onvista Börsenfuchs: Zahlenspiele mit dem zweiten Halbjahr

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Hallo Leute! Man sollte möglichst keine halben Sachen machen, kriegst du schon als Kind eingebläut. Das sollte auch für Kapitalanlagen in gewisser Weise gelten. Gerade in diesen Tagen, wo es an miesen Meldungen nur so prasselt, freut man sich über was Entspannendes. Die (vorsichtige) Hoffnung, dass aus Börsensicht im ersten Halbjahr das Schlimmste verdaut wurde, gehört dazu. Dazu passen Vorhersagen, dass Konjunktur und Inflation in der zweiten Jahreshälfte die Kurve kriegen dürften – die Wirtschaft kommt wieder in Schwung, die Teuerungsraten normalisieren sich. Beides langsam. Gibt es also einen Zusammenhang mit dem Kursverlauf der Aktien in den beiden Jahreshälften? Nee, meine Freunde, das sollte kein Argument für bullische Anleger sein. Die Wertentwicklung der Vergangenheit sagt nix bis wenig über die Performance der Zukunft aus.

Thomas Grüner, Gründer von Grüner Fisher Investments, hat dazu ein interessantes Zahlenspiel vorgelegt, basierend auf dem S&P 500. Denn der bekannte Wall-Street-Index bietet aufgrund seiner langen Historie mit verlässlichen Daten eine umfangreiche Datenstichprobe.  Betrachtet man die jeweils erste und zweite Jahreshälfte für die letzten 96 Jahre, dann beträgt die Korrelation zwischen den Renditen der ersten und zweiten Jahreshälfte -0,099. Bei einem perfekten Gleichlauf für den Wert 1,0 und einem perfekten Gegenlauf für den Wert -1,0 lässt sich also festhalten: Die Abhängigkeit der Halbjahresrenditen zueinander ist derart gering, dass sie funktional bedeutungslos ist. Was bedeutet das? Diese Zahlenspiele zeigen weder auf, dass die zweite Hälfte automatisch positiv verlaufen wird, noch dass die Renditen zwangsläufig negativ bleiben. Unterm Strich zählt, dass Aktien das tun werden, was sie immer tun würden – eine zukunftsorientierte Perspektive einnehmen und die erwarteten Bedingungen für die nächsten 3 bis 30 Monate einpreisen.

 In Anbetracht der vielen Rezessionsprognosen und der starken Fokussierung (Grüner spricht von „übermäßigen“) auf negative Einflussfaktoren wie Inflation, Krieg, Energiepreise, Zinserhöhungen usw. ist die Annahme gerechtfertigt, dass die Aktienmärkte ein gewisses Rezessionsrisiko eingepreist haben. Eine leichte Rezession birgt momentan wahrscheinlich kein besonders negatives Überraschungspotenzial mehr. Umgekehrt wäre schon die Vermeidung einer Rezession für viele Anleger eine angenehme Überraschung. Fazit des Investment-Experten: „Unseres Erachtens sind die Rahmenbedingungen für die zukunftsgerichteten Aktienmärkte also tendenziell günstig.“

Ein paar internationale Portfolio Manager sind inzwischen wieder so mutig, dass sie konkrete Aktienempfehlungen aussprechen. Hier ein Beispiel, das ich Euch nicht vorenthalten möchte (Clartan Associés): Investitionen sind auch in Europa nach wie vor absolut gerechtfertigt, nur wird in dieser Phase der Investorenblick nun schärfer denn je auf die anstehenden Veröffentlichungen der Halbjahresergebnisse gerichtet sein. Welche Unternehmen könnten Umsatzprobleme bekommen, insbesondere in der Automobilbranche und der Luftfahrt? Welche Unternehmen könnten mit zurückgehenden Margen konfrontiert werden? Für Anleger werden in der zweiten Jahreshälfte vor allem Werte interessanter, deren Performance nicht zu stark vom Konjunkturzyklus abhängt und die mit einer diversifizierten Geografie ihrer Umsätze das Exposure in Europa verringern – wie etwa IBM, Stellantis oder Veolia. Ebenso dürften grundsätzlich defensivere Titel weiter in den Fokus rücken, beispielsweise Roche und Sanofi in der Pharmabranche oder Orange und Vodafone im Telekommunikationssektor.

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