Aktien Frankfurt: Dax-Stabilisierung nach jüngster Talfahrt bleibt fragil

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Stabilisierung des Dax nach der jüngsten Talfahrt bleibt auch am Dienstag fragil: Der deutsche Leitindex gab seine zeitweise deutlichen Gewinne wiederholt wieder ab - am Nachmittag stand ein Plus von 0,52 Prozent auf 12 901,99 Punkte zu Buche. Zu Wochenbeginn war schon ein Stabilisierungsversuch gescheitert. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen erholte sich am Dienstag um 0,33 Prozent auf 28 435,03 Punkte, und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,52 Prozent auf 3530,57 Zähler zu.

Das Marktgeschehen wird nach wie vor vom anhaltenden Krieg in der Ukraine und dessen weitreichenden Folgen bestimmt. Zuletzt trieb eine Kreise-Meldung, wonach US-Präsident Joe Biden noch heute einen US-Importstopp für Öl, Flüssiggas (LNG) und Kohle aus Russland verhängen will, die Ölpreise noch weiter an.

Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect hatte bereits zu Handelsbeginn prognostiziert, dass der Dax "unter hoher Volatilität einen Kursboden suchen dürfte". Andere Beobachter sehen den Markt nach den zuletzt heftigen Verlusten zwischen Hoffen und Bangen. Eine Lösung des Ukraine-Konflikts sei derzeit zwar nicht in Sicht, schrieb Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Allerdings seien Wetten auf sinkende Kurse bei Aktien und die Absicherungen gegen fallende Kurse auf einem Höchststand seit mehreren Jahren. Entsprechend könnten Nachrichten wie etwa ein Waffenstillstand in der Ukraine zu einer massiven Eindeckung von Anlegern führen, die zuvor auf fallende Kurse gesetzt hatten.

Die zu Wochenbeginn schwachen Versicherer- und Bankentitel mischten bei der Markterholung ganz vorne mit: Munich Re und Deutsche Bank belegten mit Kursgewinnen von sieben und knapp sechs Prozent vordere Dax-Plätze, und im MDax legten Commerzbank sowie Hannover Rück um knapp siebeneinhalb beziehungsweise über fünf Prozent zu.

Gefragt waren zudem Titel aus dem Energiebereich. Während RWE mit einem Plus von 1,4 Prozent im Dax überdurchschnittlich gewannen, ging es für Uniper im MDax um anderthalb Prozent hoch. Laut Händlern preisen die gebeutelten Uniper-Titel die Abschreibungen für die vom russischen Energiekonzern Gazprom mitfinanzierte Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 von rund einer Milliarde Euro bereits ein.

Im Kleinwerte-Index SDax reihten sich die zumeist schon am Vortag starken Papiere aus dem Bereich Erneuerbare Energien weit vorn ein: SMA Solar , Encavis und die am Montag noch schwachen Verbio gewannen zwischen sechs und zehn Prozent. Händler verwiesen auf positive Branchennachrichten, die bei diesen kleineren Werten auch für etwas Übernahmefantasie sorgen könnten.

Darüber hinaus verteuerten sich Nordex um fast sieben Prozent. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt unter Berufung auf informierte Kreise, der US-Finanzinvestor KKR erwäge einen Kauf des französischen Erzeugers von Solar- und Biomasse-Energie Albioma.

SDax-Spitzenreiter war indes der Online-Modehändler Global Fashion Group , der mit einem Kurssprung von rund 16 Prozent eine fulminante Erholungsrally hinlegte. Zwar war das Unternehmen im vergangenen Jahr trotz einer Umsatzsteigerung noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht und traut sich wegen des Krieges in der Ukraine keinen konkreten Ausblick für 2022 zu. Baader-Analyst Volker Bosse sah die Zahlen indes insgesamt im Rahmen der Erwartungen. Der fehlende Ausblick sei angesichts der großen Bedeutung des Russland-Geschäfts keine Überraschung, ergänzte ein Händler.

Für Schaeffler ging es nach Quartalszahlen um gut achteinhalb Prozent hoch. Der Autozulieferer schnitt laut Analyst Sascha Gommel von Jefferies Research etwas besser ab als gedacht. Dass Schaeffler wegen des Krieges in der Ukraine die Prognose für das laufende Jahr aussetzte, scheint die Anleger nicht besonders überrascht zu haben.

Der Euro stieg zuletzt auf 1,0916 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0895 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt kletterte die Umlaufrendite von minus 0,22 Prozent am Vortag auf minus 0,09 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,80 Prozent auf 142,71 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,79 Prozent auf 168,49 Zähler./gl/stw

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

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