Dax Tagesrückblick 15.12.2022: Sell Off! Dax schließt unterhalb von 14.000 Punkten

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Dax
Dax · Quelle: H-AB Photography/Shutterstock.com

Das Fazit der gestrigen "Dax Chartanalyse" lautete wie folgt:

...sollte der Unterstützungsbereich um 14.350 Punkte allerdings nachhaltig unterboten werden, steht schnell wieder der Bereich um 14.000 Punkte auf der Agenda.

Henry Philippson

Heute war es dann soweit - der deutsche Leitindex startete am Morgen mit einer größeren Abwärtskurslücke im Bereich um 14.350 Punkte in den Handel. Die Unterstützung in dieser Zone konnte nicht gehalten werden und am Nachmittag kam dann richtig Verkaufsdruck auf. Der Grund waren unerwartet hawkishe Töne von EZB-Chefin Lagarde.

Der DAX ging am Ende des Tages mit einem Minus von 3,28 Prozent bei 13.986 Punkten aus dem Handel, der MDAX verlor hingegen "nur" 2,27 Prozent.

EZB wird (endlich) restriktiver

Im Angesicht der anhaltenden rekordhohen Inflation in der Eurozone erkennt nun auch die EZB endlich die Zeichen der Zeit und deutet einen restriktiveren Kurs an als zuletzt erwartet - viel zu lange wurde dies versäumt. Mit einer vorausschauenden Geldpolitik - wie es eigentlich sein sollte, hat dies natürlich nichts zu tun. Bereits vor über anderthalb Jahren begann die Konsumgüterinflation in der Eurozone anzuziehen - die EZB hat hier viel zu spät und viel zu zaghaft reagiert.

Quelle: Tradingeconomics

"Die EZB stellt alle Signale auf restriktiv", kommentierte Volkswirtin Metal Mehta von Legal & General Investment Management. Sie schließe aus Sorge um die Inflation zu anderen Zentralbanken auf, die ebenfalls die Zügel angezogen hätten. Denn neben den Aussagen zu weiteren Zinsanhebungen sollen die Anleihebestände von März an schrittweise zurückgefahren werden.

Zudem hob die EZB ihre Inflationserwartungen für die kommenden zwei Jahre zum Teil deutlich an, während sie die Prognose für das Wachstum im Euroraum senkte. "Damit wird das so gefürchtete Stagflationsszenario ein gutes Stück wahrscheinlicher", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners. Ernst werde es zudem, sobald die Rückzahlungsbeträge aus fälligen Anleihen nicht mehr vollständig reinvestiert würden und so dem Markt Liquidität entzogen werde.

Neben diesen für die Börsen negativen Neuigkeiten schlugen zudem eine Reihe schwacher Wirtschaftsdaten aus den USA ins Kontor, die laut Marktbeobachter Andreas Lipkow auf eine deutliche Konjunkturabkühlung der weltgrößten Volkswirtschaft deuten.  

EUR/USD zeitweise oberhalb von 1,07 USD

Der Euro hat am Donnerstag zumindest zeitweise von der Aussicht auf weitere Zinsanhebungen im Währungsraum profitiert. Im Tageshoch stieg die Gemeinschaftswährung bis auf 1,0735 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Juni. Die Gewinne konnten aber nicht gehalten werden, am späten Nachmittag notierte der Euro noch mit 1,0645 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0621 (Mittwoch: 1,0649) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9415 (0,9391) Euro.

Zeitweisen Auftrieb erhielt der Euro durch den Zinsentscheid der EZB. Zwar hob die Notenbank ihre Leitzinsen erwartungsgemäß um 0,5 Prozentpunkte und damit etwas weniger deutlich an als zuletzt. Allerdings kamen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde starke Worte: Nicht nur stellte sie weitere Zinsanhebungen in Aussicht. Auch machte sie klar, dass die Anhebungen im aktuellen Tempo erfolgen dürften, um der hohen Inflation Herr zu werden.

Die Finanzmärkte wurden durch diese Äußerungen auf dem falschen Fuß erwischt. Viele Marktteilnehmer hatten bisher darauf gesetzt, dass die EZB ihren Straffungskurs in nicht allzu ferner Zukunft abbricht, um die schwächelnde Wirtschaft nicht zu überfordern. Danach sieht es aktuell aber nicht aus: Lagarde habe klargestellt, dass die derzeitigen Markterwartungen für die Leitzinsen zu niedrig seien, kommentierte Europa-Chefökonom Claus Vistesen vom Analysehaus Pantheon Macroeconomics.

Öl erneut unter Druck

Die Ölpreise sind am Donnerstag gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Nachmittag 81,35 US-Dollar. Das waren 1,36 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 1,47 Dollar auf 75,81 Dollar.

Nach Einschätzung von Marktbeobachtern haben auch Fortschritte bei den Reparaturarbeiten an einer wichtigen Ölpipeline in den USA die Preise belastet. Zuletzt war bekannt geworden, dass ein Teil der US-Ölpipeline Keystone wieder in Betrieb genommen wurde. Die Pipeline verläuft von Kanada durch die Vereinigten Staaten an die US-Golfküste und ist für den amerikanischen Ölsektor von erheblicher Bedeutung.

Am Markt wurde aber auch auf die jüngste Kursentwicklung des Dollar verwiesen. Am Devisenmarkt legte der Dollar zu fast allen wichtigen Währungen zu. Da Rohöl in Dollar gehandelt wird, wird es für Anleger aus anderen Währungsräumen teurer.  (mit Material von dpa-AFX)

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