Wacker Chemie erwartet nach Rekordjahr Gewinneinbruch

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München (Reuters) - Der Münchner Spezialchemiekonzern Wacker Chemie rechnet nach zwei Boom-Jahren mit einem Umsatz- und Gewinneinbruch.

"Die Dynamik der Weltwirtschaft hat sich deutlich abgeschwächt", sagte Vorstandschef Christian Hartel am Dienstag. Das mache sich vor allem in der Baubranche bemerkbar, die Wacker mit Silikonen, Bindemitteln und Klebstoffen (Polymeren) beliefert. Im Januar und Februar sei die Nachfrage in vielen Branchen zurückgegangen. "Der März sieht besser aus, die Kunden bestellen aber noch sehr kurzfristig", sagte Finanzvorstand Tobias Ohler. Wacker rechnet daher für das laufende Jahr nur noch mit einem Umsatz zwischen 7,0 und 7,5 (2022: 8,2) Milliarden Euro, das wäre ein Rückgang um bis zu 15 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde noch stärker schrumpfen: auf 1,1 bis 1,4 (2,08) Milliarden Euro.

Kopfzerbrechen machen dem Vorstand die hohen Strompreise, die vor allem die energieintensive Produktion von Polysilizium für die Chip- und die Solarindustrie belasten. Auf Wacker Chemie entfallen allein 0,8 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. "Das A und O sind wettbewerbsfähige Energiepreise", sagte Hartel. Sonst drohe der Wiederaufbau der Solarindustrie in Europa schon im Ansatz zu scheitern. An den bestehenden Polysilizium-Anlagen in Burghausen und im sächsischen Nünchritz will Wacker nicht rütteln. "Das sind Anlagen, die sie nicht verlagern können" so Hartel. Neue Fabriken in Europa zu bauen, lohne sich bei den Energiepreisen aber nicht.

Im vergangenen Jahr seien die Kosten für Energie, Rohstoffe und Transport um 50 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro nach oben geschnellt, rechnete Ohler vor. Für 2023 gibt der Finanzvorstand leichte Entwarnung: Rohstoff- und Logistikkosten gingen zurück, die Energiepreise könnten zumindest nicht weiter steigen. Wacker habe sich durch Absicherungsgeschäfte 80 Prozent des Bedarfs für 2023 bereits gesichert.

Im vergangenen Jahr nutzte Wacker die starke Nachfrage mit Verweis auf die hohen Kosten für kräftige Preiserhöhungen und steigerte den Umsatz damit um 32 Prozent auf ein Rekordniveau. Den größten Zuwachs erlebte das Polysilizium-Geschäft mit einem Umsatzplus von 50 Prozent, für 2023 rechnet Wacker in der Sparte aber mit einem Einbruch um rund ein Viertel. Die Preise dürften in den nächsten Jahren deutlich sinken. Den größten Beitrag zum operativen Rekordergebnis von 2,08 (1,54) Milliarden Euro lieferte 2022 die Silikon-Sparte, deren Ebitda um 59 Prozent auf 876 Millionen Euro schnellte.

Der Nettogewinn kletterte um 55 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro. Davon sollen die Aktionäre mit einer um 50 Prozent auf zwölf Euro je Aktie erhöhten Dividende profitieren. Das trieb die Wacker-Aktie um 4,4 Prozent auf 152 Euro nach oben. Nach dem gescheiterten Verkauf des Chip-Zulieferers Siltronic an die taiwanische GlobalWafers ist kein neuer Käufer für die 31-Prozent-Beteiligung von Wacker in Sicht. "Wir warten weiter auf die Kombination von richtigem Käufer und angemessenem Preis", sagte Hartel.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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