rohstoffpreise auswirken,
dass es zu einer Konjunkturabschwächung käme, wodurch sich die Dominanz von
"zyklischen Growth-" auf "säkulare Growth"-Titel verlagern würde.

Die Spannungen werden hauptsächlich über die Rohstoffe ausgetragen, da auf
Russland etwa 10 % der weltweiten Ölproduktion und 40 % des europäischen
Gases entfallen. Russland ist auch ein wichtiger Akteur bei Stickstoff,
Palladium, Nickel und Kali. Rohstoff- und Energieunternehmen werden als
sicherer Hafen angesehen und würden von Preissteigerungen profitieren. In
unseren wichtigsten europäischen Aktienstrategien haben wir Energie- und in
geringerem Maße auch Rohstoffwerte übergewichtet, sodass wir keine größeren
Auswirkungen sehen dürften.

Obwohl Russland nur einen sehr begrenzten Anteil an den Assets des
europäischen Bankensektors hat, könnte jede Eskalation eine Flucht in
deutsche Bundesanleihen und US-Treasuries auslösen. Insgesamt schwächere
Märkte würden zu einer deutlichen Underperformance des Bankensektors führen;
wir müssten unsere derzeitige Gleich- oder Übergewichtungsposition in Banken
überdenken.

ENDE

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