Stiko empfiehlt gesunden Kindern nur einmalige Covid-Impfung

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VIRUS-DEUTSCHLAND-STIKO:Stiko empfiehlt gesunden Kindern nur einmalige Covid-Impfung

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Frankfurt (Reuters) - In Deutschland dürfte nach Einschätzung der Ständigen Impfkommission inzwischen der überwiegende Teil der Kinder eine Corona-Infektion durchgemacht haben.

Die Stiko empfiehlt deshalb nun allen Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren zunächst nur eine Covid-19-Impfstoffdosis, wie das beim Robert-Koch-Institut ansässige Gremium am Dienstag mitteilte. Bisher gab es keine generelle Impfempfehlung für diese Altersgruppe, sondern nur für Kinder mit Vorerkrankungen oder Kontakt zu Risikopersonen. Eltern steht aber frei, ihre Kinder trotzdem impfen zu lassen. Laut Stiko soll die Impfung vorzugsweise mit dem Vakzin von BioNTech und Pfizer für diese Altersgruppe erfolgen, alternativ ist auch eine Kinderdosis von Moderna ab sechs Jahren möglich.

Die Impfung soll frühestens drei Monate nach einer Infektion verabreicht werden. Die Stiko schätzt, dass der Anteil der Fünf- bis Elfjährigen, die bereits mindestens einen Kontakt mit dem SARS-CoV-2-Antigen hatten, Ende März 77,5 Prozent betrug. Aufgrund der hohen Dunkelziffer müsse man sogar von einer höheren Rate ausgehen. Kinder, bei denen noch keine Infektion nachgewiesen wurde, sollen ebenfalls zunächst nur eine Dosis erhalten. In Deutschland sind knapp 20 Prozent der Fünf- bis Elfjährigen vollständig geimpft. Gesunde Kinder, die schon die zweimalige Impfung erhielten, sollen laut Stiko vorerst nicht erneut geimpft werden. Für Kinder mit Vorerkrankungen oder Kontakt zu Personen mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf empfiehlt die Stiko weiterhin eine Grundimmunisierung mit zwei Dosen sowie eine Auffrischimpfung.

"Bei Kindern müssen wir davon ausgehen, im deutlichen Unterschied zu den anderen Bevölkerungsgruppen, dass sie die höchste Durchseuchungsrate haben", sagte Stiko-Mitglied Martin Terhardt in einem Pressebriefing. Deshalb sei es vertretbar, nur eine Impfung zu geben. "Denn wir wollen damit nicht Omikron eindämmen, das schaffen wir mit dem Impfstoff nicht, dafür ist er nicht gut genug, sondern wir wollen damit für zukünftige Wellen eine breite Basisimmunität schaffen, die man dann bei Bedarf noch anpassen kann."

STIKO - DURCH LÄNGEREN IMPFABSTAND BESSERE SCHUTZWIRKUNG

Die Stiko, die ihre Empfehlung nach Angaben Terhardts einstimmig traf, wies darauf hin, dass der überwiegende Teil der Infektionen bei Kindern ohne Symptome oder mild verlief. Die Impfstoffe hätten zwar zum Zeitpunkt der Zulassungsstudien während der Delta-Welle eine hohe Wirksamkeit zur Verhinderung von Infektionen erzielt. Seit Auftreten der hochansteckenden Omikron-Variante sei allerdings eine deutliche Verringerung der Wirksamkeit beobachtet worden, insbesondere bei Kindern. Erste Daten deuteten zudem darauf hin, dass die Schutzwirkung der geringeren Biontech-Kinderdosis, die einem Drittel der Erwachsenendosis entspricht, schneller abfalle. Eine Grundimmunisierung in diesem Frühjahr würde demnach bei einer erneuten Welle im kommenden Herbst und Winter kaum noch Schutz gegen eine Infektion bieten, urteilen die Stiko-Experten.

Bei einem Großteil der Kinder könne aber durch eine Impfung eine hybride Immunität erzielt werden - also eine Kombination aus einer natürlich erworbenen Immunität und einer durch Impfung. Die Stiko erwartet durch die einmalige Impfung den Aufbau einer verstärkten Basisimmunität, die vor Infektionen auch mit neuen Varianten schützen soll und bei Bedarf zu einem späteren Zeitpunkt durch eine weitere Dosis ausgebaut werden könne, etwa auch mit einem angepassten Impfstoff. Durch den längeren Abstand zwischen den beiden Impfdosen könne so insgesamt eine höhere Wirksamkeit erzielt werden. Sicherheitsbedenken bestehen aus Sicht der Stiko nicht. Die Impfungen würden von Kindern in der Regel gut vertragen und auch das Risiko von Herzmuskelentzündungen sei bei ihnen deutlich geringer als bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

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