Drei Fragen an Bernecker: Bietet sich Biontech jetzt wieder zum Einstieg an und wie sollten ETF-Anleger sich im derzeitigen Markt-Umfeld aufstellen?

onvista · Uhr

In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach den langfristigen Perspektiven für Biontech und wie ETF-Anleger sich im derzeitigen Marktumfeld positionieren sollten.

onvista-Redaktion: Biontech hat in 2021 einen unglaublichen Nettogewinn von 10 Milliarden Euro erwirtschaftet. Damit sind die Kassen prall gefüllt für die weitere Forschung an alternativen Krebsbehandlungsmethoden, die dem Konzern auch langfristiges Potenzial eröffnen. Der Kurs ist seit der Jahreswende jedoch erheblich zurückgekommen – kann man jetzt wieder anfangen, langfristig in Biontech einzusteigen?

Biontech ist der Pharmasieger der letzten zwei Jahre. Das gibt es nur sehr selten. Aus 108 Mio. € Umsatz wurden 19 Mrd. € im letzten Jahr und der Gewinn stieg um 68.000 %. Die Kursspitze mit knapp 400 $ (Notierung New York) ließ sich nicht halten, aktuell bildet sich eine Auffanglinie zwischen 160 und 180 $. Das ergibt einen Marktwert von rd. 40 Mrd. $. Soweit die aktuelle Ausgangslage. Mit den laufenden Forschungen in Richtung Krebstherapien sind keine ähnlichen spektakulären Umsätze und Gewinne zu erreichen, aber Biontech wird eine Dauergröße in der neuen Pharmaforschung mit elektronischen Hilfsprogrammen. Darin liegt die Perspektive. Mithin: Auf der genannten Ebene sind Investments vertretbar, aber auf die Volatilität ist vorerst deutlich zu achten, denn jede neue Nachricht bewirkt sehr schnelle Reaktionen, manchmal negativ oder positiv. Es ist ein typisches Wachstumsinvestment mit Perspektive.

onvista-Redaktion: Am Markt bleibt das Diskussionsthema Nummer 1, ob die Zinswende gelingen kann, ohne eine Rezession auszulösen. Entsprechend groß bleibt die Unsicherheit für die kommenden Monate. Was würden Sie ETF-Sparplan-Investoren in diesem Umfeld raten? Weiter langfristig orientiert Geld in den Markt schieben oder sollte man sich aktiver gegen Rezession und Inflation absichern?

Über die Zinswende wurde hartnäckig diskutiert und das Zinssignal der Fed wird kaum noch beachtet. Die Bondzinsen steigen und Bondprodukte verlieren tendenziell an Wert. Das ist nicht zu vermeiden. Ein Umstieg auf die jeweiligen Aktienvarianten habe ich mehrfach empfohlen und wiederhole es. Die Diskussionen um eine Rezession und die Ängste über die Inflation teile ich nur zur Hälfte. Vorbild dafür ist die Entwicklung in der ersten Ölkrise und den Folgejahren und wie Notenbanken dies richtig einordnen. Der Fed-Kurs ist bekannt, der EZB-Kurs selbst den Mitgliedern des Boards offenbar unbekannt. Der merkwürdige Lichtblick liegt darin: Die EZB wird umfangreich dafür sorgen, dass die Marktliquidität ausreichend bleibt, gleich auf welchem Wege. Das reicht für die Aktienmärkte Europas als zweitwichtigster Trendindikator nach der Entwicklung der Gewinne.

onvista-Redaktion: Eine Frage für ETF-Neueinsteiger: US-Sektor, europäische Wirtschaft, Emerging Markets oder doch MSCI World? Für welche Region sehen Sie in den nächsten 10 Jahren die meisten Chancen?

Amerika bleibt nun einmal das Maß aller Dinge, sowohl in der Größe, in seiner natürlichen Dynamik wie in der Geldpolitik der Fed. Der MSCI-Index war in den vergangenen Jahren das beste Investment aus internationaler Sicht. Doch nur wenige wissen: 72 % dieses Index entfallen allein auf amerikanische Aktien. Etwa 13 % auf Europa. Damit lässt sich auch fernerhin ein MSCI-ETF vertreten. Es ist ein Trendinvestment.

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

www.bernecker.info

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