Heiko Böhmer: Ist jetzt die Zeit für Schnäppchenjäger an den Börsen?

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Roman Samborskyi/Shutterstock.com

Derzeit läuft wieder der Sommerschlussverkauf. Die großen Einzelhändler locken mit massiven Rabatten. Schauen wir auf den Aktienmarkt erleben wir eine ähnliche Situation. Viele Aktien haben seit Jahresanfang deutlich an Wert verloren. Im Grunde ist es nichts anderes: Heute kann man Aktien 30 oder 40 Prozent günstiger einkaufen als zum Jahresanfang. Ist jetzt die Zeit für Schnäppchenjäger an der Börse gekommen?

Die Antwort auf diese Frage ist nicht so einfach – macht aber Hoffnung. Tatsächlich gibt es etliche Unternehmen, die jetzt schon unter den veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen leiden oder bald massiv leiden werden. Ein prominentes Beispiel ist hier sicherlich der deutsche Chemiewert BASF. Sollte der Gasstreit eskalieren und die Versorgung nicht mehr sichergestellt werden können, dann würde das Unternehmen in ernsthafte Schwierigkeiten kommen. Diese reale Gefahr hat die Aktie bislang im Jahresverlauf schon um rund 28 Prozent fallen lassen.

Auf der anderen Seite gibt es aber Aktien, die von den politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen kaum betroffen sind und dennoch deutlich an Wert verloren haben. Und genau bei denen ist jetzt die Zeit für Stockpicker als Schnäppchenjäger an der Börse aktiv zu werden.  

Im Grunde genommen geht es darum, durch die Krise hindurch schauen zu können. Maßgeblich sind dann die Perspektiven für Unternehmen auf Sicht von 3 bis 5 Jahren und nicht auf Sicht der nächsten 6 bis 12 Monate. Genau diese Perspektive schafft neue Chancen für aktiv orientierte Investoren.

Sommerrallye voraus?

Bei den vielen Risiken, die derzeit auf die Märkte einwirken ist eine Sache ziemlich sicher: Neue Rekordstände bei breiten Indizes sind auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Sicherlich stehen die Chancen nicht schlecht für eine technische Gegenreaktion in den nächsten Wochen. Hierfür war die Stimmung zuletzt so deutlich eingetrübt, dass jetzt genau eine solche technische Gegenreaktion immer möglich ist. Diese kurzfristigen Ausschläge an den Märkten sorgen zwar für Verunsicherung auf der einen Seite, bieten auf der anderen Seite aber auch für den langfristig orientierten Investor immer wieder lukrative Chancen.

Hierzu nur ein Beispiel aus dem Bereich der Cybersecurity. Secunet Security Networks ist der führende deutsche Wert in diesem Segment. Das Unternehmen ist in vielen verschiedenen Bereichen aktiv (Secunet produziert u.a. die Steuer-Software Elster-Online oder die automatischen Passkontroll-Gates an den Flughäfen) und hat einen massiven Vorteil gegenüber anderen Unternehmen aus dieser Branche. Rund 80 Prozent der Umsätze generiert das Essener Unternehmen mit öffentlichen Aufträgen. Das sind zum einen verlässliche Umsätze. Zusätzlich bietet die in diesem Segment schon vorhandene starke Marktstellung auch einen strategischen Wettbewerbsvorteil gegenüber neuen Unternehmen, die in diesen Markt eintreten wollen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit weiterhin hoch, dass Secunet bei kommenden Ausschreibungen den Zuschlag erneut erhalten wird.

Secunet zu Unrecht abgestraft und mit langfristig guten Perspektiven

Die Aktie hat 2021 sicherlich von einer Sonderkonjunktur profitiert worauf der Aktienkurs auf ein Rekordhoch von rund 600 Euro stieg. Danach folgte - wie für viele andere Hightech Aktien auch - die Ernüchterung. Der Kurs notiert jetzt weit mehr als 50 Prozent unter dem Rekordhoch aus dem Herbst 2021. Doch wenn man bei Secunet weiter in die Zukunft blickt und den Zeitraum 3 bis 5 Jahre als Basis nimmt, dann werden die Chancen ganz deutlich und das Potenzial, von steigenden Investitionen im Segment der Cybersecurity zu profitieren, sind weiterhin hoch.

Klarer Fokus auf die nächsten 3 bis 5 Jahre

Dieses Beispiel zeigt deutlich: Es lohnt sich, durch die aktuelle Krise hindurch und weiter in die Zukunft zu schauen. Nun sind 3 bis 5 Jahre für viele Investoren eine extrem lange Zeit. Doch wer langfristig auf herausragende Geschäftsmodelle von qualitativ hochwertigen Unternehmen setzt, der hat sehr gute Chancen, auch überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Wer sich als Investor dieses Stockpicking nicht zutraut, kann natürlich auf die Unterstützung durch aktive Asset Manager setzen, die genau diese schwierige Aktien-Selektion für ihn durchführen. 

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