Aktien Europa: Moderate Gewinne - Defensive Werte gefragt

dpa-AFX · Uhr

PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach den Vortagesverlusten haben sich die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag stabilisiert. Die Ansätze blieben allerdings zaghaft und zeugten damit von der Vorsicht der Marktteilnehmer. Der EuroStoxx 50 notierte gegen Mittag 0,63 Prozent fester mit 3848,49 Punkten. Der französische Cac 40 zog um 0,56 Prozent auf 6535,40 Punkte an. In Großbritannien sank der FTSE 100 dagegen um 0,18 Prozent auf 7547,31 Punkte. Hier belastete die Schwäche der Öl- und Rohstofftitel.

Die europäischen Börsen profitierten von den anziehenden US-Futures. Das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank war zwar negativ in Hinblick auf Aktien ausgefallen, doch waren Anleger schon am Dienstag durch Aussagen von Fed-Vorstandsmitglied Lael Brainard auf einen entsprechenden Kurs eingestimmt worden.

Die US-Notenbank hatte eine zügige Rückführung ihrer Bilanzsumme signalisiert. Man wolle monatlich Anleihen im Wert von bis zu 95 Milliarden US-Dollar auslaufen lassen, ohne neue nachzukaufen, hieß es im am Mittwoch veröffentlichten Protokoll zur jüngsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses FOMC. "Die Investoren sollten sich auf einen der stärksten Straffungskurse in der US-Geldpolitik einstellen", merkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molitor von RoboMarkets an. "Die Fed will nicht nur Tempo bei den Zinserhöhungen, sondern auch beim Abbau der Notenbankbilanz machen."

Gefragt waren vor diesem Hintergrund defensive und damit weniger zinssensible Sektoren wie etwa die Pharmawerte. Auch Versorger verzeichneten überdurchschnittliche Gewinne. Nach dem sogenannten "Oster-Paket" des deutschen Wirtschafts- und Klimaschutzministers Robert Habeck vom Vortag haben nun auch die Briten ihre Energiepläne vorgelegt. Die Experten der Investmentbank Goldman Sachs halten es für positiv für Namen wie RWE , Orsted , oder Iberdrola , dass der Ausbau der Erneuerbaren von Wind über Solar bis hin zu Wasserstoff verstärkt wird. Im Windkraftbereich nannte Experte Ajay Patel insbesondere Vestas als Profiteure schnellerer und größerer Investitionen in Anlagen auf See. Vestas gewannen 1,7 Prozent.

Die Vorgaben von Samsung stützten unterdessen den Halbleiterbereich. In seinem Ergebnisausblick für das erste Quartal 2022 erwartet der Marktführer bei Speicherchips, Smartphones und Fernsehern einen Anstieg des operativen Gewinns um 53 Prozent im Jahresvergleich. ASML kletterten um 1,4 Prozent, STMicro rückten um 1,6 Prozent vor.

Der stabilisierte Ölpreis brachte dem Energiesektor unterdessen wenig. Hier belasteten die Abgaben des Schwergewichts Shell . Der Ölkonzern muss für seinen Rückzug aus Russland milliardenschwere Abschreibungen vornehmen. Im Zuge des Überfalls Russlands auf die Ukraine hatte der Konzern Anfang März beschlossen, seine Geschäftstätigkeiten in Russland einzustellen. Im ersten Quartal werden Abschreibungen von vier bis 5 Milliarden US-Dollar (bis zu 4,6 Mrd Euro) anfallen.

Unter den Einzelwerten fielen Vinci mit einem Gewinn von 1,8 Prozent auf. Die britische Investmentbank Barclays hatte den Wert als neuen Favoriten im Infrastruktursegment bezeichnet, nicht zuletzt wegen einer niedrigen Verschuldung und einer geringen Abhängigkeit von steigenden Verbraucherpreisen./mf/stk

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