Kutzers Zwischenruf: Kann die EZB auch Inflation?

Hermann Kutzer · Uhr
Quelle: Sina Ettmer Photography/Shutterstock.com

Der EZB-Rat hat die Zinswende heute einstimmig beschlossen. Christine Lagarde legte in der anschließenden Pressekonferenz Wert auf diese Feststellung. Ein historischer, aber kein unerwarteter Schritt. Die Chefin der Europäischen Zentralbank wiederholte sodann die Reckpunkte des wirtschaftlichen Umfelds und betonte, dass man am Zinsziel von 2 Prozent festhalten wolle. Nur sei das so schnell nicht zu erreichen. Und gegebenenfalls müsse man später auch dieses Ziel nach oben korrigieren. Mich hat leicht überrascht, dass gleich mehrfach die 2 Prozent genannt wurden – zugleich aber kein Zeitkorridor für die Rückkehr zu dieser Marke (abgesehen von Formulierungen wie „mittelfristig“).

In den vergangenen Wochen ist von Analysten und Medien viel zu selten darauf hingewiesen worden, dass Inflation nicht gleich Inflation ist. Wir haben es aktuell nicht mit einer monetär-bedingten Teuerung zu tun oder gar schon mit der gerne zitierten Lohn-Preis-Spirale. Vielmehr erleben wir eine angebotsbedingte Teuerung vor allem als Folge des Kriegs – man könnte auch von importierter Inflation sprechen. Und genau dieser wichtige Aspekt einer Differenzierung unterstützt meine Zweifel an einer baldigen Normalisierung der Verbraucherpreise. Diese werden eben nicht von der Geldpolitik in Schach gehalten. Auch für Ihr Geld-Management, geschätzte Anleger, und das Börsengeschehen hat selbst der erste große Zinsschritt nach oben keine besondere Bedeutung. Denn die Inflationsraten werden noch für längere Zeit deutlich höher als die Zinsen liegen (= negative Realrendite, also Kaufkraftschwund). Unterm Strich: Die Preise für Energie und Lebensmittel sind für den Alltag der Bevölkerung weiterhin viel wichtiger als Leitzinsen der Notenbank.

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