Markt Update: Dax bleibt unter 13.000 Punkten – Pläne zur Strommarkt-Regulierung belasten RWE

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Ein lange Zeit starker Dax hat die Gewinne am Dienstag nicht ganz halten können. Hatte der deutsche Leitindex am frühen Nachmittag noch mit zwei Prozent im Plus gelegen, so stand am Ende des Handels ein Plus von 0,53 Prozent auf 12 961,14 Punkte zu Buche. Berichte über Warnschüsse des taiwanesischen Militärs auf zivile Drohnen lösten am Markt Sorgen um eine neuerliche Zuspitzung des Konflikts zwischen China und Taiwan aus. Die Drohnen sollen nach dem Beschuss in Richtung China geflogen sein. Der MDax verlor 0,30 Prozent auf 25 393,83 Zähler.

Etliche Marktteilnehmer werteten die Kurserholung ohnehin nur als "Rallye im Bärenmarkt", als eine kurze Aufwärtsbewegung in einem weiter vorherrschenden Abwärtstrend. Seit Mitte August, als der Dax der Marke von 14 000 Punkten nahe gekommen war, hatte er zuletzt im Eiltempo etwa 1000 Punkte eingebüßt. Die Aussicht auf eine sehr straffe Geldpolitik der US-Notenbank und die stark gestiegenen Energiepreise hatten den Kursen zugesetzt.

Zu schaffen macht den Anlegern unverändert die hohe Teuerung. Im August näherte sich die deutsche Inflationsrate wieder der Marke von acht Prozent. "All dies sind keine guten Aussichten für die deutsche Wirtschaft. Denn der starke Anstieg der Verbraucherpreise lässt die Kaufkraft der privaten Haushalte erodieren", sagte Ralph Solveen, Volkswirt der Commerzbank.

Einzelwerte im Überblick

Eine Stütze für den Dax waren die Automobilaktien und hier vor allem die aus dem VW -Konzern. Anleger setzten auf gute Nachrichten zum Börsengang der Porsche AG. Während Volkswagen-Aktien um 2,3 Prozent anzogen, waren die der Konzernholding Porsche SE im Dax ganz vorn mit einem Anstieg um 4,4 Prozent. Es war der sechste Gewinntag in Folge mit einem Gesamtplus von gut 12 Prozent.

Ein weiterer deutlicher Gewinner waren am Dienstag die Papiere von Bayer , die sich nach einem Kursrutsch zu Wochenbeginn um 1,6 Prozent erholten dank eines positiven Analystenkommentars. Die Analysten von Exane BNP Paribas stuften die für unterbewertet befundenen Aktien des Pharma- und Agrarchemiekonzerns auf "Outperform" hoch.

Schlechter da standen Versorgeraktien, wie Abgaben von fast drei Prozent bei RWE zeigten. In seinem Börsenbrief attestierte Hans Bernecker der Erneuerbare-Energien-Branche eine laufende Korrektur, da es in Europa eine Strukturreform des Strommarktes geben soll - mit dem Ziel, die Energiepreise zu drücken.

Europaweit überwogen die Börsenverluste, der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 verlor 0,24 Prozent. In den USA lag der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss mit einem Dreiviertelprozent im Minus.

Euro gibt Gewinne wieder ab - Starkes US-Verbrauchervertrauen

Der Euro hat am Dienstag zwischenzeitliche Kursgewinne wieder abgegeben. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 0,9988 US-Dollar. Am Vormittag war sie noch zeitweise bis auf 1,0055 Dollar gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0034 (Montag: 0,9986) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9966 (1,0014) Euro.

Am Nachmittag stützte robustes US-Verbrauchervertrauen den Dollar. Die Stimmung der Konsumenten hat sich im August stärker als erwartet aufgehellt. Experten verwiesen auf die zuletzt in den USA merklich gefallenen Benzinpreise. Dies sorgt für mehr Zuversicht.

Zuvor hatte der hohe Preisdruck in der Eurozone den Eurokurs beflügelt. Schließlich wächst so der Druck auf die EZB, die Zinsen anzuheben. Nach zwei Monaten mit rückläufigen Werten sprang die Jahresinflationsrate im August auf 7,9 Prozent. Die EZB strebt für den gesamten Währungsraum lediglich eine Rate von zwei Prozent an.

Zu Wochenbeginn hatten sich zahlreiche EZB-Vertreter überraschend deutlich geäußert. An den Märkten wird für die nächste EZB-Sitzung kommende Woche eine weitere Zinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte erwartet, möglicherweise sogar um 0,75 Punkte. Ob ein derart deutlicher Schritt im EZB-Rat mehrheitsfähig ist, gilt als fraglich. "Hoffentlich ringt sich die EZB auf ihrer Sitzung nächste Woche zu einem großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten durch", mahnte Commerzbank -Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,85645 (0,85420) britische Pfund, 138,71 (138,49) japanische Yen und 0,9741 (0,9670) Schweizer Franken fest. Eine Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London zum Preis von 1722 Dollar gehandelt. Das waren rund 15 Dollar weniger als am Vortag.

Ölpreise geraten stark unter Druck

Die Ölpreise sind am Dienstag stark unter Druck geraten. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 100,11 US-Dollar. Das waren 4,98 Dollar weniger als am Montag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 4,66 Dollar auf 92,35 Dollar.

Gedrückt wurden die Ölpreise durch Nachrichten aus dem Irak. Das staatliche irakische Ölunternehmen Somo teilte mit, dass die Ölexporte trotz der heftigen Konflikte im Land unverändert weiterliefen. Der politische Konflikt im Irak war in der Nacht zum Dienstag weiter in Gewalt umgeschlagen. Videos zeigten die Miliz Saraja al-Salam des einflussreichen Schiitenführers Muktada al-Sadr, die sich in der sogenannten Grünen Zone in Bagdad mit Iran-treuen Milizen schwere Kämpfe liefert. Der Irak ist ein wichtiges Ölförderland und Mitglied des Ölkartells Opec.

Am Montag hatten die Erdölpreise noch kräftig zugelegt. Auslöser waren Sorgen über das ohnehin knappe Angebot. Neben den Unruhen im Irak beunruhigt auch die Lage in Libyen die Märkte. "Es kam am Wochenende in der libyschen Hauptstadt Tripolis zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit mehreren Todesopfern, was neue Zweifel an der Stabilität des Landes und damit auch der Ölproduktion in Libyen aufkommen lässt", schreibt Commerzbank-Experte Carsten Fritsch. Die Produktion hatte sich dort nach monatelanger Blockade von Ölfeldern und Ölhäfen gerade erst wieder normalisiert. Hinzu kommen Äußerungen aus dem besonders ölreichen Land Saudi-Arabien, die auf eine künftig geringere Förderung durch den Ölverbund Opec+ hindeuten könnten.

Begrenzt werden die Preisaufschläge durch die Nachfrageseite. Dort herrscht die Sorge vor, dass die erwartete deutliche Abkühlung der globalen Konjunktur den Bedarf an Rohöl, Benzin und Diesel spürbar verringern könnte. Ungeachtet dessen bewegen sich die Ölpreise immer noch auf hohem Niveau, was vor allem auf den Ukraine-Krieg und scharfe Sanktionen westlicher Länder gegen Russland zurückgeht.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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