Wenn ein ETF zum Renditengrab wird

ETF mit inflationsgeschützten Anleihen schützt nicht vor Inflation

onvista · Uhr
Quelle: Kavaleuskaya Aksana/Shutterstock.com

Die Inflation in Deutschland ist seit zwei Monaten zweistellig. Wir haben die höchste Rate seit 1951. Doch wie kann man als Anleger sein Geld schützen?

Einige Staaten geben inflationsindexierte Anleihen aus. Sie zahlen einen festen sowie einen variablen Zins, der sich an der Höhe der Inflation orientiert.

Es gibt auch ETFs, die in solche Anleihe investieren. Ist das nicht eine gute Gelegenheit für Anleger, über einen ETF in solche sicheren Anleihen zu investieren? Achtung, Spoiler: Nein, ist es nicht. Solche ETFs halten leider nicht das Versprechen von Anleihen: nämlich dem Depot Stabilität zu geben.

Je höher die Inflation, desto niedriger die Rendite

Die Zinsen aus „normalen“ Anleihen setzen sich aus drei Komponenten zusammen:

  • Kreditausfallrisiko
  • Erwartete Inflation
  • Laufzeit

Um Abnehmer zu finden, muss der Anleihenzins höher sein als der Leitzins. Jetzt kommt das Paradoxe: Je höher der Leitzins ist, desto niedriger die Rendite eines ETFs mit inflationsgeschützten Anleihen.

Der Grund ist das Zinsänderungsrisiko. Erhöhen die Zentralbanken den Leitzins, müssen Emittenten nachziehen, um noch attraktiv für Anleger zu sein. Dabei wird der Zins an die erwartete Inflation angepasst. Anleger, besonders institutionelle, stoßen nun ihre alten Anleihen ab und kaufen die neuen, besser verzinsten. Im Ergebnis: Die alten Anleihen sinken – und mit ihnen auch der Kurs dieses ETFs.

So verliert man in Zeiten einer Inflation Geld, wenn man in einen ETF investiert, der inflationsgeschützte Anleihen erwirbt.

Konkretes Beispiel

Beispiel: Lyxor gibt einen solchen ETF aus, der inflationsgeschützte Anleihen herausgibt. Im März 2022 lag der Preis für einen Anteil bei 181 Euro, heute bei 159 Euro (Stand: 02.11.2022). Das ist ein Minus von 12,2 Prozent – obwohl in dieser Zeit die Inflation im gesamten Euroraum gestiegen ist.

Ein Blick in die Zusammensetzung: Die größte Gewichtung mit 5,67 Prozent hat eine französische Anleihe, die 2011 emittiert wurde und einen festen Kupon von 2,043 Prozent hat. Im März lag sie bei 129,17 Prozent, heute bei 111,13 Prozent. Das ist ein Minus von 14 Prozent – und das trotz gestiegener Inflation. Der ETF hält diese Anleihe während ihrer gesamten Laufzeit. Fällt ihr Kurs, leidet die Perfomance des ETFs.

Wer von den inflationsgeschützten Anleihen profitieren will, soll sie zeichnen und über die ganze Laufzeit halten. Denn dann erhält man den festen Zins und den Inflationsausgleich. Eine Investition in einen ETF, der solche Anleihen hält, ist dagegen ein Renditengrab. Wer hier investiert, investiert breit in mehrere Anleihen und somit auch in die Kurse des Sekundärmarktes.

ETFs mit inflationsgeschützten Anleihen sind aktives Investieren

Da ist es sinnvoller, diese Anleihe zu zeichnen und zu halten. Denn wer sie hält, nicht verkauft und am Laufzeitende den Nennwert plus Inflationsausgleich wieder zurückerhält, den kümmern Kursschwankungen nicht.  Aber wer über einen ETF einsteigt, zeichnet keine Anleihen, sondern investiert breit in einen Korb voller Anleihen, die am Sekundärmarkt gehandelt werden. Deren Kurse bestimmen den Kurs des ETFs. Und wenn institutionelle Anleger ihre alten Anleihen abstoßen und neue, besser verzinste kaufen, dann fällt der Kurs und mit ihm auch der Kurs des ETFs.

Gewinne kann man immer erzielen, es kommt alles auf den richtigen Einstieg und Ausstieg ab. Aber dann muss man den Markt und die Zinspolitik der Zentralbanken beobachten und zum richtigen Zeitpunkt investieren und aussteigen. Das ist schon ein aktives Investieren und widerspricht dem Grundgedanken des passiven Investierens.

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