Kutzers Zwischenruf: Auch Anleger müssen von und mit Krisen lernen

Hermann Kutzer · Uhr
Quelle: Adam Vilimek/Shutterstock.com

Spätestens mit den großen Schritten der Fed kann jeder erkennen, was eine mutige Zinswende bedeutet (Kampf gegen Inflation) und welches Risiko damit verbunden ist (Gefahr für die Konjunktur). Die kontroversen Debatten im Bundestag von heute und die ganz unterschiedlichen Stellennahmen aus der Wirtschaft zum Thema Energiesicherheit bilden die gewohnte parlamentarische Fülle von Meckerei und Besserwisserei. Das Ganze natürlich betont öffentlichkeitswirksam. Kein Autor und kein Redner verwenden an passender Stelle die Formulierung „Das weiß ich nicht“. Die ist so selten, dass ich den Radio-Talk vor einigen Jahren nie vergessen werde, der sich mit dem allgemeinen und spezifischen Wissen der Politiker beschäftigte: Der höchstprominente Gast räumte in dieser Sendung ein, er würde gerne ab und an zugeben, eine Frage nicht beantworten zu können, „weil ich die Antwort nicht kenne“. Und dann ergänzte er leise, für Politiker verbiete sich „Das weiß ich nicht“, weil man sonst nicht mehr (nicht nur von den Medien) ernst genommen, sondern als inkompetent gelten würde. Das ist leider so.

(Achtung, Ironie): Das Parlament setzt sich nur aus Experten zusammen. Die können noch so komplexe und komplizierte Probleme aufdröseln und sogleich zu einer Handlungsstrategie wieder zusammensetzen. Die wissen genau, wie jede Corona-Variante zu kurieren ist und welche Panzer für die ukrainische Armee am besten geeignet sind, kennen die Gedanken des Aggressors Putin – und natürlich den Konjunkturverlauf in Europa en gros und en detail. Für die nächsten Jahre.

Nein, bei aller gebotenen Härte der politischen Diskussion sollte erkannt und anerkannt werden, dass sich die Herausforderungen durch Krisen, Kriege und andere Katastrophen immer wieder verändern – und nicht wiederholen. Sie zwingen zum Lernen. Das gilt auch für die Börse und den Aktienmarkt. Kein Anleger sollte sich auf „Weisheiten“ früherer Epochen blind verlassen, kein Anleger sollte sich andererseits neuen Lernprozessen und Erkenntnissen verschließen.

Das EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hat die Bereitschaft der Notenbank zu weiteren Zinserhöhungen im Kampf gegen die rekordhohe Inflation bekräftigt. „Ich gehe davon aus, dass der EZB-Rat in seiner nächsten Sitzung die Zinsen weiter anheben wird", sagte Schnabel in einem Interview. „Wie groß dieser Schritt sein wird und bis zu welchem Niveau wir die Zinsen anheben werden, kann ich derzeit nicht sagen. Wir fahren auf Sicht und bewerten die Konjunktur- und Inflationsdaten vor jeder Sitzung aufs Neue." Wenigstens diesem Procedere kann man zustimmen. Auch die Europäische Zentralbank muss dazulernen. Hoffentlich das Richtige.

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