Zins rauf, Konjunktur runter: Plattform-Aktien geben nach
Holger Schmidt
Das Umfeld für Tech-Aktien sieht aktuell alles andere als rosig aus: Die Zinsen steigen und US-Notenbanker James Bullard denkt inzwischen laut über ein Zinsniveau von 3,5 Prozent am Jahresende nach, auch wenn der Markt weiterhin 2,5 bis 2,75 Prozent erwartet. Gleichzeitig senkt der Internationale Währungsfonds die Wachstumserwartungen für 2022 und 2023, da sich die „wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges wie seismische Wellen verbreiten, die vom Epizentrum eines Erdbebens ausgehen“. Im Epizentrum Russland werde die Wirtschaft um 8,5 Prozent einbrechen. Unter den Industrieländern sieht der IWF die stärksten Auswirkungen in Deutschland: Statt bisher 3,8 Prozent Wachstum werde Deutschlands Wirtschaft in diesem Jahr nur noch 2,1 Prozent zulegen. In den USA sei der Effekt dagegen kaum zu spüren, schätzen die IWF-Volkswirte. Die große Unbekannte in dieser Rechnung ist aber die Corona-Entwicklung in China. Die harten Lockdowns in vielen Großstädten werden Lieferketten weltweit zusammenbrechen lassen. Die Fotos von Hunderten wartenden Container-Schiffen im Hafen von Shanghai lassen Schlimmes befürchten.
In diesem toxischen makroökonomischen Umfeld halten sich die Anleger im Moment sehr zurück und warten auf gute Nachrichten, die vielleicht mit den bevorstehenden Quartalszahlen kommen.
Renren: +18 Prozent
Das soziale Netzwerk hat ein Software-Abkommen mit Guangzhou Yupu Software Technology unterzeichnet. Die Aktie hat daraufhin kräftig zugelegt und Renren zum Aufsteiger der Woche gemacht. Während sich die chinesischen Plattformen weiterhin schwertun, marschiert die Renren-Aktie weiter voran und hat seit Jahresbeginn nun schon 77 Prozent zugelegt.
Xometry: + 11 Prozent
Der Marktplatz für CNC- und 3D-Druck-Kapazitäten gehört zu den Prototypen einer neuen Generation von B2B-Plattformen, die freie Industriekapazitäten effizient. Unternehmen können ihre Produktionsaufträge bei Xometry einstellen, die dann an den besten Hersteller weitergereicht werden. Inzwischen sind mehrere Tausend Anbieter auf der Plattform vertreten.
LYFT: +8 Prozent
Die Taxi-App profitiert von einer Rückkehr zum „normalen“ Leben mit Reisen, Restaurant-Besuchen und Fahrten ohne Maskenpflicht. Da die Aktie noch
deutlich unter dem Vorjahreswert liegt, hoffen die Anleger nun auf eine schnelle Erholung.
Twitter: + 8 Prozent
Elon Musks Angebot, alle Twitter-Aktien zu kaufen und von der Börse zu nehmen, ist vom Aufsichtsrat nicht besonders freundlich aufgenommen worden. Musk als „Bewahrer der freien Meinungsäußerung“ ist vielen Beobachtern suspekt, auch wenn Twitter mehr Innovationskraft durchaus gut gebrauchen könnte. Dass Tausendsassa Musk nun nebenbei noch ein Unternehmen managen will, ist zumindest der Tesla-Aktie nicht so gut bekommen.
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