OTS: Börsen-Zeitung / Teures Marketing, Kommentar zu Share Now von Joachim Herr

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    Teures Marketing, Kommentar zu Share Now von Joachim Herr
Frankfurt (ots) - Die Ambitionen waren groß: Als BMW und Daimler im Februar 2019
in Berlin den Startschuss für ihr Gemeinschaftsunternehmen Share Now gaben,
strebten die damaligen Vorstandschefs Harald Krüger und Dieter Zetsche an, den
weltweit führenden Anbieter eines Mobilitätsdienstes mit vollelektrischen und
selbstfahrenden Flotten zu schaffen. Es gab sogar die Idee, später Flugtaxis
hinzuzunehmen.

Die Anfangsinvestitionen von mehr als 1 Mrd. Euro reichten nicht aus, um etwa
Uber und Lyft das wachsende Geschäft streitig zu machen. BMW und Daimler häuften
seit 2019 Verluste um Verluste mit den Mobilitätsdiensten an. Und in den drei
Jahren hat sich einiges geändert: Die Vorstandsvorsitzenden heißen Oliver Zipse
und Ola Källenius, Daimler heißt nach der Abspaltung des Lkw- und Busgeschäfts
Mercedes-Benz. Beide Premiumhersteller richten sich stärker auf das Luxussegment
aus, das besonders hohe Deckungsbeiträge und Margen bringt.

Carsharing passt nicht in diese Strategie. Die Fahrer von großen und teuren
Autos wollen diese auch besitzen und nicht mit anderen teilen - allenfalls
lassen sie ihren Chauffeur ans Steuer. Die erwünschten Nebeneffekte setzten sich
offenbar kaum durch: BMW hatte sich erhofft, mit dem Carsharing junge Kunden als
künftige Käufer von immer größeren BMW-Modellen zu gewinnen. Auch Daimler
versprach sich eine höhere Kundenbindung. Doch Share Now stellte sich als
ziemlich teures und nicht effektives Marketinginstrument heraus.

Dass das Münchner und das Stuttgarter Unternehmen nun auf die Bremse treten, ist
konsequent und richtig. Stellantis hat als Volumenhersteller bessere
Voraussetzungen für dieses Geschäftsmodell: Preisbewusste Carsharing-Kunden
fahren eher in einem Opel Corsa oder einem Peugeot 308 als in einem 3er-BMW oder
einem C-Klasse-Mercedes, ganz zu schweigen von den Autos im obersten Segment. Da
der französisch-italienische Autokonzern die Flotte von Share Now übernimmt,
muss er sich freilich gewaltig anstrengen, um im Zusammenspiel mit seinem
Mobilitätsdienstleister Free2Move Skaleneffekte und Synergien zu erzielen. Wie
Stellantis setzt auch Volkswagen auf die Kombination von Carsharing und
Vermietung und kaufte im vergangenen Jahr Europcar.

BMW und Mercedes-Benz behalten zwar Free Now, ihr Digitalangebot für die
Vermittlung unterschiedlicher Fahrzeuge und Fahrdienste, aber sie konzentrieren
sich auf das, was sie am besten können: Autos entwickeln und produzieren.

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