DEUTSCHE POST IM FOKUS: Chefwechsel im Blick

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Am Mittwoch (3. Mai) will die Deutsche Post ihre Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Präsentiert werden sie erstmals vom designierten Chef Tobias Meyer. Was die Post zum Jahresauftakt erwartet, was Analysten sagen und wie die Aktie sich entwickelt hat.

Das ist los bei der Post

Nach 15 Jahren tritt Frank Appel in der neuen Woche seinen Chef-Posten bei der Deutschen Post ab. Sein Nachfolger Tobias Meyer gibt seinen Einstand bei der Präsentation der Zahlen zum ersten Quartal. Einen Tag später soll der 47-Jährige auf der Hauptversammlung zum neuen Chef des Konzerns ernannt werden.

Angekündigt war der Wechsel schon vor rund anderthalb Jahren, der Vollzug ging schrittweise vonstatten. Zunächst gab Meyer im vergangenen Sommer seine bisherige Verantwortung für das Geschäft Post und Paket Deutschland ab, übernahm dafür bereits die Konzernverwaltung von Appel. Die operative und strategische Verantwortung bekommt er nun in der neuen Woche übertragen.

Und Appel? Der wurde nicht müde, bei Auftritten zu betonen, wie gut es gewesen sei, dass in einer Krise wie dem Ukraine-Krieg ein erfahrener Manager wie er selbst an der Spitze des Konzerns stand. Der Manager wähnt den Konzern aber auch zukünftig in guten Händen. Er habe stets gehofft, dass sein Nachfolger "besser oder anders" sei als er selbst, Meyer sei beides.

Bislang ist der neue Post-Chef eher wenig in Erscheinung getreten. Überhaupt gilt er als ruhiger und zurückhaltender als Appel. Er steht vor der Herausforderung, dem Unternehmen seine Handschrift zu verleihen. Denn unter seinem Vorgänger wandelten sich die Bonner vom deutschen Briefdienstleister zu einem globalen Logistikkonzern, der insbesondere in Europa und in Teilen Asiens den US-Konkurrenten Fedex und UPS das Wasser reichen kann.

Eine von Meyers Hauptaufgaben dürfte es sein, das Geschäft im Heimatmarkt (Post&Paket Deutschland) wieder auf die Füße zu stellen. Schließlich hat er es drei Jahre lang als Vorstandsmitglied verantwortet. Das Segment leidet angesichts zurückgehender Sendungsmengen und hoher Kosten.

Die Ertragsperle des Konzerns ist mittlerweile das Geschäft mit zeitkritischen Sendungen (DHL Express). Es erwirtschaftete 2022 mit mehr als vier Milliarden Euro fast die Hälfte des operativen Konzerngewinns. Das verantwortliche Vorstandsmitglied John Pearson prognostizierte im März im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX für das Segment einen starken Schlussspurt im ersten Quartal.

Das sagen die Analysten

UBS-Analyst Sebastian Vogel erwartet eine Erholung des Express-Geschäfts. Die Umsätze des Segments dürften sich als robuster erweisen als es der Markt derzeit erwarte, schrieb er jüngst in einer Studie. Wenn sich die Konjunktur erhole, sollte sich dies in einer verbesserten Profitabilität niederschlagen. Sein Kollege Samuel Bland von der US-Bank JPMorgan rechnet hingegen damit, dass die Preise im Express-Geschäft zu einem recht skeptischen Ausblick des Konzerns führen, der wiederum Korrekturen der Markterwartungen auslösen dürfte.

Laut den von der Post zur Verfügung gestellten Daten erwarten Analysten für das erste Quartal im Schnitt einen Rückgang des Konzernumsatzes um gut neun Prozent auf 20,5 Milliarden Euro. Weniger als ein Drittel davon soll auf das Express-Geschäft entfallen. Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte sogar um rund ein Drittel zurückgehen. Hier prognostizieren die Marktexperten knapp 1,46 Milliarden Euro, wobei das Express-Segment über die Hälfte beitragen soll.

Seit der Bilanzpressekonferenz im März haben sich sieben von dpa-AFX erfasste Analysten zur Post-Aktie geäußert. Fünf von ihnen empfehlen die Aktie zu kaufen, einer zu halten, einer zu verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 45,67 Euro und damit um knapp fünf Prozent über dem Schlusskurs von Freitag

Das macht die Aktie

Dabei hat die Deutsche-Post-Aktie in den abgelaufenen Wochen einen kleinen Dämpfer bekommen. Hintergrund waren die Quartalszahlen vom US-Paketdienst UPS, der angesichts geringerer Sendungsmengen etwas zurückhaltender auf das laufende Jahr blickt und somit die Sorgen auch bei den Post-Anlegern schürte.

Und auch zuvor mussten die Anleger immer mal wieder Rückschläge verkraften. Nachrichtlich ging es dabei sowohl um operative Treiber als auch Bremsklötze für das Post-Geschäft als auch um Anpassungen des Konzernportfolios. So wird unter anderem immer wieder darüber spekuliert, ob die Bundesregierung ihre Beteiligung verändert. Jüngst soll es um die Erwägung gehen, die Anteile des Bundes an einen Sonderfonds zu übertragen.

Zudem erwägt die Deutsche Bahn wohl den Verkauf des Logistikers Schenker, der dann womöglich für die Post interessant sein könnte. Noch-Chef Appel zufolge will sich das Unternehmen eine mögliche Übernahme zumindest anschauen, wenn das Geschäft irgendwann zum Verkauf stehen sollte.

Und außerdem war das erste Quartal geprägt vom Tarifkonflikt mit den Beschäftigten im Zustellgeschäft und den Verteilzentren. Es drohte ein unbefristeter Streik, der nur in letzter Minute abgewendet werden konnte. Insgesamt steht für die Aktie seit Jahresbeginn ein Plus von knapp einem Viertel zu Buche. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf fast 54 Milliarden Euro.

Bis zum Rekordhoch der Aktie über 61 Euro, das sie Mitte 2021 während des Booms des Online-Handels mitten in der Corona-Pandemie erreicht hatte, bleibt es indes noch ein weiter Weg.

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