Kutzers Zwischenruf: Jahresprognosen (II): Dax steigt auf 15.000 Punkte

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Wie erwartet mehren sich jetzt die mit konkreten Zahlen unterlegten Vorhersagen für den Verlauf von Wirtschaft und Finanzmärkten im kommenden Jahr. Die Prognosesaison hat begonnen. Auch 2023 dürfte kein einfacher Jahrgang werden. Jedenfalls bemühen sich Volkswirte und Analysten um differenzierende Ausblicke. Trotz aller Sorgen wird den Anlegern auch Mut gemacht. Das DG Bank Research hat heute seine Jahresprognose vorgelegt. Die wichtigsten Punkte:

  • Rezession in Europa und den USA
  • Inflation in Deutschland mit 7,6 Prozent weiter historisch
  • Anleihen zunehmend attraktiv
  • Dax erreicht 15.000 Punkte

Die Analysten blicken verhalten auf das kommende Jahr. Sie erwarten für die Eurozone und die Vereinigten Staaten eine spürbare Rezession, die sich erst ab der zweiten Jahreshälfte entspannen wird. Die Inflation bleibt in Europa weit über dem EZB-Ziel von 2 Prozent, weshalb die Notenbank ihre Zinswende vorerst mit großen Schritten weiterführen dürfte. Das verleiht den Anleiherenditen Auftrieb und beendet den Anlagenotstand der vergangenen Jahre. Aktien bleiben attraktiv, weil insbesondere Großunternehmen kräftige Gewinne einfahren und mit den historischen Teuerungsraten umgehen können. Für den Dax sagt die DZ Bank 15.000 Punkte voraus.

In Deutschland lässt das Ende der billigen Energie die Wirtschaft stark einbrechen, die sich dadurch „nachhaltig verändern“ dürfte. „Eine Gasmangellage droht im Winter aber nicht“, sagt Chefvolkswirt Michael Holstein. Die Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass der aktuelle Preisrückgang beim Erdgas nur von kurzer Dauer ist. Für das kommende Jahr wird mit einem Preis zwischen 150 und 200 Euro je Megawattstunde gerechnet. Teures Flüssiggas muss auf dem wettbewerbsintensiven Weltmarkt eingekauft werden. 2021 kostete die Megawattstunde im Durchschnitt nur 48 Euro.

Auch wenn die Gas- und Strompreisbremse der Bundesregierung Industrie und Verbrauchern helfen wird, vergleicht das DZ Bank Research die kommende Rezession in Bezug auf Schwere und Dauer mit den energiepreisbedingten Krisen der 1970er und 80er Jahre. „Wir rechnen für 2023 ab dem zweiten Quartal mit einer langsam beginnenden Erholung. Der Kaufkraftverlust lässt den Konsum sinken, was viele Unternehmen spüren werden“, so Holstein. „Die hohen Energiepreise werden Deutschland und Europa lange belasten.“ Die unsichere Wirtschaftslage und steigende Zinsen frieren zudem den Immobilienmarkt in Deutschland ein.

Trotz hoher Inflation wird ein Comeback der Anleihen erwartet. Sichere Anleihen von Staaten und Unternehmen mit Investment Grade bieten wieder zunehmend Renditen oberhalb von 4 Prozent. Mit Blick auf die Zinswende und ausgehend davon, dass sich der Energiemarkt zumindest mittelfristig entspannt, dürfte die Inflation ab dem übernächsten Jahr wieder in Richtung 2 Prozent zeigen. Der jährliche Kupon von neu emittierten Bonds stabilisiert das Portfolio dann wieder und könnte sogar für positive Realrenditen sorgen.

Die großen Aktiengesellschaften in den internationalen Blue Chip-Indizes navigieren überwiegend erfolgreich durch das Krisenumfeld. Der Aktienmarkt bleibt zwar abhängig von den Notenbank-Aktivitäten, da die steigenden Anleiherenditen Opportunitätskosten für Wertpapiere darstellen. Die Zinswende bedeutet aber nicht, dass Aktien keine Gewinnchancen mehr bieten. Die Volatilität ist weiter hoch und die Ertragsstärke bleibt eine Schlüsseleigenschaft bei der Aktienauswahl. In einem schwierigen Umfeld mit hoher Inflation sind deshalb etablierte Großunternehmen aus Industrieländern die erste Wahl, erklären die Strategen, denn viele Blue Chips stellen nicht nur die Inflationsverursacher dar, sondern auch die Inflationsgewinner. Auch zyklischen Werten wird Aufholpotenzial zugetraut.

Entscheiden Sie selbst, geschätzte Anleger, ob Sie wieder zu hochklassigen Anleihen zurückkehren wollen. Wenn auch Sie (wie das DG Bank Research) ein Dax-Ziel von 15.000 per Ende 2023 für realistisch halten, sind Top-Aktien in meinen Augen die attraktivere Anlageklasse.

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